06 - Der Schattenkrieg
Anwesenden vernahm, und lächelte. Das Pressekorps im Weißen Haus ließ sich nicht so leicht beeindrucken.
»In Zusammenarbeit mit sechs ausländischen Regierungen haben wir alle zur Beschlagnahmung dieser Gelder erforderlichen Schritte unternommen und auch acht Immobilienprojekte hier in den Vereinigten Staaten, über die das illegale Geld floß, konfisziert. Investoren, die ihr Geld gutgläubig in diese Unternehmen einbrachten, werden durch die Beschlagnahmung aber keine ich wiederhole, keine Nachteile erleiden.«
»Verzeihung«, unterbrach jemand von AP, »sagten Sie sechshundertfünfzig Millionen?« »Jawohl, über eine halbe Milliarde Dollar.« Der Justizminister beschrieb allgemein, wie man auf die Informationen gestoßen war, verschwieg aber den ersten, entscheidenden Hinweis und die Methode, mit der man dem heißen Geld auf die Spur gekommen war. »Wie Sie wissen, haben wir für Fälle wie diesen Abkommen mit einer Reihe ausländischer Regierungen. Gelder, die aus Drogengeschäften stammen und bei ausländischen Banken deponiert wurden, können von den fraglichen Regierungen beschlagnahmt werden. Auf Schweizer Konten zum Beispiel befinden sich ungefähr…« Er schaute auf seine Unterlagen. »Zweihundertsiebenunddreißig Millionen Dollar, die nun der Schweizer Regierung gehören.«
»Was kommt dabei für uns heraus?« fragte jemand von der Washington Post.
»Das läßt sich noch nicht genau sagen. Es ist schwer, die Komplexität dieser Operation zu beschreiben die Berechnung allein wird Wochen dauern.«
»Werden wir von den anderen Regierungen unterstützt?« wollte ein anderer Reporter wissen. »Jawohl, auf vorbildliche Art und Weise.« Der Justizminister strahlte.
Die Nachrichten-Kabelstation CNN, die die Pressekonferenz übertrug, kann weltweit empfangen werden. In Kolumbien sahen zwei Männer, deren Aufgabe die Überwachung der amerikanischen Medien war, die Sendung. Es handelte sich um Journalisten des kolumbianischen Fernsehens Inravision. Einer der beiden verließ den Raum, um heimlich zu telefonieren.
Tony und sein Partner hatten gerade ihren Dienst im Lkw wieder angetreten, und an der Wand hing ein Telex, das Aktivität im kolumbianischen C-Netz um 18 Uhr Zulu-Zeit ankündigte. Sie wurden nicht enttäuscht.
»Können wir dazu Direktor Jacobs befragen?« sagte ein Reporter.
»Direktor Jacobs befaßt sich zwar persönlich mit dem Fall, ist aber im Augenblick für Fragen nicht verfügbar. Sie werden ihn nächste Woche sprechen können«, sagte der Justizminister. Die Journalisten nahmen an, daß sich Emil in der Stadt aufhielt und mit Ermittlungen beschäftigt war. In Wirklichkeit aber war seine Maschine vor fünfundzwanzig Minuten vom Luftstützpunkt Andrews gestartet.
»Madre de Dios!« rief Escobedo. Die Besprechung hatte gerade erst begonnen, und alle Mitglieder des Kartells waren in einem Raum versammelt, was selten genug vorkam. Obwohl das Gebäude mit einem Wall von Sicherheitsleuten umgeben war, waren sie nervös. Auf dem Dach des Gebäudes befand sich eine Satellitenantenne, über die man nun die Nachrichten von CNN empfing. Eigentlich sollte über unvorhergesehene Störungen des Kokaintransports gesprochen werden, aber nun ergab sich plötzlich ein viel besorgniserregenderer Aspekt. Besonders beunruhigt war Escobedo, da er zu jenen drei Kartellmitgliedern gehörte, die den anderen seine Methode der Geldwäsche aufgedrängt hatten.
»Können wir denn überhaupt nichts tun?« fragte einer. »Das läßt sich noch nicht sagen«, erwiderte der Finanzchef des Kartells. »Im Grunde haben wir eigentlich nur die Rendite aus unserer Investition verloren.« Diese Erklärung fand er selbst lahm.
»Ich finde, wir haben uns genug bieten lassen«, erklärte Escobedo heftig. »Heute kommt der Direktor der amerikanischen federales nach Bogotá.«
»Wirklich? Und woher wissen Sie das?«
»Von Cortez. Sagte ich bei seiner Einstellung nicht, daß er uns nützlich werden würde? Ich habe diese Besprechung angesetzt, um seine Erkenntnisse bekanntzugeben.«
»Es muß etwas geschehen!« rief ein anderes Kartellmitglied. »So kann das nicht weitergehen. Wir müssen hart zurückschlagen!«
Damit waren alle einverstanden. Das Kartell hatte noch nicht gelernt, daß man wichtige Entscheidungen nicht im Zorn trifft. Zur Mäßigung aber riet niemand.
Der Metroliner 111 aus New York lief um 13 Uhr 48 ein. Cortez stieg aus und ging mit seinen beiden Koffern zum Taxistand vor dem Bahnhof. Der Taxifahrer freute sich über
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