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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Richtung Gemeindewiese, wo auf dem Parkplatz auf der anderen Straßenseite ein altes Steinhäuschen stand, in dem die öffentlichen Toiletten untergebracht waren. Dort würden sie vor dem Wind geschützt sein, wenn auch nicht vor der Kälte; doch Maggie hatte eine bessere Idee.
    »Komm mit«, sagte sie. Sie wartete, bis er sein Radio an sich genommen hatte - das er wie in stillschweigender Gewißheit der Heimlichkeit ihres Tuns leiser stellte -, und führte ihn dann durch das Tor auf den Parkplatz des Crofters Inn. Sie huschten zwischen den Autos hindurch. Nick gab mit einem unterdrückten Pfiff seine Bewunderung für den silbernen Bentley zum Ausdruck, der schon einige Stunden zuvor hier gestanden hatte, als Josie und Maggie zum Fluß hinuntergegangen waren.
    »Wohin...«
    »Das wirst du gleich sehen«, antwortete Maggie. »Es ist Josies Versteck. Aber sie hat bestimmt nichts dagegen. Hast du Streichhölzer? Wir brauchen Feuer für die Laterne.«
    Vorsichtig stiegen sie den Pfad hinunter. Das Eis, das sich mit der Kälte der Nacht zu bilden begonnen hatte, und nasse Gräser und Binsen, die ständig vom fliegenden Schaum des sprudelnden Bachs benetzt wurden, machten ihn glitschig. Nick sagte: »Laß mich«, und ging voraus, einen Arm nach rückwärts gestreckt, um ihr die Hand zu reichen und ihr Halt zu geben. Jedesmal wenn er ein wenig rutschte, sagte er: »Vorsichtig, Mag«, und faßte sie fester. Er paßte auf sie auf, und dies zu sehen und zu spüren, wärmte sie.
    »Hier«, sagte sie, als sie das alte Eishaus erreichten. Sie drückte gegen die Tür. Die Angeln quietschten, die schiefhängende Tür kratzte über den Boden und schob den Flickenteppich ein Stück zusammen. »Das ist Josies geheimes Versteck«, sagte Maggie. »Du sagst doch niemand was davon, Nick?«
    Er schlüpfte durch die Tür, während Maggie nach der Laterne tastete, die auf dem alten Faß stand. Sie sagte: »Ich brauch die Streichhölzer«, und da drückte er ihr schon ein Heftchen in die Hand. Sie zündete die Laterne an, drehte ihr Licht herunter, bis es so mild und weich wie das einer Kerze war, und drehte sich nach ihm herum.
    Er sah sich um. »Toll«, sagte er lächelnd.
    Sie ging an ihm vorüber, um die Tür zu schließen, und besprühte dann, wie vorher Josie das getan hatte, Wände und Boden mit Eau de Toilette.
    »Hier drinnen ist es kälter als draußen«, stellte Nick fest. Er zog den Reißverschluß seiner Bomberjacke zu und schlug sich mit den Händen auf die Arme.
    »Hier«, sagte sie. Sie setzte sich auf das alte Feldbett und klopfte auf den Platz neben sich. Als er sich neben ihr niederfallen ließ, nahm sie die Steppdecke und legte sie ihm und sich um wie ein Cape.
    Er schlüpfte noch einmal einen Moment aus dem Kokon heraus, um seine Zigaretten zu holen. Maggie gab ihm seine Streichhölzer zurück, und er zündete zwei Zigaretten zugleich an, eine für jeden von ihnen. Er sog den Rauch tief ein und hielt den Atem an. Maggie tat so, als machte sie es genauso.
    Sie kannte nichts Schöneres als seine Nähe. Die sachten Geräusche, die das Leder seiner Bomberjacke verursachte, den Druck seines Beins an ihrem, die Wärme seines Körpers und - wenn sie ihn ansah - seine langen Wimpern und die schwerlidrigen Augen. »Der Junge hat einen richtigen Schlafzimmerblick«, hatte sie eine der Lehrerinnen sagen hören. »Noch ein paar Jahre, und die Frauen werden sich darum reißen, von ihm beglückt zu werden.«
    Eine andere hatte bemerkt: »Ich hätte nichts dagegen, schon jetzt von ihm beglückt zu werden«, und sie hatten alle gelacht und abrupt aufgehört, als sie gesehen hatten, daß Maggie in Hörweite war. Nicht daß sie von Maggie und Nick gewußt hätten. Niemand wußte davon, außer ihre Mutter und Josie. Und Mr. Sage.
    »Es hat eine gerichtliche Leichenschau stattgefunden«, sagte Maggie. »Und sie haben gesagt, es sei ein Unfall gewesen. Und wenn das einmal bei der Leichenschau festgestellt worden ist, dann kann niemand mehr was anderes behaupten. Oder stimmt das vielleicht nicht? Sie können jetzt nicht wieder von vorn anfangen. Weiß die Polizei das denn nicht?«
    Nick schüttelte den Kopf. Er stäubte die Asche von seiner Zigarette auf den Teppich und trat sie mit der Schuhspitze in den Stoff hinein. »Das ist beim Prozeß so, Mag. Niemand kann wegen desselben Verbrechens zweimal vor Gericht gestellt werden, wenn nicht ganz neue Beweise auftauchen. Ich glaube, so ist das. Aber das ist sowieso egal, weil hier ja gar kein

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