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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Morgenrocks. »Sicherlich weil er mich suchte.«
    »Sie vermitteln Hilfskräfte an den Sozialdienst?«
    »Nein. Ich habe diese Firma erst seit acht Jahren. Vorher habe ich für den Sozialdienst gearbeitet. Deswegen wird er dort zuerst angerufen haben.«
    »Aber Ihr Name stand vor seinen Anrufen oder Besuchen beim Sozialdienst in seinem Terminkalender. Wie kommt das?«
    »Das kann ich nicht sagen. Vielleicht wollte er auf der Reise in die Erinnerung, die er anscheinend angetreten hatte, Susannas Papiere durchsehen. Als das Kind starb, schaltete sich natürlich der Sozialdienst in Truro ein. Vielleicht hat er ihre Papiere nach London verfolgt.«
    »Aber warum?«
    »Um sie zu lesen? Um irgend etwas zu berichtigen?«
    »Um festzustellen, ob der Sozial dienst wußte, was jemand anders zu wissen behauptete?« »Über Josephs Tod?«
    »Wäre das eine Möglichkeit?«
    Sie kreuzte die Arme unter ihrer Brust. »Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Wenn sich bei seinem Tod irgendwelche Verdachtsmomente ergeben hätten, dann wäre gehandelt worden, Inspector.«
    »Vielleicht war es ein Grenzfall, etwas, das man so oder so auslegen konnte.«
    »Aber weshalb sollte er sich dann jetzt plötzlich dafür interessiert haben? Von dem Moment an, als Joseph starb, interessierte Robin nichts anderes mehr als sein Amt. ›Gottes Gnade wird uns über diese Zeit hinweghelfen‹, sagte er immer zu Susanna.«
    Kate verzog den Mund in einem Ausdruck des Abscheus. »Ich sag's ganz ehrlich, ich hätte es ihr überhaupt nicht verübelt, wenn sie das Glück gehabt hätte, einen anderen Mann zu finden. Robin nur ein paar Stunden vergessen zu können, wäre schon das Paradies gewesen.«
    »Ist es möglich, daß sie jemand anders gefunden hat? Hatten Sie das Gefühl?«
    »Nein, sie hat nie etwas Derartiges angedeutet. Wenn sie nicht über Joseph gesprochen hat, hat sie mich über meine Fälle ausgefragt. Es war nur eine andere Art der Selbstbestrafung.«
    »Sie waren damals Sozialarbeiterin? Ich hatte gedacht...«
    Er wies zur Treppe hin.
    »... daß ich Sekretärin war? Nein. Ich war viel ambitionierter. Ich habe einmal daran geglaubt, ich könnte den Menschen helfen. Etwas verändern. Etwas verbessern. Heute kann ich darüber nur lachen. Zehn Jahre beim Sozialdienst haben gereicht.«
    »Auf welchem Gebiet haben Sie gearbeitet?«
    »Mit Müttern und Säuglingen«, antwortete sie. »Hausbesuche.
    Und mit der Zeit wurde mir immer klarer, was für einen Mythos unsere Kultur da um die Geburt kreiert hat, indem sie sie als höchsten Lebenssinn der Frau darstellt. So ein unerträglicher Quatsch, nur von Männern erfunden. Die meisten Frauen, die ich gesehen habe, waren total unglücklich, wenn sie nicht zu ungebildet oder zu unwissend waren, um das Ausmaß ihres Dilemmas überhaupt zu erkennen.«
    »Aber Ihre Schwester hat an den Mythos geglaubt.«
    »Ja. Und er hat sie umgebracht, Inspector.«

25
    »Was mir aufstößt, ist die Tatsache, daß er einfach drauflos identifiziert hat«, sagte Lynley. Er nickte dem diensthabenden Beamten zu, zeigte seinen Ausweis und fuhr die Rampe hinunter in die Tiefgarage von New Scotland Yard. »Warum hat er bei jeder Toten, die gefunden wurde, gesagt, es sei seine Frau? Warum hat er nicht einfach gesagt, er sei nicht sicher? Es spielte doch im Grunde keine Rolle. Eine Obduktion wäre bei den Leichen so oder so durchgeführt worden. Das muß er doch gewußt haben.«
    »Mich erinnert das ein bißchen an Max de Winter«, antwortete Helen.
    Lynley lenkte den Wagen in eine Lücke in der Nähe des Aufzugs. »Wir sollen glauben, daß sie es verdient hat zu sterben«, meinte er nachdenklich.
    »Susanna Sage?«
    Er stieg aus dem Wagen und öffnete Helen die Tür. »Rebecca«, sagte er. »Sie war böse, lasziv, sündhaft...«
    »Genau die Art von Frau, die man gern bei einer Dinnerparty dabeihaben möchte, damit sie ein bißchen Leben in die Bude bringt.«
    »Und sie hat ihn mit einer Lüge dazu getrieben, sie zu töten.«
    »Ach ja? Ich erinnere mich gar nicht mehr richtig an die Geschichte.«
    Lynley nahm ihren Arm und führte sie zum Lift. »Sie hatte Krebs«, sagte er, während sie warteten. »Sie wollte sich das Leben nehmen, aber ihr fehlte der Mut, es selbst zu tun. Und weil sie ihn haßte, brachte sie ihn dazu, es für sie zu tun. Damit zerstörte sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihn. Und als er es getan und das Boot in der Bucht von Manderley versenkt hatte, mußte er warten, bis irgendwo an der Küste eine

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