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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Dusche trat. Die kapieren nie etwas. »Mach dir nichts draus«, sagte Moira später zu ihm. »Meine Schuld, daß du so erschöpft bist.« Sie drückte seinen Kopf an ihre Brust. Schließlich war ein Mann keine Maschine, und fünfmal in einem guten Tag…. was konnte sie von ihrem Geliebten mehr erwarten? Jetzt mußte er sich ausruhen. Und ich auch, dachte Moira, und schlief ein.
Minuten später löste sich Cortez sanft von ihr, betrachtete ihr entspanntes Gesicht und fragte sich verzweifelt, was er überhaupt noch tun konnte. Einfach anrufen und für ein Gespräch über eine ungesicherte Leitung alles riskieren? Die Leitungen waren bestimmt angezapft, entweder von der kolumbianischen Polizei oder von den Amerikanern oder von sonst jemandem. Nein, das war riskanter als Nichtstun.
Sein professioneller Instinkt riet ihm zum Abwarten. Cortez schaute an sich hinab. Daß er im Bett versagt hatte wie eben, das war ihm schon seit einer Ewigkeit nicht mehr passiert.
    Zum Glück wußte das Team MESSER nichts von dem, was sich am Vortag zugetragen hatte. Im Dschungel gab es keine Nachrichten, und die Funkgeräte waren nur für den Dienstgebrauch. Das machte den neuen Befehl noch überraschender. Chavez und Vega saßen wieder auf ihrem Beobachtungsposten und ertrugen die schwüle Hitze, die einem heftigen Gewitter gefolgt war. Im Lauf der vergangenen Stunde waren fünfundzwanzig Millimeter Regen gefallen, und ihre Position war nun eine seichte Pfütze.
Captain Ramirez erschien, diesmal ohne Vorwarnung. »Hallo, Captain!« begrüßte Vega den Offizier. »Tut sich was?« fragte Ramirez. Chavez, der durchs Fernglas schaute, antwortete. »Unsere beiden Freunde gönnen sich ihre Morgensiesta.« Beim nächsten Satz des Captains setzte er das Glas mit einem Ruck ab.
»Hoffentlich genießen sie sie. Es ist nämlich ihre letzte.«
»Wie war das, Captain?« fragte Vega. »Der Hubschrauber holt uns heute nacht raus. Und das Flugfeld hier ist unsere LZ. Wir lassen es hochgehen, ehe wir abziehen.«
Chavez wägte diese Erklärung kurz ab. Gegen Narcos hatte er schon immer etwas gehabt, und hier sitzen und den faulen Säcken zusehen zu müssen, hatte ihn auch nicht freundlicher gestimmt. Ding nickte. »Gut, Captain. Und wie machen wir das?«
»Sowie es dunkel ist, schlagen wir beide einen Bogen zur Nordseite. Der Rest des Zuges bildet zwei Feuerschutzteams für den Fall, daß wir ihn brauchen. Vega, Sie bleiben mit Ihrem MG hier. Das andere geht vierhundert Meter weiter unten in Stellung. Wenn die beiden Posten ausgeschaltet sind, bauen wir als Abschiedsgeschenk eine Sprengfalle im Schuppen mit den Treibstoffässern. Der Hubschrauber nimmt uns um dreiundzwanzig Uhr am Ende des Landestreifens auf. Die Leichen nehmen wir mit und schmeißen sie ins Meer.«
Na so was, dachte Chavez. »Lassen wir uns sicherheitshalber dreißig bis vierzig Minuten Zeit, um ihnen in den Rücken zu kommen, aber ein Problem stellen diese Säcke nicht dar.« Der Sergeant wußte, daß das Töten seine Aufgabe sein würde. Er hatte nämlich die schallgedämpfte Waffe. »Gut, wenn’s dunkel ist, legen wir los.« Der Captain schlug den beiden auf die Schultern und zog sich zum Sammelpunkt zurück. Chavez schaute ihm nach, schraubte dann seine Feldflasche auf und nahm einen langen Zug, ehe er Vega einen Blick zuwarf.
»Scheiße!« bemerkte der MG-Schütze leise. »Auf einmal haben die Kerle da oben den Mut, mal zuzuschlagen«, kommentierte Ding.
»War auch angenehm, wieder wo zu sein, wo es Duschen und Klimaanlagen gibt«, meinte Vega dann. Daß deswegen zwei Menschen sterben mußten, war von geringer Bedeutung, nachdem die Entscheidung erst einmal gefallen war. Nachdenklich machte die beiden Soldaten, daß sie nach jahrelangem Dienst in Uniform nun endlich den Befehl bekamen, das zu tun, was sie endlos geübt hatten. Moralische Fragen kamen ihnen gar nicht erst in den Sinn. Sie waren Soldaten ihres Landes, und dieses Land war zu dem Schluß gekommen, daß die beiden in zweihundert Meter Entfernung dösenden Männer Feinde waren, die den Tod verdient hatten. Und das war’s. Chavez und Vega fragten sich nur, wie es sein würde, den Befehl auch auszuführen.
»Planen wir das gründlich«, sagte Chavez und setzte sein Fernglas wieder an. »Sei vorsichtig mit dem MG, Oso.«
Vega schätzte die Lage ein. »Auf das Gebiet links vom Schuppen halte ich erst, wenn du es sagst.« »Gut. Ich schleiche mich von diesem dicken Baum da an. Sollte eine Kleinigkeit sein«, dachte er laut.

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