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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Prozeß stattgefunden hat. Eine Leichenschau ist kein Prozeß.«
    »Und jetzt? Wird es jetzt einen Prozeß geben?«
    »Das kommt darauf an, was sie herausfinden.«
    »Herausfinden? Wo denn? Suchen sie denn was? Glaubst du, sie werden auch zu uns nach Hause kommen?«
    »Ganz sicher werden sie mit deiner Mutter reden wollen. Sie haben heute abend schon mit Mr. Townley-Young gesprochen. Wenn du mich fragst, hat der sie überhaupt angerufen.«
    Nick grinste. »Das hättest du sehen sollen, Mag, als er aus dem Salon für die Gäste herauskam. Brendan hockte bei Polly Yarkin und trank ganz gemütlich seinen Gin, und als T-Y die beiden sah, ist er echt kreidebleich geworden und so starr wie ein toter Fisch. Dabei haben sie überhaupt nichts gemacht, nur einen zusammen getrunken. Aber T-Y hat Brendan sofort rausgeschmissen. Er hat ihn angefunkelt, als hätte er Laserstrahlen in den Augen. Echt, wie im Film.«
    »Aber meine Mutter hat doch überhaupt nichts getan«, sagte Maggie. Sie spürte, wie ein kleiner Knoten der Furcht sich in ihrer Brust zusammenzog. »Jedenfalls nicht mit Absicht. Das hat sie doch gesagt. Und der Coroner und das Gericht haben gesagt, daß es stimmt.«
    »Ja, natürlich, nach allem, was sie gehört haben. Aber es könnte ja sein, daß jemand gelogen hat.«
    »Meine Mutter hat nicht gelogen!«
    Nick schien ihre Ängste augenblicklich zu erkennen. »Ist ja gut, Mag«, sagte er beruhigend. »Du brauchst keine Angst zu haben. Aber sie werden eben wahrscheinlich mit dir reden wollen.«
    »Wer? Die Polizei?«
    »Ja. Du hast Mr. Sage gekannt. Du und er, ihr wart doch Freunde, könnte man sagen. Und wenn die Polizei ein Verbrechen untersucht, dann redet sie immer mit den Freunden der Toten.«
    »Aber Mr. Shepherd hat nie mit mir geredet. Und der Mann bei der Leichenschau auch nicht. Ich war doch an dem Abend gar nicht zu Hause. Ich weiß überhaupt nicht, was passiert ist. Ich kann denen gar nichts sagen. Ich...«
    »Hey!«
    Er zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, ehe er sie an der Steinmauer hinter sich ausdrückte und dann das gleiche mit ihrer Zigarette tat. Er legte den Arm um ihre Taille. Auf der anderen Seite des Eishauses hustete und spuckte das Radio. »Es ist ja gut, Mag. Du brauchst keine Angst zu haben. Es hat doch mit dir gar nichts zu tun. Ich meine, du hast ja schließlich den Pfarrer nicht umgebracht, oder?«
    Er lachte leise bei diesem unmöglichen Gedanken.
    Maggie stimmte nicht in sein Lachen ein. Im Grunde ging doch alles um Verantwortung, nicht wahr?
    Sie konnte sich erinnern, wie zornig ihre Mutter geworden war, als sie von Maggies Besuchen im Pfarrhaus gehört hatte. Auf Maggies empörte und anklagende Frage »Wer hat dir das erzählt? Wer hat mir nachspioniert?« - die ihre Mutter ignoriert hatte, aber das spielte im Grunde keine Rolle, weil Maggie sowieso genau wußte, wer ihr nachspioniert hatte - hatte ihre Mutter gesagt: »Jetzt hör mir mal genau zu, Maggie. Sei vernünftig. Du kennst diesen Mann im Grunde überhaupt nicht. Und er ist ein Mann, kein Junge. Er ist mindestens fünfundvierzig Jahre alt. Ist dir das eigentlich klar? Was denkst du dir dabei, einen Mann in diesem Alter in seinem Haus zu besuchen? Auch wenn er Pfarrer ist. Gerade weil er Pfarrer ist. Begreifst du denn nicht, in was für eine Lage du ihn bringst?«
    Auf Maggies Entgegnung »Aber er hat gesagt, ich könnte jederzeit zum Tee kommen. Und er hat mir ein Buch geschenkt. Und.« sagte ihre Mutter: »Es ist mir gleichgültig, was er dir geschenkt hat. Ich möchte nicht, daß du dich mit ihm triffst. Nicht in seinem Haus. Nicht allein. Überhaupt nicht.«
    Maggie waren die Tränen in die Augen geschossen. Sie hatte sie laufen lassen und gesagt: »Er ist mein Freund. Das hat er selbst gesagt. Du willst nur nicht, daß ich Freunde habe, stimmt's?«
    Da hatte ihr Mutter sie am Arm gepackt, mit harter Hand, die sagte, hör mir jetzt genau zu und untersteh dich, mir zu widersprechen, und hatte gesagt: »Daß du mir nie wieder zu diesem Mann gehst!«
    Auf Maggies quengelige Frage »Aber warum?« hatte sie den Arm ihrer Tochter losgelassen und nur erwidert: »Du hast keine Ahnung, was da passieren kann. Was tatsächlich täglich passiert. Vielleicht fängst du mal an, die Zeitung zu lesen.«
    Mit diesen Worten war die Diskussion zwischen ihnen an jenem Abend beendet gewesen. Aber es folgten andere: »Du warst heute wieder mit ihm zusammen. Lüg mich nicht an, Maggie. Ich weiß, daß es so ist. Von heute an hast du

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