0599 - Die Burg der Schlange
einstellen, so daß sie sowohl gegen schwarzmagische Wesen, als auch gegen feindlich gesonnene Menschen einen gewissen Schutz boten.
Zamorra nahm einen der Strahler, die an magnetischen Haftplatten ›klebten‹, aus dem Koffer, befestigte ihn so an seinem Gürtel, daß er von der Lederjacke verdeckt wurde, und reichte Nicole wortlos die zweite Waffe.
Seine Gefährtin sah ihn an.
»Glaubst du, daß es Probleme geben wird?« fragte sie ernst.
Die Vergangenheit hatte ihr mehr als einmal deutlich vor Augen geführt, daß man Zamorras Instinkten und Vorahnungen vertrauen konnte. Und auch sollte, wenn einem das Leben lieb war.
Zamorra zuckte die Achseln.
»Keine Ahnung«, sagte er. »Aber Vorsicht ist allemal sinnvoller, als nachher die Kosten für die Beerdigung zusammenkratzen zu müssen.«
Nicole zögerte einen Moment. Dann nahm sie den Strahler und steckte ihn ein.
Obgleich sie wie Zamorra nicht viel von Waffen hielt, wußte sie, daß es manchmal unumgänglich war, sich zur Wehr zu setzen.
Zamorra öffnete die Fahrertür und stieg aus. Nachdem er den Verschlag geschlossen hatte, ließ er seinen Blick über die eindrucksvolle Fassade von Hexham Castle schweifen.
Er hatte zwar keine Ahnung, was er hier zu finden hoffte, aber wie es aussah, war seine Netztheorie der einzige brauchbare Hinweis, den sie im Moment hatten.
Nicole trat neben ihn. »Sieht nicht unbedingt wie ein Spukschloß aus, hm?«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Nicht sehr, nein.«
Nicole deutete zum Portal des Hauses. »Willst du nachsehen, ob jemand daheim ist?«
Er nickte. »Wo wir schon mal hier sind…«
Zamorra ging die ausgetretenen Stufen zum breiten Doppelportal des Gebäudes hinauf, hob die Hand und klopfte gegen das dunkle, eisenharte Holz.
Im Grunde genommen erwartete er nicht, daß tatsächlich jemand öffnen würde, daher war er um so überraschter, als die rechte Torhälfte unvermittelt nach innen schwang und ihm eine junge, auffallend hübsche blonde Frau in einem weiten, geblümten Kleid gegenüberstand.
Sie musterte ihn mit fragendem Blick.
»Ja, bitte?« sagte die hübsche Blonde.
»Guten Abend«, begann Zamorra. Er erinnerte sich daran, daß alle angeblichen Schlangenopfer Tramper oder Touristen gewesen waren und sagte: »Bitte, verzeihen Sie die Störung, Madame, aber meine Begleiterin und ich haben von der Straße aus Ihr herrliches Anwesen erblickt und uns gefragt, ob es wohl gestattet ist, sich hier ein wenig umzusehen?«
Bevor die Blonde auf Zamorras Frage antworten konnte, erklang aus dem Hintergrund eine Frauenstimme sanft und zugleich ein wenig rauchig.
»Wer ist es, Sandra?«
Die Blondine wandte sich halb in die Halle um.
»Zwei Leute, die sich das Anwesen anschauen möchten«, rief sie.
Offenbar handelte es sich bei Sandra nicht um die Hausherrin, sondern um eine Art Dienstmädchen. Unter Umständen war sie auch die Tochter der Hausdame.
»Mein Name«, sagte der Parapsychologe in der Hoffnung, daß ein wenig Höflichkeit und Offenheit sie weiterbringen würde, »ist Zamorra…«
Nicole erstaunte diese Offenheit. Scheinbar hatte Zamorra seinen ursprünglichen Plan geändert.
In diesem Moment erschien die Frau mit der markanten Stimme neben der Blondine im Türrahmen. Eine eindrucksvolle, durch und durch imposante Erscheinung.
Großgewachsen. Schlank. Mit schwarzem, modisch hochtoupiertem Haar, überaus femininen Zügen, großen, dunklen Augen mit geschwungenen Wimpern und vollen, von Natur aus roten Lippen. Ausgeprägte Wangenknochen verrieten, daß zumindest ein Elternteil aus südlichen Gefilden stammte. Eine Schönheit.
»Wie sagten Sie, heißen Sie?« erkundigte sie sich.
Ihr Blick verriet Neugierde.
»Zamorra«, wiederholte er. »Ich…«
Die Schöne legte fragend die Stirn in Falten, ließ ihn nicht zu Ende sprechen. »Doch nicht etwa Professor Zamorra, der bekannte Parapsychologe?«
»Äh, doch, ja.« Zamorra nickte. »Woher…?«
Die Schwarzhaarige strahlte. »Na, so ein Zufall!« rief sie erfreut. »Ich habe alle Ihre Bücher gelesen, Professor!«
Zamorra begriff, daß das ihre Chance war, mehr über Hexham Castle in Erfahrung zu bringen, und ließ seinen Charme spielen, von dem Nicole oft genug lästernd und spitzbübisch behauptete, daß er ihn gar nicht hätte. »Ach, Sie waren das also«, erwiderte er mit einem einnehmenden Lächeln.
Die Dunkelhaarige lachte fröhlich. Ein Geräusch, als ob ein milder Hauch durch ein gläsernes Windspiel streichen würde.
»Ihre Bescheidenheit
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