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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Kay?«
»Bestens.« Der Botschafter Andrew Westerfield erkundigte sich nicht nach Mrs. Jacobs, denn er wußte, daß sie vor neun Monaten an Krebs gestorben war.
Im Abfertigungsgebäude hatte ein Mann mit einer Nikon samt Teleobjektiv seit zwei Stunden Aufnahmen gemacht. Als die Limousine mit ihrer Eskorte vom Flughafengelände fuhr, schraubte er das Objektiv vom Gehäuse, legte beide Teile in seine Kameratasche und ging zu den Münzfernsprechern.
Die Limousine rollte zwischen zwei Jeeps rasch dahin. Teure, gepanzerte Wagen mit bewaffneten Eskorten waren in Kolumbien keine Seltenheit, und man mußte schon genau auf das Kennzeichen achten, um zu sehen, daß es sich um ein amerikanisches Fahrzeug handelte. Die insgesamt acht Männer in den beiden Jeeps hatten erst fünf Minuten vor der Abfahrt von dem Auftrag erfahren, und die Route war kurz. Niemand konnte die Zeit gehabt haben, einen Hinterhalt zu legen. Die Botschafterlimousine war ein Cadillac Fleetwood mit dicken Scheiben aus Lexan, die ein MGGeschoß stoppen konnten, und Kevlar-Panzerung um die Passagierzelle herum. Die Reifen waren mit einer Schaumfüllung gegen einen Platten geschützt, und der Tank war wie der eines Militärflugzeugs gegen Explosion gesichert. Kein Wunder, daß die Fahrer der Botschaft den Cadillac »Panzer« nannten.
Der Chauffeur verfügte über das Geschick eines Berufsrennfahrers. Er konnte auf über hundertsechzig beschleunigen und das drei Tonnen schwere Fahrzeug wie ein Stunt-Fahrer im Film in vollem Tempo um hundertachtzig Grad wenden. Sein Blick zuckte zwischen Straße und Rückspiegel hin und her. Zwei oder drei Meilen weit war ihnen ein Wagen gefolgt, um dann abzubiegen. Vermutlich nichts, dachte er, jemand, der wie sie vom Flughafen kam. Die Limousine war auch mit einem Funkgerät ausgerüstet, über das Hilfe herbeigerufen werden konnte. Sie hielten auf die Botschaft zu, die wie die meisten amerikanischen Vertretungen im Ausland aussah eine Kreuzung zwischen einem niedrigen Bürogebäude und einem Teil des Westwalls. VOX IDENT, hieß es auf dem Monitor des Computers zweitausend Meilen entfernt: STIMME 34 INITIIERT GESPRÄCH MIT UNBEKANNTEM EMPFÄNGER FREQ 889.980 GESPRÄCH INITIIERT 2258Z INTERZEPT NR 281.
Tony setzte den Kopfhörer auf und lauschte über Hinterbandkontrolle.
»Nichts«, sagte er einen Augenblick später. »Da fährt wer spazieren.«
In der Botschaft ging der Justizattache, Special Agent Pete Morales vom FBI, nervös auf und ab. Es war sein Direktor, der eintraf, aber die Typen von der Sicherheit hatten gemeint, für einen Überraschungsbesuch genügte ein Fahrzeug, und Überraschung, das wußten alle, war besser als massive Machtdemonstrationen. Nur Morales war anderer Meinung und glaubte an Machtdemonstrationen. Dieses Land war gefährlich; gefährlich für seine Bürger, gefährlich für Amerikaner und ganz besonders gefährlich für amerikanische Polizisten.
Morales schaute auf die Uhr. Noch rund zwei Minuten. Er wandte sich zur Tür.
    »Genau pünktlich«, stellte ein Mann drei Straßen vor der Botschaft fest und sprach in ein tragbares Funkgerät.
Bis vor kurzem war die RPG-7D die sowjetische Standard-Panzerabwehrwaffe gewesen. Es handelte sich um eine Weiterentwicklung der alten deutschen Panzerfaust, die gerade erst von der RPB-18, einer Kopie der amerikanischen Rakete M-72 LAW, abgelöst worden war. Die Einführung des neuen Systems brachte Millionen alter RPGs auf die bereits überfüllten Waffenmärkte der Welt. Da die panzerbrechende RPG nicht sehr einfach zu handhaben war, hatte man gleich vier auf die Limousine des Botschafters gerichtet.
Der Wagen fuhr auf der Carrera 13 durch das Viertel Palermo nach Süden, des Verkehrs wegen nun langsamer. Der zähe Verkehr hier in der Stadt machte alle nervös, besonders die Soldaten in den Jeeps, die die Hälse verdrehten und zu den Fenstern aufschauten. Aber in Fenster kann man von draußen gemeinhin nicht hineinsehen; selbst wenn sie offen stehen, sind sie doch nur ein Rechteck, das dunkler ist als die Hauswand. Es gab keine Warnung.
Etwas so Prosaisches wie eine Verkehrsampel machte den Tod der Amerikaner unvermeidlich. Ein Techniker arbeitete an dem schadhaften Relais und schaltete die Anlage kurz auf Rot. Fast in Sichtweite der Botschaft kam der gesamte Verkehr zum Stillstand. Aus Fenstern im zweiten Stock in Gebäuden links und rechts der Straße jagten vier RPG-Projektile nach unten. Drei trafen den Wagen, zwei davon am Dach.
    Der Blitz reichte schon.

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