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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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heraus und zündete sich wieder eine an. »Meine Mutter hatte Schaum vorm Mund, als sie ihn gesehen hat. Sie hat sogar daran gerochen. Könnt ihr euch das vorstellen? Und dann hat sie losgelegt. ›Du widerliches kleines Flittchen‹, hat sie gesagt. ›Du legst dich wohl für jeden von diesen Burschen hin? Ich kann mich ja in diesem Dorf nicht mehr sehen lassen. Und dein Vater auch nicht.‹ Ich hab gesagt, wenn ich endlich mein eigenes Zimmer hätte, müßte ich's nicht mehr auf dem Sofa machen, und dann bräuchte sie die Flecken nicht zu sehen.«
    Sie lachte und streckte sich. »Todd macht immer so unheimlich lange, dem kommt's immer in einem Riesenguß.«
    Und mit einem listigen Blick zu Maggie: »Wie ist das bei Nick?«
    »Also ich kann dazu nur sagen, ich hoffe, du verhütest«, warf Josie, die gute Freundin, eilig ein. »Denn wenn ihr's wirklich so oft tut, wie du sagst, und wenn er dich jedesmal - na ja, du weißt schon - befriedigt, dann kriegst du früher oder später Ärger, Pam Rice.«
    Pam, die gerade an ihrer Zigarette ziehen wollte, hielt inne. »Was redest du da?«
    »Das weißt du ganz genau. Tu doch nicht so.«
    »Ich hab keine Ahnung, Josie. Erklär's mir doch.«
    Sie nahm einen kräftigen Zug an ihrer Zigarette, aber Maggie konnte sehen, daß sie es vor allem tat, um ihr Lächeln zu verbergen.
    Josie schluckte den Köder. »Wenn du einen - na du weißt schon...«
    »Orgasmus?«
    »Genau.«
    »Ja, wenn du also einen Orgasmus hast, was ist dann?«
    »Dann kommen diese kleinen Kaulquappen viel leichter in dich rein. Und deswegen wollen viele Frauen keinen - du weißt schon...«
    »Keinen Orgasmus?«
    »Ja, weil sie die Kaulquappen nicht haben wollen. Ach, und sie können sich nicht entspannen. Das kommt auch noch dazu. Das hab ich in einem Buch gelesen.«
    Pam brüllte vor Lachen. Sie sprang vom Badewannenrand und riß das Fenster auf, um laut hinauszuschreien: »Josie mit dem Spatzenhirn, Josie mit dem Spatzenhirn«, ehe sie sich lachend den Bauch hielt und an der Wand entlang abwärts rutschte, bis sie auf dem Boden zu sitzen kam.
    Maggie war froh, daß sie das Fenster geöffnet hatte. Man konnte ja kaum noch atmen. Sie wollte sich einreden, es wäre wegen des vielen Rauchs in dem kleinen Raum. Aber sie wußte, es war wegen Nick. Sie wollte irgend etwas sagen, um Josie gegen Pams Spott zu helfen.
    »Wann hast du denn das letztemal was darüber gelesen?« fragte Josie, während sie die Flasche mit dem Eyeliner zuschraubte und im Spiegel die Früchte ihrer mühsamen Arbeit begutachtete.
    »Ich brauch nichts zu lesen. Ich mache praktische Erfahrungen«, antwortete Pam.
    »Wissenschaftliche Forschung ist genauso wichtig wie praktische Erfahrung, Pam.«
    »Ach wirklich? Und wie sieht die wissenschaftliche Forschung aus, die du gemacht hast?«
    »Ich weiß einiges.«
    Josie war dabei, sich das Haar zu kämmen. Aber es half nichts. Ganz gleich, was sie tat, es endete immer wieder mit der gleichen scheußlichen Frisur: hochstehende Stirnfransen, Borsten im Genick. Sie hätte niemals versuchen sollen, sich die Haare selbst zu schneiden.
    »Du weißt nur das, was du gelesen hast.«
    »Nein, ich habe auch Beobachtungen gemacht. Das nennt man imperische Forschung.«
    »Und was hast du beobachtet?«
    »Mama und Mr. Wragg.«
    Diese Auskunft schien Pam sehr zu gefallen. Sie schleuderte ihre Schuhe weg und zog ihre Beine unter sich. Sie schnippte ihre Zigarette in die Toilette und sagte nichts, als Maggie die Gelegenheit benutzte, das gleiche zu tun. »Was?« fragte sie mit blitzenden Augen. »Wie denn?«
    »Ich lausche an der Tür, wenn sie miteinander schlafen. Er sagt dann dauernd, ›Komm schon, Dora, komm, komm, komm, Baby, komm, Schatz‹, und sie macht keinen Mucks. Daher weiß ich übrigens auch mit Sicherheit, daß er nicht mein Vater ist.«
    Als Pam und Maggie diese Neuigkeit ohne sichtbares Verständnis aufnahmen, fügte sie hinzu: »Kann er doch auch gar nicht sein, ihr braucht euch ja nur die Tatsachen anzuschauen. Nicht ein einziges Mal ist sie von ihm - na, ihr wißt schon, befriedigt worden. Ich bin ihr einziges Kind. Ich bin sechs Monate nach ihrer Hochzeit auf die Welt gekommen. Und ich hab so einen alten Brief gefunden, von einem Paddy Lewis.«
    »Wo denn?«
    »In der Schublade, wo sie ihre Unterhosen hat. Und mit ihm hat sie's auch gemacht, das hab ich an dem Brief gesehen. Und er hat sie befriedigt. Ganz oft. Bevor sie Mr. Wragg geheiratet hat.«
    »Wie lange vorher?«
    »Zwei

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