0599 - Die Burg der Schlange
würdigen.
Im Gegensatz zu Zamorra entging Lady Sylvia das reservierte Verhalten Nicoles ihrem Gefährten gegenüber nicht.
Sie blickte Nicole nach, dann sah sie Zamorra wieder an und sagte mit einem süffisanten Lächeln: »Kann es sein, daß Ihre Begleiterin ein wenig eifersüchtig ist, Professor?«
Zamorra wirkte für einen Moment wie vor den Kopf geschlagen. Er war verwirrt.
»Eifersüchtig?« murmelte er. »Warum… warum sollte sie?«
»Ja, warum…?« schmunzelte die Hausherrin.
Dann sah sie Zamorra durchdringend an.
»Wissen Sie, Professor Zamorra, ich war schon immer von Männern wie Ihnen fasziniert. Seit ich denken kann. Von Männern, die Intelligenz und Wissen mit männlicher Kraft und Entschlossenheit in Einklang bringen. Wahrscheinlich kommt das daher, weil mein Vater ein solcher Typ Mann war. Aber wie auch immer…«
Sie blickte Zamorra direkt in die Augen, sprach aus, was die ganze Zeit über zwischen ihnen in der Luft gelegen hatte.
»Sie gefallen mir, Zamorra. Und ich weiß, daß Sie mich ebenfalls anziehend finden. Also, weshalb nutzen wir den angebrochenen Abend nicht, um uns noch besser kennenzulernen?«
»Tja«, sagte Zamorra lahm. Er war verwirrt. Irgend etwas stimmte nicht. Aber er wußte nicht, was.
Warum war Nicole gerade einfach gegangen?
»Also, ehrlich gestanden, ich glaube nicht, daß das eine so gute Idee ist. Ich… ich finde Sie überaus attraktiv, aber…«
Er verstummte und versuchte seinen Blick von ihr abzuwenden. Warum gelang es ihm nicht?
Einen Moment lang schwiegen sie beide.
Dann breitete sich ein Lächeln auf Lady Sylvias Zügen aus.
»Nun, wenn das so ist… Dann hat Ihre Gefährtin wirklich großes Glück, einen Mann wie Sie an ihrer Seite zu wissen. Intelligent, klug, gutaussehend, kultiviert - und treu. Sowas findet man heutzutage nicht besonders häufig.«
»Ich fürchte, da überschätzen Sie mich, Lady Sylvia. Ich bin beileibe nicht so vollkommen, wie Sie mich vielleicht sehen. Ich habe Fehler wie jeder andere Mensch auch. Glauben Sie mir.«
»Ihnen, Zamorra«, sagte Lady Sylvia mit einem irgendwie hintergründigen Lächeln, »würde ich alles glauben…«
***
»Männer«, schimpfte Nicole Duval, ließ die Tür des Gästezimmers hinter sich wuchtig ins Schloß fallen und ging zum Bett hinüber. »Als Gott diese debilen Idioten schuf, muß er volltrunken gewesen sein…«
Sie ließ sich rücklings auf das Himmelbett sinken, schloß für eine Sekunde die Augen und seufzte.
Ihre Gedanken drehten sich um Lady Sylvia, die Zamorra mit einer Leichtigkeit um den kleinen Finger gewickelt hatte, daß es einfach unbegreiflich war.
Dieser laszive Schlafzimmerblick, das vielsagende Lächeln, die Art, wie sie lachte…
Nicole konnte nicht anders. Sie mußte Lady Sylvia Stoker einfach hassen.
Natürlich wußte sie, daß Zamorra, so sehr er von dieser Frau auch fasziniert oder geblendet war, niemals auch nur auf die Idee kommen würde, sie zu betrügen.
Doch wer konnte sagen, was dieses ausgekochte und durchtriebene Miststück von einer Archäologin aufbot, um ihn rumzukriegen?
Und das, was Lady Sylvia da mit Zamorra trieb, war einfach nicht normal. So schnell ließ sich Zamorra für gewöhnlich von nichts und niemanden beeindrucken.
Unvermittelt wurde Nicole bewußt, daß es möglicherweise ein Fehler gewesen war, Zamorra mit dieser Lady Stoker allein gelassen zu haben. Wenn sie unten bei ihnen geblieben wäre, hätte sie die beiden wenigstens im Auge behalten können.
Ach, verdammt! dachte sie. Was ist nur los mit dir, Nicole? Merlins Stern hat an Lady Sylvia keinerlei schwarzmagische Ausstrahlung registriert. Und Zamorra vertraust du doch wohl, oder?
Sie erhob sich mit einem schwermütigen Seufzen wieder vom Himmelbett und ging hinüber ins Badezimmer, um sich für die Nacht zurecht zu machen.
Sie drehte die Dusche auf, und während sie darauf wartete, daß das Wasser eine angenehme Temperatur annahm, knöpfte sie ihre Bluse auf, ließ den Stoff von ihren schmalen Schultern gleiten und legte das Kleidungsstück auf die halbhohe antike Kommode neben dem Waschbecken.
Dann öffnete sie den Reißverschluß der Jeans und entledigte sich der Hose ebenfalls. Nackt bis auf den Slip war sie jetzt.
Mittlerweile trieben aus der Dusche Dampfschwaden durch das Badezimmer, Nicole wandte sich kurz um…
Und erstarrte mitten in der Bewegung.
Denn sie war nicht mehr allein im Badezimmer!
»Was, zur Hölle…?« begann Nicole.
Sandra stand in dem großen
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