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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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mit deinem Morgentee ins Zimmer gestolpert ist? Und ich habe ihr die Wahrheit gesagt.« »Daß Sie Denton durch die Krawatte das Zeichen gegeben haben, daß Helen bei Ihnen war?«
    »Ja.«
    »Und daß Sie es mit anderen Frauen früher auch schon so gehalten haben?«
    »Guter Gott, nein, so blöd bin ich nun auch wieder nicht. Obwohl es an der Lage der Dinge kaum etwas geändert hätte, wenn ich es gesagt hätte. Sie nahm sofort an, daß ich dieses Zeichen schon seit Jahren verwende.«
    »Und hat sie recht damit?«
    »Ja. Nein. In letzter Zeit hab ich die Krawatte ja überhaupt nicht mehr gebraucht. Ich meine, außer wenn sie da war. Es hat keine andere Frau gegeben, seit sie und ich - ach, zum Teufel.«
    Er winkte ungeduldig ab.
    Barbara nickte mit ernster Miene. »Mir ist jetzt ziemlich klar, wie Sie sich in die Nesseln gesetzt haben.«
    »Sie behauptet, es sei ein Beispiel für meine tiefsitzende Frauenfeindlichkeit: Mein Diener und ich verständigen uns beim Frühstück mit einem verschmitzten Grinsen darüber, wer in meinem Bett am lautesten gestöhnt hat.«
    »Was Sie selbstverständlich niemals getan haben.«
    Er drehte seinen Sessel wieder zu ihr herum. »Wofür halten Sie mich, Sergeant!«
    Sie zuckte die Achseln, zupfte mit wachsendem Interesse an dem Loch in ihrer Hose. »Sie hätten den Morgentee natürlich auch ganz aufgeben können. Ich meine, als Sie angefangen haben, Frauen über Nacht bei sich zu behalten. Dann hätten Sie so ein Zeichen gar nicht gebraucht. Oder Sie hätten anfangen können, den Morgentee selbst zu machen und dann mit dem Tablett in Ihr Schlafzimmer zu huschen.«
    Sie preßte die Lippen aufeinander bei der Vorstellung, wie Lynley in seiner Küche herumstolperte - immer vorausgesetzt, er wußte überhaupt, wo sie war - und verzweifelt den Wasserkessel suchte. »Ich meine, das wäre eine Art Emanzipation für Sie gewesen, Sir. Mit der Zeit hätten Sie sich vielleicht sogar ans Toaströsten herangewagt.«
    Und dann kicherte sie, was durch die zusammengepreßten Lippen allerdings mehr wie ein Grunzen klang. Sie schlug sich mit der Hand auf den Mund und sah ihn an, halb beschämt darüber, daß sie sich über seine Situation lustig machte, halb amüsiert bei der Vorstellung, wie er - mitten in der heißesten Verführungsszene - klammheimlich eine Krawatte an den Türknauf hängte.
    Sein Gesicht war steinern. Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht«, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich's je bis zum Toaströsten bringen werde.«
    Sie platzte laut heraus. Er schmunzelte.
    »Na, die Sorgen haben wir in Acton wenigstens nicht«, sagte sie lachend.
    »Und das ist zweifellos einer der Gründe, weshalb Sie sich so schwer entschließen, dort wegzugehen.«
    Was für ein sicheres Ziel, dachte sie. Selbst mit einer Binde vor den Augen würde er ins Schwarze treffen. Sie erhob sich aus ihrem Sessel und ging zum Fenster. Dort blieb sie stehen, die Finger in den Gesäßtaschen ihrer Jeans.
    »Ist das nicht der Grund, weshalb Sie hier sind?« fragte er.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, ich war gerade in der Gegend.«
    »Sie haben Ablenkung gesucht, Havers. Wie ich.«
    Sie sah zum Fenster hinaus. Sie konnte die Wipfel der Bäume von St. James' Park sehen. Ganz kahl, vom Wind bewegt, hoben sie sich wie mit Kohle gezeichnet vom Himmel ab.
    »Ich weiß nicht, Inspector«, sagte sie. »Ich weiß so genau, was ich tun möchte. Und ich habe Angst davor, es zu tun.«
    Das Telefon auf Lynleys Schreibtisch begann zu läuten. Sie wollte hingehen.
    »Lassen Sie«, sagte er. »Wir sind doch gar nicht hier.«
    Sie blickten beide auf den läutenden Apparat, als glaubten sie, ihn mit vereintem Willen beschwören zu können. Schließlich hörte das Läuten auf.
    »Ich nehme an, Sie können das nachvollziehen«, fuhr Barbara fort, als hätte das Telefon sie nicht unterbrochen.
    »Es hat was mit den Göttern zu tun«, sagte Lynley. »Wenn sie einen richtig quälen wollen, geben sie einem das, was man am meisten begehrt.«
    »Helen«, sagte sie.
    »Die Freiheit«, sagte er.
    »Wir sind ein großartiges Paar.«
    »Inspector Lynley?«
    Dorothea Harriman stand an der Tür. Sie trug ein schmales schwarzes Kostüm und auf dem Kopf ein Pillbox-Hütchen. Sie hätte sich jederzeit mit der gesamten königlichen Familie auf dem Balkon von Buckingham Palace dem Volk zeigen können.
    »Ja, Dee?« sagte Lynley.
    »Telefon.«
    »Ich bin nicht hier.«
    »Aber...«
    »Sergeant Havers und ich

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