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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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zum Spiegel, »ihr Dreckskerle wollt also was anfangen…«
    Für den Flug vom Luftstützpunkt Andrews nach Camp David benutzte man einen Hubschrauber des neuen Typs VH-60 Blackhawk, den das 89. Lufttransportgeschwader gerade in Dienst gestellt hatte. Die Maschine war zwar für den Transport von VIPs komfortabel eingerichtet, aber immer noch zu laut, um eine annähernd normale Unterhaltung möglich zu machen. Die vier Passagiere starrten durch die Fenster in den Schiebetüren auf die Hügel des westlichen Maryland, und jeder war mit seiner Trauer und seinem Zorn allein. Der Flug dauerte zwanzig Minuten. Den Piloten hatte man angewiesen, sich zu beeilen.
Nach der Landung bestiegen die vier Männer einen Wagen und wurden zur Hütte des Präsidenten auf dem Gelände gebracht. Dort fanden sie ihn am Telefon vor. Die Tatsache, daß sein Pressesprecher erst nach einer halben Stunde ausfindig gemacht werden konnte, hatte seine Stimmung nicht verbessert.
Admiral Cutter wollte erklären, wie leid ihnen allen die Sache täte, verzichtete aber darauf, als er die Miene des Präsidenten sah.
Der Präsident saß auf einer Couch gegenüber dem Kamin. Vor ihm stand ein Möbelstück, das wie ein normaler Couchtisch aussah, doch nun war die Platte entfernt worden und ließ eine Reihe von Computerbildschirmen und leisen Thermaldruckern sichtbar werden, die an die Leitungen der großen Nachrichtenagenturen und anderer Informationskanäle der Regierung angeschlossen waren. Im Nebenzimmer liefen auf vier Fernsehgeräten die Nachrichten von CNN und der drei anderen großen TV-Netze.
»Diesmal werden wir nicht untätig dastehen und den Vorfall nur verurteilen«, sagte der Präsident leise und schaute auf. »Sie haben meinen Freund ermordet. Sie haben meinen Botschafter ermordet. Das ist eine direkte Herausforderung an die Vereinigten Staaten von Amerika. Wenn diese Kerle mit den großen Jungen spielen wollen«, fuhr der Präsident in seltsam gelassenem Ton fort, »werden für die auch die Spielregeln der Großen gelten. Peter«, sagte er zum Justizminister, »das Drogenkartell hat einen unerklärten Krieg gegen die Vereinigten Staaten begonnen, sich verhalten wie eine feindliche Macht. Also werden wir es behandeln wie eine feindliche Macht. Als Präsident bin ich entschlossen, den Kampf auf das Territorium des Feindes zu tragen.«
Das gefiel dem Justizminister zwar nicht, aber er nickte trotzdem zustimmend. Nun wandte sich der Präsident an Moore und Ritter.
»Jetzt ziehen wir die Glacehandschuhe aus. Ich habe zwar gerade die übliche schlaffe Erklärung abgegeben, die mein Pressesprecher verlesen wird, aber damit hat es jetzt ein Ende. Lassen Sie sich einen Plan einfallen. Keine Winke mit dem Zaunpfahl mehr, sondern Schläge mit harten Bandagen. Mr. Ritter, Sie haben Ihren Jagdschein, und die Strecke ist unbegrenzt. Ist das klar?« »Jawohl, Sir«, erwiderte der DDO. Klar war die Sache aber längst nicht. »Töten« hatte der Präsident kein einziges Mal befohlen, wie sich den Bändern, die irgendwo in diesem Raum mit Sicherheit liefen, entnehmen lassen würde. Aber wenn der Präsident einer eindeutigen Erklärung aus dem Weg gehen wollte, durfte ihn niemand um Klarstellung bitten.
»Suchen Sie sich eine Hütte und stellen Sie einen Plan auf. Peter, Sie bleiben noch eine Weile bei mir.« Der nächste Wink: Der Justizminister, der einer Aktion gerade zugestimmt hatte, brauchte nicht zu wissen, was konkret geschehen sollte. Cutter, der sich in Camp David besser auskannte als die beiden anderen, ging voraus zu einem Gästehaus. Und da er vor ihnen lief, konnten Moore und Ritter sein Lächeln nicht sehen.
    Als Ryan im CIA-Gebäude aus dem Aufzug trat, wurde er schon vom Diensthabenden erwartet. Nach einem Briefing, das ganze vier Minuten dauerte, saß Ryan in seinem Zimmer und hatte nichts zu tun. Seltsam. Er war nun über alles informiert, was die Regierung über das Attentat wußte. DCI und DDO waren, wie er sofort erfahren hatte, beim Präsidenten.
Warum nicht ich? fragte sich Jack überrascht. Die Antwort hätte ihm natürlich sofort einfallen sollen, aber er war an seine Rolle als Mann an der Spitze noch nicht gewöhnt. Und da er nichts weiter zu tun hatte, dachte er über diesen Aspekt nach und kam zu dem naheliegenden Schluß, daß er das, was besprochen wurde, nicht zu wissen brauchte doch das mußte bedeuten, daß bereits etwas geschah… Gut, aber was? Und seit wann schon?
    Am nächsten Tag um die Mittagszeit war ein Starlifter

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