Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0599 - Die Burg der Schlange

0599 - Die Burg der Schlange

Titel: 0599 - Die Burg der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Kasprzak
Vom Netzwerk:
mit den Worten: »Mußte das sein?«
    Zamorra stellte die Koffer neben dem Bett ab. »Mußte was sein?« erkundigte er sich mit gerunzelter Stirn.
    »Mußtest du das Angebot dieser aufgeblasenen Zimtzicke von einem Burgfräulein wirklich annehmen?«
    »Aufgeblasene Zimtzicke? Was ist los mit dir, Nici? Es war doch sehr freundlich von Lady Sylvia, uns dieses Zimmer zur Verfügung zu stellen.«
    »Es ist bloß so, daß mir das alles nicht besonders gefällt. Zumal dieses Anwesen deiner Theorie nach ja das Zentrum der unheimlichen Vorgänge in dieser Gegend ist.«
    Zamorra winkte ab. »Vergiß es«, sagte er. »Hexham Castle ist völlig sauber. Wenn es hier irgendwelche schwarzmagischen Aktivitäten gäbe, hätte Merlins Stern längst Alarm geschlagen. Außerdem«, fügte er hinzu, während er seinen Koffer auf das Himmelbett warf und die Schnallen öffnete, »ist die Unterbringung hier doch luxuriöser als in irgendeinem Hotel in Newcastle, findest du nicht? Ich meine, andere Leute blättern für ›Ferien in der Burg‹ immerhin ein kleines Vermögen hin…«
    Nicole verdrehte die Augen.
    »Chef«, sagte sie. »Ich traue dieser Frau nicht über den Weg.«
    Zamorra blickte auf. Wenn sie ihn Chef nannte, dann meinte sie es sehr ernst.
    »Warum nicht?« wollte er wissen. »Hast du etwas bemerkt, was mir entgangen ist?«
    »Nein, das nicht. Es ist nur ihre Art.«
    Er lächelte sie an. »Sie benimmt sich ganz normal. Ich weiß nicht, was du hast, Nici.«
    Mit einem resignierten Seufzen schüttelte Nicole den Kopf, griff nach ihrem Koffer und warf ihn ebenfalls aufs Bett.
    Dann begann sie sich ihre Garderobe für das Dinner zusammenzustellen. Eigentlich war sie noch satt von ihrem Abendessen vorhin im Manger in Hexham, aber Zamorra schien bereits wieder Appetit zu haben.
    Die Frage war nur: Worauf?
    ***
    Das Dinner fand im Speisesaal statt, inmitten von zahlreichen alten Ritterrüstungen, die längs der Wände Spalier standen. Das Licht der Kerzenleuchter, die auf der langen, wuchtigen Eichentafel standen, spiegelte sich im Eisen ihrer Schwerter.
    Das Essen war vorzüglich, das mußte selbst Nicole zugeben. Creme-Lauch-Suppe, marinierter Rehrücken mit heißen Preiselbeeren, Pilzen und frittierten Kartoffeln, zum Dessert ein prickelndes Champagner-Sorbet.
    Das gute Essen war es nicht, was Nicole schwer im Magen lag. Trotzdem gab es etwas, das sie nur schwer verdauen konnte.
    Die unverschämte Art, wie Lady Sylvia sich an Zamorra heranmachte, war beinahe schon peinlich.
    Während des gesamten Essens umschmeichelte sie ihn, machte ihm ununterbrochen Komplimente über seine Bücher, sein fundiertes Wissen, sein Aussehen.
    Mindestens ein halbes Dutzend Mal schenkte sie Zamorra ihren hinreißenden Augenaufschlag, und ebenso häufig ließ sie ihre Glutaugen verlangend aufblitzen, um Zamorra deutlich zu machen, daß es nicht nur sein Intellekt war, auf den sie es abgesehen hatte.
    Das Schlimmste daran war jedoch, daß Zamorra diese offensive Anmache zu gefallen schien. Es war, als sonne er sich in der Aufmerksamkeit, die Lady Sylvia ihm entgegenbrachte, als genoß er es, daß sie so eindeutiges Interesse an ihm zeigte.
    Und Zamorra schien auch Nicoles Anwesenheit völlig vergessen zu haben. Er tat, als wäre sie nur noch Luft, konzentrierte sich ganz auf diese exotische Schönheit.
    Irgendwann, nachdem der Kaffee abgeräumt war, konnte Nicole es nicht mehr länger ertragen. Sie warf die Serviette ein wenig zu heftig auf den Tisch, schob ihren Stuhl zurück und stand auf.
    Zamorra und Lady Sylvia sahen sie fragend an.
    »Bitte entschuldigen Sie mich«, sagte Nicole zu der Hausherrin. »Aber ich fürchte, ich habe das Dinner nicht vertragen. Ich werde mich etwas hinlegen.«
    Die schwarzhaarige Schönheit sah sie mit übertriebenem Erstaunen an. »Meine Liebe«, sagte sie dann mit einem verständnisvollen Lächeln. »Ich hoffe, daß es Ihnen bald wieder besser geht. Wahrscheinlich liegt es an der langen Reise. Sie können gerne schon zu Bett gehen, wenn Sie wollen.« Und mit einem Blick in Zamorras Richtung fügte sie hinzu: »Der Professor wird mir hoffentlich noch eine Weile Gesellschaft leisten, oder nicht?«
    Zamorra nickte. »Sehr gerne.«
    »Na, dann…« Nicole strich sich eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn und erwiderte schnippisch. »Ich wünsche Ihnen noch einen recht angenehmen Abend. Und eine gesegnete Nachtruhe!«
    Damit wandte sie sich ab und verließ den Speisesaal, ohne Zamorra auch nur eines Blickes zu

Weitere Kostenlose Bücher