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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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schnell.«
    »Ach so. Aber ist er - du weißt schon, was ich meine. Das, was Pam auch wissen wollte.«
    »Ja.«
    »Wahnsinn. Kein Wunder, daß du nicht aufhören willst.«
    Sie kuschelte sich tiefer in die alte Steppdecke und streckte einen imaginären Liebhaber die ausgebreiteten Arme entgegen. »Komm und hol dir's, Baby«, sagte sie mit der Zigarette im Mund. » Es wartet nur auf dich, und es ist alles - für - dich.«
    Mit einem Ruck wälzte sie sich plötzlich auf die Seite. »Ihr paßt doch auf?«
    »Eigentlich nicht.«
    Sie riß die Augen auf. »Maggie! Mensch! Du mußt doch aufpassen. Verhüten. Oder er wenigstens. Hat er Kondome?«
    »Nein. Das will ich auch gar nicht.«
    »Das willst du nicht! Bist du verrückt? Er muß sie benützen.«
    »Warum denn?«
    »Weil du sonst ein Kind kriegst.«
    »Aber du hast doch vorher gesagt, daß eine Frau befriedigt sein muß...«
    »Vergiß es. Es gibt immer Ausnahmen. Ich bin ja schließlich auch hier, wie du siehst. Und ich bin Mr. Wraggs Kind, stimmt's? Bei diesem Paddy Lewis hat meine Mutter geseufzt und gestöhnt, aber ich bin entstanden, als sie eiskalt war. Das ist doch der beste Beweis dafür, daß alles passieren kann, ganz gleich, ob man befriedigt wird oder nicht.«
    Maggie ließ sich das durch den Kopf gehen, während sie an dem letzten Knopf ihres Mantels herumfingerte. »Na dann ist es ja gut«, sagte sie.
    »Gut? Maggie, verdammt noch mal, du kannst doch nicht.«
    »Ich möchte ein Kind«, sagte sie. »Ich möchte ein Kind von Nick. Wenn er versuchen sollte, ein Kondom zu benützen, erlaube ich's ihm einfach nicht.«
    Josie starrte sie an wie ein Weltwunder. »Du bist doch noch nicht mal vierzehn.«
    »Na und?«
    »Du kannst nicht Mutter werden, wenn du noch nicht mal mit der Schule fertig bist.«
    »Wieso nicht?«
    »Was würdest du denn mit einem Kind anfangen? Wohin würdest du gehen?«
    »Nick und ich würden heiraten. Dann würden wir das Kind bekommen. Und dann wären wir eine Familie.«
    »Das kannst du doch nicht im Ernst wollen?«
    Maggie lächelte froh. »O doch, das will ich.«

10
    »Guter Gott«, murmelte Lynley bei dem plötzlichen Temperaturabfall, der sich bemerkbar machte, als er im Crofters Inn die Schwelle zwischen Gaststube und Speisesaal überschritt. In der Gaststube entwickelte das Feuer im großen offenen Kamin immerhin so viel Hitze, daß selbst in den entferntesten Winkeln noch eine gewisse, wenn auch moderate Wärme herrschte. Die müde Zentralheizung im Speisesaal hingegen ließ allenfalls die zaghafte Hoffnung aufkommen, daß der Körperteil, den man dem Heizkörper zuwandte, nicht vor Kälte erstarren würde. Auf dem Weg zu Deborah und St. James, die an ihrem Ecktisch saßen, mußte er jedesmal, wenn er unter einem der niedrigen Deckenbalken aus dunkler Eiche hindurchging, den Kopf einziehen. Am Tisch hatten die Wraggs aufmerksamerweise einen Heizlüfter aufgestellt, von dem halbherzige Wärmewellen bis zu ihren Knöcheln gelangten und zu ihren Knien aufstiegen.
    An den Tischen war für mindestens dreißig Gäste gedeckt, aber es sah ganz so aus, als sollten die drei den Raum mit lebloser Gesellschaft teilen: An den Wänden hing eine Serie goldgerahmter Drucke, in denen die historische Sternstunde von Lancashire festgehalten war, die Karfreitagsversammlung am Malkin Tower und die Hexenprozesse, die ihr vorausgegangen waren und ihr folgten. Der Künstler hatte die Protagonisten mit bewundernswerter Subjektivität dargestellt. Richter Roger Nowell war wirklich der strenge Dickwanst, den man sich vorstellte, mit einem Gesicht, das von göttlichem Zorn und der Macht christlicher Gerechtigkeit gezeichnet war. Chattox sah angemessen heruntergekommen aus: alt und grau, gebeugt, in Lumpen gekleidet. Elizabeth Davies wirkte mit ihren wild rollenden Augen so entstellt, daß leicht zu glauben war, daß sie sich für den Kuß des Teufels verkauft hatte. Die übrigen bildeten eine lüstern dreinschauende Gruppe von Teufelsliebchen, einzige Ausnahme Alice Nutter, die mit gesenktem Blick abseits stand, sich augenscheinlich in Schweigen hüllend, wie sie das getan hatte, bis sie in ihr Grab gesunken war. Sie war die einzige verurteilte Hexe adeliger Herkunft.
    »Ah«, sagte Lynley mit Blick auf die Bilder, während er seine Serviette ausbreitete, »Lancashires geschichtliche Größen. Abendessen mit Aussicht auf ernsthafte Disputation. Haben sie oder haben sie nicht? Waren sie oder waren sie nicht?«
    »Ich denke, da besteht die Gefahr, daß

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