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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Mikroorganismen. Wozu noch andere unwillkommene Gäste an den Schuhsohlen hereintragen.«
    Er kam ihrer Aufforderung nach. Er schloß die Tür und stieg in die Schale, in der sie selbst bereits ihre Fußabdrücke hinterlassen hatte. An den Nähten und den Seiten ihrer Stiefel konnte er Spuren des Desinfektionsmittels sehen.
    »Sie sind sehr viel hier im Gewächshaus«, stellte er fest.
    »Ich arbeite gern mit Pflanzen.«
    »Ein Hobby?«
    »Es ist eine sehr friedliche Tätigkeit - Pflanzen zu ziehen. Ein paar Minuten mit den Händen in der Erde, und die ganze Welt scheint zu versinken. Es ist eine Form der Flucht.«
    »Haben Sie's denn nötig zu fliehen?«
    »Hat es nicht jeder irgendwann mal nötig? Haben Sie es nicht nötig?«
    »Doch, ich kann es nicht bestreiten.«
    Über den Kiesboden erhob sich ein Trampelpfad aus Backstein. Auf diesem Weg ging er zwischen dem Mitteltisch und dem seitlichen Arbeitstisch zu ihr. In dem geschlossenen Gewächshaus war es einige Grade wärmer als draußen. Die Luft roch durchdringend nach Blumenerde, Fischmehl und dem Insektenvernichtungsmittel, das sie versprüht hatte.
    »Was für Pflanzen ziehen Sie hier?« fragte er. »Außer den Fuchsien.«
    Sie lehnte sich beim Sprechen an den Arbeitstisch und zeigte die verschiedenen Beispiele mit einer Hand, deren Nägel männlich kurz geschnitten waren und schmutzverkrustet. Sie schien das nicht zu stören, sie schien es nicht einmal zu bemerken.
    »Ich versuche seit Ewigkeiten, Zyklamen großzuziehen. Das sind die mit den beinahe durchsichtig wirkenden Stielen, die da drüben in den gelben Töpfen stehen. Das andere ist Philodendron, Efeu, Amaryllis. Ich habe außerdem Usambaraveilchen, verschiedene Farne und Palmen, aber ich denke, die erkennen Sie selbst. Und das hier -«, sie trat zu einem Bord, über dem ein helles Licht auf vier breite schwarze Saatkästen hinunterschien, »- sind meine Schößlinge.«
    »Schößlinge?«
    »Ich ziehe hier im Winter die Pflanzen für meinen Garten. Grüne Bohnen, Gurken, Erbsen, grünen Salat, Tomaten. Das hier sind Karotten und Zwiebeln.«
    »Und was tun Sie mit den vielen Pflanzen?«
    »Einen Teil verkaufe ich. Einen Teil setze ich in den Garten. Das Gemüse essen wir. Meine Tochter und ich.«
    »Und ziehen Sie auch Pastinaken?«
    »Nein«, antwortete sie und verschränkte die Arme. »Aber jetzt sind wir beim Thema, nicht wahr?«
    »Ja. Es tut mir leid.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Inspector. Das ist nun mal Ihr Job. Aber ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich weiterarbeite, während wir uns unterhalten.«
    Sie ließ ihm gar keine Wahl. Sie nahm aus dem Durcheinander von Geräten, die in einem Blecheimer unter dem Mitteltisch standen, einen kleinen Kultivator und ging daran, vorsichtig die Erde in verschiedenen Töpfen zu lockern.
    »Haben Sie schon früher wilde Pastinake aus dieser Gegend gegessen?«
    »Mehrmals, ja.«
    »Sie erkennen die Pflanze also, wenn Sie sie sehen.«
    »Ja, natürlich.«
    »Aber im letzten Monat haben Sie sich doch getäuscht.«
    »Ja, ich hatte keine Ahnung.«
    »Erzählen Sie.«
    »Was? Über die Verwechslung? Über das Essen?«
    »Beides. Wo haben Sie den Wasserschierling gefunden?«
    Sie knipste von einem der größeren Philodendren ein welkes Blatt ab und warf es in einen Plastiksack unter dem Tisch. »Ich dachte, es sei wilde Pastinake«, erklärte sie.
    »Gut, akzeptieren wir das für den Moment. Wo fanden Sie die Pflanze?«
    »Nicht weit vom Herrenhaus. Es gibt da einen kleinen Teich auf dem Gelände. Rundherum ist alles völlig verwildert - Sie haben wahrscheinlich schon gesehen, wie es hier aussieht -, und da entdeckte ich ein Fleckchen mit wilden Pastinaken. Oder was ich für Pastinaken hielt.«
    »Hatten Sie früher schon Pastinaken gegessen, die Sie am Teich gefunden hatten?«
    »Direkt vom Teich nicht, nein. Ich hatte die Pflanzen nur bemerkt.«
    »Wie sah der Wurzelstock aus?«
    »Wie bei einer Pastinake natürlich.«
    »War es eine einzelne Wurzel? Oder ein Büschel?«
    Sie neigte sich über einen besonders üppigen Farn, bog die Blätter auseinander, betrachtete eingehend die unteren Stengel und hob die Pflanze dann auf den Arbeitstisch gegenüber. Sie arbeitete weiter mit dem Kultivator. »Es muß eine einzelne Wurzel gewesen sein, aber ich erinnere mich nicht, wie sie ausgesehen hat.«
    »Sie wissen aber, wie sie hätte aussehen müssen.«
    »Ja, natürlich. Ein einzelner Wurzelstock. Das weiß ich, Inspector. Und es würde uns

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