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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Mann, und er ist dahintergekommen und hat im Affekt gehandelt?«
    »Oder die letzte Möglichkeit: Es war tatsächlich Selbstmord, und die kopflosen Identifizierungsversuche waren ehrliche Irrtümer eines in seinem Schmerz völlig verstörten Witwers. Aber keine dieser Möglichkeiten bietet eine Erklärung dafür, warum er im Oktober Susannas Schwester aufgesucht hat. Und wo paßt eigentlich Juliet Spence ins Bild?«
    Er hob den Hörer ab. »Du weißt doch, wo das Fax steht, nicht wahr, Helen? Würdest du mal nachsehen, ob Havers die Zeitungsberichte geschickt hat?«
    Als sie gegangen war, rief er im Crofter's Inn an.
    »Ich habe Denton eine Nachricht hinterlassen«, sagte St. James, als Dora Wragg die Verbindung hergestellt hatte. »Er sagte, er habe dich den ganzen Tag nicht zu Gesicht bekommen und habe dich auch nicht erwartet. Ich vermute, er hängt jetzt am Telefon und ruft sämtliche Krankenhäuser zwischen London und Manchester an, weil er glaubt, du wärst irgendwo gegen einen Baum gerast.«
    »Ich werd mich bei ihm melden. Wie war es in Aspatria?«
    St. James berichtet ihm die Fakten, die sie während ihres Besuchs in Cumbria zusammengetragen hatten. Mittags war, wie er Lynley mitteilte, der erste Schnee gefallen und hatte sie dann bis nach Lancashire zurück verfolgt.
    Vor ihrem Umzug nach Winslough war Juliet Spence als Verwalterin im Sewart House angestellt gewesen, einem großen Besitz etwa sechs Meilen außerhalb von Aspatria, einsam gelegen wie Cotes Hall und zu jener Zeit lediglich im Monat August bewohnt, wenn der Sohn des Eigentümers mit seiner Familie zu einem längeren Urlaub aus London heraufzukommen pflegte.
    »Ist sie gefeuert worden?« fragte Lynley.
    Keineswegs, antwortete St. James. Nach dem Tod des Eigentümers war das Haus in die Hände des National Trust übergegangen. Die Vertreter des Trust hatten Juliet Spence gebeten, auch in Zukunft zu bleiben, wenn das Haus und der Park zur öffentlichen Besichtigung freigegeben werden würden. Sie hatte es vorgezogen, nach Winslough zu gehen.
    »Und hat es irgendwelche Probleme gegeben, während sie in Aspatria lebte?«
    »Keine. Ich habe mich mit dem Sohn des Eigentümers unterhalten. Er hat sie nur gelobt und hatte die kleine Maggie offensichtlich sehr gern.«
    »Also nichts«, meinte Lynley nachdenklich.
    »Na ja, wer weiß. Deborah und ich haben fast den ganzen Tag für dich herumtelefoniert.«
    Ehe Juliet Spence nach Aspatria gegangen war, berichtete St. James, hatte sie in Northumberland gearbeitet, nicht weit von einem kleinen Dorf namens Holystone. Sie war dort die Haushälterin und Gesellschafterin einer invaliden alten Dame gewesen, Mrs. Soames-West, die allein in einem kleinen Herrenhaus nördlich des Dorfs gelebt hatte.
    »Mrs. Soames-West hat keinerlei Angehörige in England«, sagte St. James. »Und ich hatte den Eindruck, daß sie auch seit Jahren keinen Besuch mehr gehabt hat. Aber sie hat sehr viel von Juliet Spence gehalten, hat sie nur ungern ziehen lassen und bat mich extra, sie zu grüßen.«
    »Und warum ist Juliet Spence gegangen?«
    »Sie hat keinen Grund angegeben. Sie sagte nur, sie habe eine andere Stellung gefunden.«
    »Und wie lange war sie bei dieser Mrs. Soames-West?«
    »Zwei Jahre. Und zwei Jahre in Aspatria.«
    »Und davor?«
    Lynley sah auf, als Helen mit ganzen Papiergirlanden über dem Arm zurückkehrte. Sie reichte sie ihm. Er legte sie auf den Schreibtisch.
    »Zwei Jahre auf Tiree.«
    »Hebriden?«
    »Ja. Und davor Benbecula. Du siehst wohl, wie der Hase läuft.«
    Ja, er sah es. Ein Ort war abgelegener als der nächste. Wenn das so weiterging, dachte er, würde sich herausstellen, daß sie ihre erste Anstellung in Island gehabt hatte.
    »Auf Benbecula hat sich die Spur verloren«, fuhr St. James fort. »Sie hat dort in einem kleinen Gästehaus gearbeitet, aber niemand konnte mir sagen, woher sie gekommen war.«
    »Merkwürdig.«
    »Wenn man bedenkt, wie lange das alles her ist, finde ich diese eine Tatsache nicht sonderlich verdächtig. Andererseits finde ich dieses ewige Umherziehen doch ziemlich suspekt, aber ich bin wahrscheinlich jemand, der fest an der Scholle klebt.«
    Helen saß in dem Sessel vor Lynleys Schreibtisch. Er hatte statt der Neonbeleuchtung nur die Schreibtischlampe eingeschaltet, so daß sie jetzt fast ganz im Schatten saß, da Licht nur auf ihre Hände fiel. Er sah, daß sie einen Perlenring trug, den er ihr zu ihrem zwanzigsten Geburtstag geschenkt hatte. Seltsam, daß ihm das nicht

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