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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Morales stürmte los, noch ehe der Lärm das Tor der Botschaft erreichte, und wußte dabei genau, wie nutzlos das war. Mit der rechten Hand riß er seine Smith & Wesson Automatic aus dem Halfter und war zwei Minuten später an der Unfallstelle.
Der Chauffeur war herausgeschleudert worden und lebte noch, verblutete aber aus Wunden, die kein Arzt mehr rechtzeitig schließen konnte. Von den Soldaten im vorderen Jeep war nirgends etwas zu sehen abgesehen von Blutspuren auf einem Rücksitz. Der Fahrer des folgenden Jeeps saß noch am Steuer und hatte die Hände vor das von Glassplittern zerfetzte Gesicht geschlagen, der Mann neben ihm war tot, die anderen beiden auf dem Rücksitz aber ebenfalls einfach verschwunden. Dann erkannte Morales den Grund. In einem Gebäude zu seiner Linken ratterte automatisches Feuer los. Aus einem Fenster drang ein Schrei und brach dann ab. Morales wäre am liebsten in das Haus geeilt, war aber hier zum Eingreifen nicht befugt und auch zu sehr Profi, um auf so törichte Weise sein Leben zu riskieren. Er ging auf die zerfetzte Limousine zu. Auch das war nutzlos, wie er wußte. Alle Insassen waren sofort tot gewesen. Die beiden Leibwächter des Direktors hatten Kevlar-Westen getragen, die zwar Kugeln, aber nicht dem Explosionsdruck eines Sprengkopfes standhielten. Morales wußte nun, was die Limousine getroffen hatte panzerbrechende Waffen. Erstaunlich war nur, daß man noch erkennen konnte, daß die Insassen einmal Menschen gewesen waren. Hier konnte niemand mehr helfen, höchstens ein Priester… oder Rabbi. Morales wandte sich nach ein paar Sekunden ab.
Er stand allein auf der Straße und handelte so, wie er es bei der Ausbildung gelernt hatte. Der einzige noch lebende Soldat war zu schwer verletzt, um sich bewegen zu können, und wußte wahrscheinlich überhaupt nicht, was passiert war. Vom Bürgersteig kam niemand zur Hilfe; doch nun erkannte Morales, daß mehrere Passanten verletzt waren. Der Agent suchte die Straße ab. Den Techniker an der Ampel sah er nicht. Der Mann war längst verschwunden.
Zwei Soldaten kamen aus dem Haus, einer mit einem RPG-j-Werfer in der Hand. Morales erkannte Hauptmann Edmundo Garza. Der Kolumbianer hatte Blut an der Khakiuniform und einen wilden Ausdruck in den Augen, den Morales seit seiner Zeit bei den Marines nicht mehr gesehen hatte. Hinter ihm schleppten zwei Soldaten einen Mann heraus, der in die Arme und den Unterleib getroffen worden war. Morales steckte seine Automatic ins Halfter, ehe er hinüberging, langsam und mit deutlich sichtbaren Händen, bis er sicher war, daß man ihn erkannte.
»Capitán…« sagte Morales. »Oben liegt noch ein Toter und einer von meinen Männern. Insgesamt vier Teams. Fluchtfahrzeuge in den Hintergassen.« Garza starrte erst gereizt und dann besorgt auf das Blut an seinem Oberarm. Schließlich fiel sein Blick auf die Überreste der Limousine. Er schaute den Amerikaner flehend an und bekam zur Antwort ein Kopfschütteln. Garza war ein stolzer Mann und vorzüglicher Soldat, der wegen seines Geschicks und seiner Integrität den Auftrag erhalten hatte, den Konvoi zu schützen. Und dabei hatte er versagt.
Garza ignorierte weiterhin seine Wunden und wandte sich nun an ihren einzigen Gefangenen. »Wir unterhalten uns noch«, versprach der Hauptmann, ehe er Morales in die Arme fiel.
    »Tag, Jack!« Dan und Liz Murray waren gerade bei den Ryans eingetroffen. Dan hatte sein Schulterhalfter mit der Automatic ablegen müssen.
»Ihnen hätte ich eher einen Revolver zugetraut.« Die Murrays waren zum ersten Mal bei den Ryans eingeladen.
»Meine Python fehlt mir, aber das FBI geht jetzt zu Automatics über. Außerdem jage ich keine Verbrecher mehr, sondern Aktennotizen, Positionspapiere und Haushaltsansätze.« Ein bedauerndes Kopfschütteln. »Ganz schön öde.«
»Das Gefühl kenne ich«, stimmte Ryan zu und ging mit Murray in die Küche. »Ein Bier?« »Hört sich gut an.«
»Erzählen Sie doch mal von Ihrem großen Erfolg.«
»Meinen Sie TARPON? Das Kartell ermordete einen Mann, der in seinem Auftrag Unmengen Geld wusch und nebenbei kräftig absahnte. Dieser Mann hinterließ Unterlagen, die wir fanden. Mit der Verfolgung aller Spuren hatten wir während der letzten zwei Wochen alle Hände voll zu tun.« »Es geht um sechshundert Millionen, wie ich höre.«
»Das wird noch mehr. Gerade heute nachmittag haben die Schweizer ein neues Konto geknackt.« »Donnerwetter.« Ryan machte zwei Dosen Bier auf. »Das wird das Kartell schmerzen.«

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