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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Raketen- und Atomsprengkopflager der Marine an. In seinem Viertel wohnten vorwiegend CIAInstruktoren, was umständliche Legenden für die Nachbarschaft überflüssig machte. Seine Familie wußte natürlich so ziemlich, was er beruflich tat. Seine beiden Töchter Maggie, 17, und Patricia, 14 nannten ihn zwar im Scherz »Secret Agent Man« nach dem Helden einer TV-Serie, hüteten sich aber, mit ihren Schulkameraden darüber zu sprechen. Nur ihren Verehrern schärften sie ein, sich in Gegenwart ihres Vaters ordentlich zu benehmen; eine im Grunde überflüssige Warnung, denn bei Mr. Clark nahmen sich die meisten Männer instinktiv in acht. John Clark hatte zwar weder Hörner noch Hufe, brauchte aber meist nur einen Blick zu werfen, um klarzustellen, daß mit ihm nicht zu spaßen war. Sandy, seine Frau, wußte auch, was er vor seinem Eintritt bei der CIA gemacht hatte. Als Krankenschwester, die in einer Klinik am Ort Schwesternschülerinnen ausbildete, auch im Operationssaal, war sie es gewohnt, mit dem Tod umzugehen, und es war ihr ein Trost, daß ihr Mann zu den wenigen »Laien« gehörte, die das verstanden wenn auch aus einer ganz anderen Perspektive. John Terence Clark war ein fürsorglicher Ehemann und Vater, der manchmal einen übertriebenen Beschützerinstinkt an den Tag legte. Maggie hatte ihn einmal beschuldigt, einen festen Freund mit nur einem Blick verjagt zu haben. Daß der junge Mann später wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen worden war, bewies zu ihrem Verdruß nur, daß der Vater wieder einmal recht gehabt hatte. Er war auch, was Vergünstigungen anging, nachsichtiger als die Mutter, und wenn er zu Hause war, konnte man sich bei ihm immer ausweinen. Daheim waren sein Rat vernünftig und überlegt, seine Ausdrucksweise sanft und seine Haltung entspannt, doch seine Familie wußte, daß er außerhalb des Hauses ein ganz anderer Mensch war. Das gefiel ihr allerdings nicht so sehr.
Kurz vor dem Abendessen kam er in die Einfahrt und trug seinen Reisekoffer in die Küche, wo es nach gutem Essen roch. Sandy war so oft überrascht worden, daß sie aus Gewohnheit immer etwas mehr zubereitete.
»Na, und wo kommst du her?« war ihre erste, mehr rhetorische Frage, und dann begann sie mit dem üblichen Ratespiel. »Besonders braun bist du nicht. War es wolkig oder kalt?«
»Die meiste Zeit habe ich im Haus verbracht«, antwortete Clark aufrichtig und fügte insgeheim hinzu: mit zwei Clowns in einem Laster auf einem Hügel im Urwald. Fast wie in der bösen alten Zeit. Trotz ihrer Intelligenz erriet Sandy nie, wo er gewesen war. Aber das sollte sie ja auch nicht wissen. »Wie lange…?«
»Nur zwei Tage, dann muß ich wieder weg. Es ist sehr wichtig.«
»Hat es etwas damit zu tun?« Sie machte eine Kopfbewegung zum Küchenfernseher hin. Clark lächelte nur und schüttelte den Kopf. »Was meinst du, ist da passiert?«
»Die Narcos haben wohl Schwein gehabt«, bemerkte er leichthin. Sandy wußte, was ihr Mann von Drogenhändlern hielt, und den Grund kannte sie auch. Jeder hat seine spezielle Abneigung; diese war ihnen gemein. Sie hatte in ihrem Beruf zu oft die Folgen des Rauschgiftmißbrauchs gesehen, um anders zu empfinden. So hielt sie den Mädchen zu diesem Thema immer wieder Vorträge, und dieses Verbot wagten die ansonsten recht rebellischen Teenager auch nicht zu übertreten. »Der Präsident klingt zornig.«
»Wie würdest du denn reagieren? Der Direktor des FBI war sein Freund, soweit Politiker überhaupt Freunde sein können.« Clark empfand das Bedürfnis, diese Einschränkung zu machen, denn Politiker betrachtete er grundsätzlich mit Argwohn selbst jene, für die er gestimmt hatte.
»Was wird er unternehmen?«
»Keine Ahnung, Sandy«, meinte er und dachte: Darüber bin ich mir noch nicht ganz klar. »Wo sind die Kinder?«
»Mit Freunden im Vergnügungspark. Es soll eine neue Achterbahn geben; mit der fahren sie bestimmt, bis ihnen schlecht wird.«
»Habe ich noch Zeit für eine Dusche? Ich war den ganzen Tag unterwegs.«
»Das Essen ist in dreißig Minuten fertig.«
»Bestens.« Er gab ihr einen Kuß und ging mit seinem Koffer ins Schlafzimmer. Vor dem Duschen warf er seine schmutzigen Sachen in den Wäschekorb. Clark hatte vor, sich einen ruhigen Tag mit seiner Familie zu gönnen, ehe er sich wieder an die Planung der Mission machte. Große Eile bestand nicht. Bei Unternehmungen dieser Art ist Hast tödlich. Er hoffte nur, daß die Politiker das verstanden. Kaum zu erwarten, sagte er sich, als er in die

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