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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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beiden alles bedeutend leichter machen, wenn ich jetzt einfach lügen und behaupten würde, es sei eine einzelne Wurzel gewesen und nichts anderes. Aber Tatsache ist, daß ich an dem Tag in Hetze war. Ich war in den Keller hinuntergegangen und hatte gesehen, daß ich nur noch zwei kleine Pastinaken hatte. Daraufhin lief ich zum Teich hinaus, wo ich mehr zu sehen geglaubt hatte. Ich grub eine der Pflanzen aus und nahm sie mit ins Haus. Ich nehme an, die Wurzel, die ich ausgrub, war eine Einzelwurzel, aber ich erinnere mich nicht so genau, daß ich das beschwören könnte. Ich sehe sie nicht bildlich vor mir.«
    »Finden Sie das nicht etwas merkwürdig? Schließlich ist das eines der wichtigsten Details.«
    »Ich kann es nicht ändern. Aber es wäre nett, wenn Sie mir anrechnen würden, daß ich die Wahrheit sage. Glauben Sie mir, eine Lüge wäre weit bequemer.«
    »Und was war mit Ihrer Erkrankung?«
    Sie legte den Kultivator nieder und drückte ihren Handrücken an das verblichene rote Stirnband. »Was meinen Sie?«
    »Constable Shepherd sagte uns, daß Sie an dem Abend selbst krank wurden. Er sagte, Sie hätten auch etwas von dem Wasserschierling gegessen. Er behauptete, er sei am Abend bei Ihnen vorbeigekommen und habe Sie gefunden...«
    »Colin will mich schützen. Er hat Angst. Er macht sich Sorgen.«
    »Jetzt?«
    »Schon damals.«
    Sie legte den Kultivator wieder zu den anderen Geräten und stellte einen Zähler ein, der offenbar zum Bewässerungssystem gehörte. Einen Augenblick später begann irgendwo rechts Wasser zu tropfen. Sie ließ Blick und Hand auf dem Zähler, als sie zu sprechen fortfuhr. »Das war auch eine bequeme Lüge, Inspector, Colins Behauptung, er sei ganz zufällig vorbeigekommen.«
    »Er war also gar nicht bei Ihnen?« fragte Lynley.
    »O doch. Er war hier. Aber es war kein Zufall. Er kam nicht zufällig auf seiner abendlichen Runde vorbei. So hat er es bei der Leichenschau dargestellt. Das hat er auch seinem Vater und Sergeant Hawkins erzählt. Das hat er allen erzählt. Aber so war es nicht.«
    »Sie hatten mit ihm ausgemacht, daß er zu Ihnen kommen würde?«
    »Ich habe ihn angerufen«
    »Ach so. Das Alibi.«
    Jetzt erst sah sie auf. Ihre Miene wirkte eher resigniert als schuldbewußt oder ängstlich. Sie nahm sich einen Moment Zeit, um die ausgefransten fingerlosen Handschuhe auszuziehen und in den Ärmel ihres Pullovers zu stopfen. Dann sagte sie: »Genau das hat Colin mir vorausgesagt: daß die Leute glauben würden, ich hätte ihn angerufen, um von ihm meine Unschuld bezeugen zu lassen; damit er dann bei der Leichenschau sagen müßte: ›Sie hat auch von der giftigen Pflanze gegessen. Ich war bei ihr. Ich habe es selbst gesehen.‹«
    »Und genau das hat er ja gesagt, wenn ich recht unterrichtet bin.«
    »Er hätte auch den Rest erzählen sollen, wenn es nach mir gegangen wäre. Aber ich konnte ihn nicht von der Notwendigkeit überzeugen, dem Coroner zu sagen, daß ich ihn angerufen hatte, weil ich mich dreimal übergeben hatte, weil ich mit dem Schmerz nicht fertig wurde und ihn in meiner Nähe haben wollte. Statt dessen hat er sich selbst in eine prekäre Lage gebracht, indem er die Wahrheit verschleiert hat. Ich kann ehrlich gesagt nicht gut damit leben.«
    »Seine Situation ist im Augenblick in mehrfacher Hinsicht prekär, Mrs. Spence. Das ganze Ermittlungsverfahren ist völlig unvorschriftsmäßig gelaufen. Er hätte den Fall einem Team der Kriminalpolizei von Clitheroe übergeben müssen. Da er das nicht getan hat, hätte er seine Vernehmungen mindestens im Beisein eines amtlichen Zeugen führen müssen. Und in Anbetracht seiner persönlichen Beziehung zu Ihnen hätte er den ganzen Fall eigentlich abgeben müssen.«
    »Er möchte mich schützen.«
    »Das mag sein, aber der Eindruck, den man bekommt, ist weit weniger harmlos.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Es hat den Anschein, als wollte Shepherd sein eigenes Verbrechen vertuschen. Welcher Art auch immer es gewesen sein mag.«
    Mit einer abrupten Bewegung stieß sie sich vom Mitteltisch ab, an dem sie bisher gestanden hatte. Sie ging zwei Schritte von ihm weg, kam wieder zurück, zog sich dabei das Stirnband herunter. »Bitte! Hören Sie zu. Hier sind die Tatsachen.«
    Sie sprach kurz und heftig. »Ich bin zum Teich hinausgelaufen. Ich habe den Wasserschierling ausgegraben. Ich habe ihn für Pastinake gehalten. Ich habe ihn gekocht. Ich habe ihn serviert. Mr. Sage ist daran gestorben. Colin Shepherd hatte mit dem allem nichts

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