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0599 - Die Burg der Schlange

0599 - Die Burg der Schlange

Titel: 0599 - Die Burg der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Kasprzak
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gehörte, genau wie Zamorra, zu den wenigen Menschen, die nicht hypnotisiert werden konnten. Und trotzdem gelang es diesem Wesen. Irgendwie. Eine Erklärung dafür gab es nicht.
    Jetzt wurde Nicole auch Zamorras seltsames Verhalten klar. Auch er unterlag einer Beeinflussung. Und Lady Sylvia mußte demnach ebenfalls ein Schlangengeschöpf sein.
    Was Nicole nicht erkannte, war die Tatsache, daß ihr Denken weiterhin blockiert wurde, daß es nicht nur die Angst war, die jene fremdartige Form der Hypnose bei ihr bewirkte.
    Mit einem einzigen Gedanken hätte sie Merlins Stern, Zamorras Amulett, zu sich rufen können. Die handtellergroße Silberscheibe wäre sofort in ihrer Hand erschienen. Damit hätte sie sich schützen können.
    Aber diese Möglichkeit kam Nicole gar nicht in den Sinn.
    Die Schlangenfrau, die sich Sandra genannt hatte, senkte langsam ihren Kopf, um ihre nadelspitzen, gebogenen Hauer in Nicoles Hals zu graben.
    Nicole stöhnte gequält auf, versuchte erneut, sich zu befreien oder wenigstens den eigenen Kopf wegzudrehen.
    Umsonst.
    Und dann spürte sie den Biß, spürte, wie durch die hohlen Zähne der Kreatur Gift in ihren Körper gepumpt wurde.
    Und sie wußte, daß sie verloren war!
    Mit schwindenden Sinnen, erfüllt von Angst und Entsetzen, tat Nicole Duval das Einzige, das ihr in dieser ausweglosen Situation noch blieb.
    Sie riß den Mund auf, holte tief Luft.
    Und schrie gellend auf!
    ***
    Zamorra fühlte sich so entspannt wie lange nicht mehr in den vergangenen Wochen und Monaten. Alle Aufregung und innere Anspannung, die ihn gequält hatten, schienen ihn verlassen zu haben.
    Jon Thorndike, Ghaagch und die anderen Meeghs, die sich noch in den Laboren der Tendyke Industries befanden und offenbar zum Sterben verurteilt waren… Die DYNASTIE DER EWIGEN, die nach Eysenbeißens Entlarvung ohne ERHABENEN dastand… Merlin, Asmodis und die Alte Kraft…
    Das alles hatte plötzlich seine Bedeutung verloren. Es war Zamorra gleichgültig geworden. Er schenkte dem allen keine Beachtung mehr.
    Und auch nicht Merlins Stern, dem Zauberamulett, das sich unter seinem Hemd an einer Halskette befand - und heiß und pulsierend auf seiner Brust lag und damit die Aktivität Schwarzer Magie signalisierte!
    Es gab nur noch Lady Sylvia Stoker, ihre einfühlsame Stimme und ihre funkelnden Augen.
    Und die Gefühle, die diese Frau in ihm weckte.
    Sie redete mit ihrer sanften, rauchigen Stimme auf ihn ein, ohne daß er ihre Worte wirklich wahrnahm. Nur diese Stimme war wichtig.
    Sie schob ihre schmale Hand über den Tisch, griff damit zärtlich nach der seinen.
    Eine Berührung, die ihm Schauer über den Rücken jagte.
    So hatte er bisher nur auf die Berührung einer einzigen Frau reagiert.
    Nicole…
    Nicole?
    Verwirrung machte sich plötzlich wieder in seinen Gedanken breit, etwas schien in seinem Gehirn aufzuglühen.
    Nicole…
    Er spürte, daß irgend etwas falsch war, daß er beeinflußt wurde, daß er sich gegen diese Beeinflussung wehren mußte, daß er…
    Aber… es gelang ihm nicht.
    Entspann dich, klang eine lautlose Stimme hinter seiner Stirn. Ganz ruhig, alles ist in Ordnung…
    Nein, nichts war in Ordnung. Nicole - sie war fort. Lady Sylvia - sie saß hier, wollte ihn für sich gewinnen.
    Er durfte es nicht zulassen.
    Nicht zulassen.
    Nicht…
    Er schaffte es nicht.
    Und dann - hörte er den Schrei!
    Laut, gellend, in panischer Verzweiflung.
    Er drang aus dem ersten Stock des Gebäudes, jemanden schrie aus voller Kehle, und Angst und Entsetzen hallten in diesem Schrei.
    Zamorra zuckte heftig zusammen. Es war ihm, als erwachte er aus einem langen Traum.
    Im ersten Moment glaubte er, daß es gar kein Mensch gewesen war, den er da eben hatte schreien hören. Eine Katze vielleicht oder ein anderes Tier…
    Doch ein Tier wäre wohl kaum in der Lage, Zamorras Namen zu rufen.
    Und wer immer da geschrien hatte, er hatte ganz bestimmt Zamorras Namen gerufen, daran erinnerte er sich genau.
    Er sprang auf. Es war ihm jetzt klar, wer den Schrei ausgestoßen hatte.
    Nicole!
    Der Schrei war ganz plötzlich abgebrochen. So abrupt, wie er auch erklungen war. Als ob jemand ein Tonband ein-und ausgeschaltet hätte.
    Zamorra stand ganz starr, er hatte nicht gemerkt, daß der Stuhl, auf dem er gesessen hatte, umgefallen war, als er so ruckartig aufsprang.
    Er lauschte, aber er konnte nichts mehr hören.
    Völlige, unheilvolle Stille.
    Bis wieder diese rauchige Stimme erklang.
    »Zamorra? Was ist los? Kommen Sie, setzen Sie sich

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