0599 - Die Burg der Schlange
werden gleich sehen, warum…«
Mit diesen Worten stieß sie die beiden Türhälften nach innen auf.
Zamorra und Nicole traten über die Schwelle und sahen sich mit staunend geöffneten Mündern in dem Zimmer mit der hohen, kuppelförmigen Decke um.
Der Trophäenraum war angefüllt mit Souvenirs aus sämtlichen Teilen der Welt. An den Wänden hingen geknüpfte Teppiche, bemalte Holzmasken, die Götter und Dämonen darstellten, Waffen aller Art, vom Breitschwert über Gewehre bis hin zum Blasrohr, - und auch präparierte Tierköpfe und Geweihe.
Das Zimmer war vollgestellt mit Glasvitrinen, in denen seltene, teilweise kostbare Figuren, Edelsteine und Fossilien lagerten. Es schien nichts zu geben, das man nicht finden konnte, wenn man hier danach suchte.
Vom Straußenei über Stachelschweinstacheln oder den Kopfschmuck eines tibetanischen Familienoberhauptes gab es nichts, was es nicht gab.
»Donnerwetter«, murmelte Zamorra, trat näher an eine der Vitrinen heran und ließ den Blick über die Versteinerungen und in Bernstein verschlossene Insekten wandern. »Eine beeindruckende Sammlung.«
Sylvia nickte. »Wie ich bereits sagte, mein ganzer Stolz.«
»Woher stammen diese Dinge alle?« fragte Nicole. »Haben Sie die ganze Sammlung zusammengetragen?«
»Gott bewahre, nein!« Lady Sylvia schüttelte den Kopf. »Die Stücke in diesem Raum wurden im Laufe von vierhundert Jahren von meiner Familie zusammengetragen. Meine Vorfahren waren viel auf Reisen, zunächst im Dienste des Königreichs, später, weil es die eigenen Geschäfte erforderten. Allerdings«, fügte sie hinzu, »habe auch ich das eine oder andere Souvenir aus Asien, Australien und Lateinamerika mitgebracht.«
Zamorra pfiff leise durch die Zähne.
»Sie scheinen nicht weniger gereist zu sein als Ihre Ahnen«, sagte er, nahm eine kleine indianische Holzstatue zur Hand und betrachtete sie interessiert.
Dann sah er Lady Sylvia an.
»Wie kommt es, daß Sie trotz Ihrer Jugend bereits so weit herumgekommen sind?«
Die Lady lächelte. »Ganz einfach. Ich bin von Beruf Archäologin und deshalb häufig in allen Teilen der Welt unterwegs. Zuletzt verbrachte ich zwei Jahre in Peru, wo ich die Ausgrabungen an einer Maya-Stadt im Urwald geleitet habe. Tatsächlich bin ich erst vor fünf Monaten aus Südamerika nach England zurückgekommen.«
»Sieh mal an«, kommentierte Zamorra. »Ich wußte gar nicht, daß es so hübsche Archäologinnen gibt…«
Nicole sah ihn erstaunt an. Was, zum Teufel, sollte denn jetzt dieser Spruch.
»Sie sind ein Schmeichler, Professor«, stellte Lady Sylvia nicht ohne eine gewisse Zufriedenheit fest. Sie wandte sich an Nicole. »Ist er immer so?«
Nicole zuckte nur mit den Achseln. Was hätte sie auf die Frage auch großartig antworten sollen?
»Jedenfalls«, sagte Zamorra, nachdem er die Statue wieder auf die antike Kommode zurückgestellt hatte, »hat es mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen, Lady Sylvia.« Er bedachte sie mit einem charmanten Lächeln. »Aber ich fürchte, wir müssen uns langsam wieder auf den Weg machen. Wir müssen heute abend noch nach Newcastle zurück, weil in Hexham bedauerlicherweise kein Hotel aufzutreiben war, und es ist bereits recht spät.«
»Nun, warum so umständlich, Professor? Hexham Castle hat mehr Gästezimmer als die meisten Hotels in dieser Gegend. Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn Sie und Ihre… Begleitern bis morgen meine Gäste wären.«
Im ersten Moment wollte Zamorra abwinken.
Doch dann schien er Gefallen an der Vorstellung zu finden, die Nacht in Hexham Castle verbringen zu können und sagte lächelnd »Tja, wenn es Ihnen keine Umstände macht, Lady Sylvia…«
Nicole wurde immer verblüffter. Was sollte das? Gehörte das zu irgendeinem Plan, den sich Zamorra ausgedacht hatte?
Die schwarzhaarige Schönheit schüttelte den Kopf. »Ganz und gar nicht macht das irgendwelche Umstände. Sandra wird sich um alles kümmern.« Sie lächelte Zamorra und Nicole fröhlich an. »Dann darf ich davon ausgehen, daß Sie mir nachher beim Dinner Gesellschaft leisten werden?«
Zamorra nickte. »Es ist uns eine Ehre.«
»Nein.« Lady Sylvia Stoker winkte ab. »Das Vergnügen ist auf meiner Seite.« Ihre dunklen Augen funkelten. »Glauben Sie mir, Professor. Ganz auf meiner Seite…«
***
Zamorra holte die Koffer aus dem Rover und brachte sie in das Gästezimmer im ersten Stock von Hexham Castle. Lady Sylvias blonde Assistentin hatte ihnen das Zimmer zugewiesen.
Nicole empfing ihn
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