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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Moira ließ sich auf den nächst besten Stuhl sinken. »Eddie und Leo auch?« Die beiden jungen Leibwächter waren ihr wie ihre eigenen Söhne gewesen.
»Alle miteinander.«
»Ich hatte keine Ahnung«, sagte sie. »Seit Freitag habe ich weder ferngesehen noch eine Zeitung aufgemacht.« Es dauerte eine Weile, bis sie wieder aufstehen konnte. Die Tränen begannen erst zu fließen, als sich die Nachricht gegen ihre neuen und starken Gefühle durchgesetzt hatte.
    Captain Ramirez wollte Chavez nicht begleiten. Der Grund war natürlich nicht Feigheit, sondern seine Funktion. Seine Verantwortung als Kommandeur war in mancher Beziehung etwas unklar. Als Captain, der bis vor kurzem eine Kompanie befehligt hatte, wußte er, daß Befehlen etwas anderes ist als Führen. Ein Kompaniechef hatte die Aufgabe, knapp hinter der Front zu bleiben und das Gefecht zu »managen« die Army mochte dieses Wort nicht, also seinen Einheiten Stellungswechsel zu befehlen und den Überblick über das Gefecht zu behalten, dessen Führung Aufgabe der Zugführer war. Nachdem er als Lieutenant die Führung an der Front gelernt hatte, sollte er die Lektion nun auf der nächst höheren Ebene anwenden. Es konnte allerdings auch Situationen geben, in denen der Captain die Führung übernahm. Im vorliegenden Fall jedoch befehligte er nur einen Zug. Obwohl sein Auftrag Umsicht und Urteilsvermögen verlangte, erforderte die Größe seiner Einheit persönliche Führung. Außerdem konnte er kaum zwei Männer mit ihrem ersten Tötungsauftrag losschicken, ohne selbst dabeizusein, auch wenn Chavez’ Geschick im Gelände viel größer war als seines. Der Widerspruch zwischen seiner Befehls- und Führungsfunktion beunruhigte den jungen Offizier, aber er entschied sich dann doch für die Führungsrolle. Schließlich konnte er nicht den Befehl übernehmen, wenn seine Männer kein Vertrauen in seine Fähigkeit zu führen hatten. Wenn diese Aktion klappte, so ahnte er, würde er in dieser Hinsicht nie mehr Probleme haben. Wahrscheinlich läuft das immer so, sagte er sich.
Am Flugfeld hatte Captain Ramirez zwei Feuerschutz-Teams in Stellung gebracht und schlich nun hinter Chavez im weiten Bogen zur Nordseite des Landestreifens. Alles ging glatt. Die beiden Wächter lungerten noch herum, rauchten und unterhielten sich so laut, daß man sie selbst im Wald über hundert Meter Entfernung hörte.
Chavez ging voran. Der schmale Pfad, den die Pickups benutzten, war eine günstige Leitlinie. Sie hielten sich nördlich von ihr, um nicht in den Feuerbereich der beiden MG des Zuges zu geraten. Zur vorbestimmten Zeit kam der Schuppen in Sicht. Wie geplant, wartete Chavez, bis sein Offizier aufgeschlossen hatte. Sie verständigten sich durch Handsignale. Chavez sollte geradeaus vorgehen, Ramirez würde sich zu seiner Rechten halten. Das Schießen war die Aufgabe des Sergeants, aber wenn etwas schiefging, konnte Ramirez ihn sofort unterstützen. Der Captain drückte viermal kurz auf die Sendetaste seines Funkgeräts und bekam zwei Signale zur Antwort. Der Zug war auf der anderen Seite des Streifens in Stellung und bereit, falls erforderlich, seinen Part zu spielen. Ramirez gab Ding das Zeichen. Chavez holte tief Luft und stellte überrascht fest, daß sein Herz kaum schneller schlug. Er schlenkerte mit den Armen, um sich zu lockern, rückte den Gurt der Waffe zurecht und stellte sie auf eine Drei-Schuß-Garbe ein. Das Visier war mit Tritium beschichtet und leuchtete gerade hell genug, um in der fast totalen Finsternis des Urwalds noch sichtbar zu sein. Sein Nachtsichtgerät hatte Chavez in seiner Tasche verstaut; das wäre ihm jetzt nur im Weg. Nun ging er ganz langsam vor, schlich sich um Baumstämme und Büsche herum, suchte sich festen, freien Untergrund zum Auftreten oder schob Laub mit der Stiefelspitze weg, ehe er einen Fuß vor den anderen setzte. Alles ganz normale Arbeit. Die Anspannung in seinem Körper verflog; nur eine Art Summen in seinen Ohren verriet ihm, daß dies keine Übung war.
Da! Sie standen im Freien, vielleicht zwei Meter auseinander und zwanzig Meter von dem Baum entfernt, an den Chavez sich lehnte. Sie sprachen noch immer miteinander, aber obwohl Chavez ihre Sprache gut verstand, klangen ihm ihre Worte so fremd wie Hundegebell. Ding hätte sich noch näher heranarbeiten können, wollte aber das Risiko vermeiden. Außerdem reichten ihm zwanzig Meter. Das Schußfeld war frei.
Also gut. Er hob langsam die Waffe und brachte den schwarzen, runden Schemen, der

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