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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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»Klar, nichts Besonderes.« Aber diesmal war es ernst. Chavez hielt das Fernglas auf die Männer gerichtet, die er in wenigen Sekunden töten sollte.
Colonel Johns bekam fast zur gleichen Zeit den Befehl, sich bereitzuhalten, und einen neuen Satz topographischer Karten. Zusammen mit Captain Willis zog er sich in sein Zimmer zurück, um den Plan für die Nacht in aller Ruhe zu studieren. Die Truppen, die sie abgesetzt hatten, sollten sehr viel früher als geplant herausgeholt werden. PJ bildete sich ein, den Grund zumindest teilweise zu kennen. »Direkt auf den Landeplätzen?« wunderte sich der Captain. »Tja, entweder waren alle Fehlanzeige, oder unsere Freunde müssen sie erst einnehmen, ehe wir landen.«
»So ist das also…« Captain Willis verstand erst nach einigem Nachdenken.
»Machen Sie Buck ausfindig und lassen Sie ihn die Minikanonen noch einmal überprüfen. Dann kapiert er schon, was ansteht. Und ich will jetzt mal nachsehen, wie heute nacht das Wetter wird.« »Wird gemacht.« Willis ging hinaus, um Sergeant Zimmer zu suchen.
PJ begab sich zur Wetterstation des Stützpunkts. Die Vorhersage war enttäuschend: Schwache Winde, klarer Himmel, eine Mondsichel. Eigentlich vorzügliches Flugwetter, aber eben nicht die Bedingungen, die man sich für Spezialeinsätze wünscht.
    Um die Mittagszeit verließen sie das Hotel und fuhren wie immer schweigend nach Washington zurück. Cortez hatte einen Wagen mit durchgehender Sitzbank gemietet, und Moira saß in der Mitte und kuschelte sich an ihn. Doch diesmal barg das Schweigen keine Leidenschaft; Cortez’ Gedanken rasten schneller als das Auto. Was war geschehen? Natürlich hätte er das Autoradio einschalten können, aber das wäre untypisch gewesen. Liebende kümmern sich nicht um Nachrichten. Wenn mein Chef sich intelligent verhalten hat, dachte Cortez - und an Intelligenz mangelte es Escobedo nicht, dann sitzt jetzt eine noch immer überaus wertvolle Nachrichtenquelle neben mir. Sollte er aber seiner kindischen Rachsucht erlegen sein… Sie erreichten den Flughafenparkplatz rechtzeitig. Er hielt neben Moi ras Wagen an und stieg aus, um ihr Gepäck umzuladen. »Juan…« »Ja?«
»Mach dir keine Sorgen wegen gestern abend. Das war meine Schuld«, sagte sie leise. Er rang sich ein Grinsen ab. »Ich sagte ja schon, daß ich kein junger Mann mehr bin. Da hast du den Beweis. Nächstes Mal sorge ich dafür, daß ich ausgeruhter bin.«
»Wann…?«
»Das weiß ich noch nicht. Ich melde mich.« Er küßte sie sanft. Eine Minute darauf fuhr sie weg, und er blieb stehen und schaute ihr nach, wie es sich gehörte. Dann stieg er in seinen Mietwagen. Es war kurz vor vier; er schaltete das Radio an, um Nachrichten zu hören. Zwei Minuten später hatte er den Wagen auf den Rückgabeparkplatz gestellt, sein Gepäck herausgeholt und war ins Abfertigungsgebäude gegangen, um sich nach dem nächsten verfügbaren Flug zu erkundigen. Der ging nach Atlanta; Cortez wußte, daß er dort umsteigen konnte. Mit dem letzten Aufruf ging er an Bord.
    Moira Wolfe fuhr mit einem etwas schuldbewußten Lächeln nach Hause. Was Juan in der vergangenen Nacht passiert war, mußte sehr demütigend gewesen sein, und daran war nur sie schuld, weil sie ihn, der nun wirklich nicht mehr ganz jung war, überbeansprucht hatte. Fest aber stand nun für sie, daß sie ihn liebte. Moira hatte geglaubt, dieses Gefühl nie mehr empfinden zu können, aber da war es, so sorglos und herrlich wie in ihrer Jugend. Sie stellte im Radio ein UKW-Programm mit Oldies ein und freute sich für den Rest der Fahrt an Nummern, zu denen sie vor dreißig Jahren getanzt hatte.
Zu ihrer Überraschung sah sie gegenüber von ihrem Haus einen Wagen parken, der vom FBI zu sein schien; das ansonsten unauffällige Fahrzeug hatte eine Funkantenne. Seltsam, dachte sie. Sie hielt am Randstein, nahm ihr Gepäck und ging auf ihre Haustür zu die geöffnet wurde, und da stand Frank Weber, einer der Leibwächter des Direktors.
»Tag, Frank.« Special Agent Weber nahm ihr die Taschen ab, aber seine Miene blieb ernst. »Stimmt was nicht?«
Es war unmöglich, ihr die Hiobsbotschaft schonend beizubringen, und Weber bedauerte, ihr nach dem bestimmt sehr schönen Wochenende die Laune verderben zu müssen.
»Emil ist am Freitagabend ermordet worden. Wir haben seitdem versucht, Sie zu erreichen.« »Was?«
»Sie erwischten ihn auf der Fahrt zur Botschaft. Die ganze Gruppe ist tot. Emil wird morgen beerdigt, die anderen am Dienstag.«
»Mein Gott.«

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