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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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kennen meine Tochter nicht. Maggie gibt sich alle Mühe, brav zu sein und zu gehorchen. Sie fand schlimm genug, was sie getan hatte. Sie gab mir ihr Wort, daß sie nicht wieder mit Nick Ware intim werden würde, und ich versprach ihr, ihr dabei zu helfen, ihr Wort halten. Es reichte vollkommen, daß ich den Keller absperrte.«
    »Ich dachte nicht an Maggie und ihren Freund«, sagte Lynley. Er sah, wie ihr Blick von seinem Gesicht zu dem Regal hinter ihm flog, und eben weil er nur einen Moment dort verweilte, wußte Lynley, was er dort gesucht hatte. »Schließen Sie Ihr Haus ab, wenn Sie weggehen?«
    »Ja.«
    »Auch wenn Sie im Gewächshaus sind? Oder wenn Sie im Herrenhaus nach dem Rechten sehen? Wenn Sie weggehen, um wilde Pastinaken zu sammeln?«
    »Nein. Aber da bin ich auch niemals lange weg. Und ich würde es merken, wenn jemand hier gewesen wäre.«
    »Nehmen Sie im allgemeinen Ihre Handtasche mit? Ihre Autoschlüssel? Die Hausschlüssel? Den Kellerschlüssel?«
    »Nein.«
    »Sie haben also an dem Tag, an dem Sie zum Teich gegangen sind, um Pastinake zu holen, nicht abgesperrt?«
    »Nein. Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, aber das bringt nichts. Niemand kann hier kommen oder gehen, ohne daß ich es merke. Das kommt einfach nicht vor. Es ist wie ein sechster Sinn. Wenn Maggie sich mit Nick traf, habe ich es jedesmal gewußt.«
    »Ja«, sagte Lynley. »Natürlich. Bitte zeigen Sie mir jetzt, wo Sie den Wasserschierling gefunden haben, Mrs. Spence.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, ich hielt ihn für...«
    »Sicher. Für wilde Pastinake.«
    Sie zögerte, eine Hand erhoben, als wollte sie auf etwas hinweisen. Doch dann sagte sie nur: »Bitte kommen Sie.«
    Sie gingen durch das Tor hinaus. Drüben, auf der anderen Seite des Hofs, saßen drei Arbeiter auf einem der Bretterstapel auf der Pritsche des Lastwagens und hielten Brotzeit. Sie beobachteten Lynley und Juliet Spence mit unverhohlener Neugier. Es wurde klar, daß dieser Besuch dem Dorfklatsch neue Nahrung liefern würde.
    Lynley nutzte die Gelegenheit, als sie über den Hof und um den Ostflügel des Herrenhauses herumgingen, um Juliet Spence bei Tageslicht noch einmal genauer zu betrachten. Sie zwinkerte mehrmals hastig, als wäre ihr etwas ins Auge geflogen, und er bemerkte, daß ihre Halsmuskeln unter dem losen Rollkragen ganz verkrampft waren. Offensichtlich versuchte sie mit aller Anstrengung, nicht zu weinen.
    Mit das Schwierigste bei der Polizeiarbeit war, keine Anteilnahme zuzulassen. Die Ermittlungsarbeit verlangte ein Herz, das allein für das Opfer eines Verbrechens schlug und für die Gerechtigkeit. Während Lynleys Sergeant, Barbara Havers, gelernt hatte, sich emotionale Scheuklappen aufzusetzen, wenn sie einen Fall bearbeitete, fühlte sich Lynley häufig emotional durch die Mangel gedreht, während er Informationen sammelte und sich mit den Umständen des Falls und den Beteiligten vertraut machte. Es gab da selten nur Schwarz oder Weiß, wie er festgestellt hatte.
    Auf der Terrasse vor dem Ostflügel von Cotes Hall blieb er stehen. Die Pflastersteine zeigten hier lauter Risse und erstickten in winterwelkem Unkraut. Der Blick ging auf einen weißbereiften Hang, der sich zu einem Teich hinuntersenkte. Auf der anderen Seite stieg steil ein Berg auf, dessen Gipfel vom Nebel verhüllt war.
    »Ich habe gehört, daß Sie hier Ärger hatten. Mit mutwilliger Zerstörung und dergleichen. Es hat ganz den Anschein, als wollte irgend jemand verhindern, daß das junge Paar im Herrenhaus einzieht.«
    Sie schien ihn mißzuverstehen, die Bemerkung als weiteren Versuch einer Anklage zu sehen, nicht als eine Art Gnadenfrist. Sie räusperte sich und riß sich aus der Verzweiflung, die sie vielleicht empfand. »Maggie war höchstens drei-, viermal hier. Das ist alles.«
    Er überlegte flüchtig, ob er sie über den Zweck seiner Bemerkung beruhigen sollte, verwarf den Gedanken und folgte ihrer Vorgabe. »Wie ist sie denn überhaupt hineingekommen?«
    »Nick - ihr Freund - hat eines der Bretter über den Fenstern im Westflügel gelockert. Ich hab es inzwischen wieder festgenagelt. Leider hat das dem Unfug kein Ende bereitet.«
    »Sie wußten nicht sofort, daß Maggie und ihr Freund das Herrenhaus als Versteck benutzten? Sie haben nicht sofort gemerkt, daß sich da jemand herumgetrieben hatte?«
    »Ich habe vorhin von meinem Haus gesprochen, Inspector Lynley. Sie selbst würden es doch bestimmt auch merken, wenn jemand in Ihr Haus oder Ihre Wohnung eingedrungen

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