06 - Der Schattenkrieg
Meer und suchten nach dem Tankflugzeug, das sie für den Rückflug nach Panama mit Treibstoff versorgen sollte. Hinten schnallten sich die Infanteristen an und schliefen sofort ein.
Nicht nur Chavez und Vega, die an der Rampe neben sieben Leichen saßen; selbst Berufssoldaten bot sich ein grausiger Anblick. So schlimm wie die Opfer der Benzinexplosion sahen diese jedoch nicht aus. Keiner der beiden hatte bisher einen zu Tod verbrannten Menschen gesehen, und sie waren sich einig, daß selbst ein Narco ein solches Ende nicht verdient hatte.
Der Hubschrauber begann sich aufzubäumen, als er in die Propellerturbulenz des Tankflugzeugs geriet, aber das ging rasch vorbei. Wenige Minuten später kam Sergeant Bean nach hinten, trat an die Rampe und bat Chavez, ihn am Gürtel festzuhalten. Dann stieß er die Leichen mit den Füßen hinaus. Irgendwie pietätlos, sagte sich Ding, aber die Narcos spürten ja sowieso nichts mehr. Er steckte den Kopf nicht hinaus, um sie aufs Wasser aufschlagen zu sehen, sondern machte es sich zum Schlafen bequem.
Hundert Meilen hinter ihnen kreiste eine zweimotorige Privatmaschine über dem Landestreifen, den die Besatzung nur als Nummer 6 kannte. Nur ein Kreis aus Flammen markierte ihn. Sie konnten zwar die Lichtung sehen, aber angesichts des Fehlens der Befeuerung wäre eine Landung der reinste Wahnsinn gewesen. Frustriert, aber auch erleichtert, denn sie wußten, was im Lauf der vergangenen Wochen mit einer Reihe von Flügen geschehen war, drehten sie ab und kehrten zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Nach der Landung erledigten sie einen Anruf.
Cortez hatte einen Direktflug von Panama nach Medellin riskiert, das Ticket aber mit einer bisher noch nie benutzten Kreditkarte bezahlt. Er fuhr mit seinem eigenen Wagen nach Hause und versuchte sofort, Escobedo zu erreichen, erfuhr aber, daß dieser sich auf seiner Berghacienda aufhielt. Felix fehlte die Energie, so spät an diesem langen Tag so weit zu fahren, und er wollte auch dem C-Netz keine wichtige Konversation anvertrauen trotz aller Beteuerungen, wie sicher es sei. Müde, wütend und frustriert, goß er sich einen kräftigen Schluck ein und ging zu Bett. Alle Mühe vergebens, fluchte er in der Dunkelheit; nun konnte er Moira nie mehr benutzen. Er durfte sie nie wieder anrufen, sprechen oder sehen.
Vor Tagesanbruch fuhr ein halbes Dutzend Pickups auf sechs verschiedene Landeplätze. Zwei Trupps starben den Feuertod; ein dritter betrat einen Schuppen und fand nichts. Die drei anderen stellten fest, daß auf den Flugfeldern alles seine Ordnung hatte. Als zwei Pickups nicht zurückkehrten, sandte man andere nach ihnen aus; und die entsprechenden Informationen fanden rasch ihren Weg nach Medellin. Cortez wurde vom Telefon geweckt und erhielt neue Anweisungen.
In Panama schliefen alle Infanteristen noch. Nach einer heißen Dusche und einer ordentlichen Mahlzeit hatte man ihnen eine vierundzwanzigstündige Ruhepause in einem klimatisierten Quartier verordnet. Die vier Offiziere jedoch wurden früher geweckt und zu einer neuen Einsatzbesprechung gebracht. Unternehmen SHOWBOAT, erfuhren sie, hatte eine ernste Wendung genommen. Den Grund nannte man ihnen auch, und die Quelle der neuen Befehle erzeugte Spannung und Besorgnis zugleich.
Der neue Operationsoffizier des 3. Bataillons des 17. Infanterieregiments, das zur 1. Brigade der 7. Infanteriedivision (leicht) gehörte, saß mit dem Personaloffizier, mit dem zusammen er in Deutschland gedient hatte, in seinem Büro beim Kaffee. Auf seinem Schreibtisch lag ein Helm aus Kevlar, das wegen seiner Ähnlichkeit mit dem alten deutschen Wehrmachtshelm »Fritz« genannte Modell Mark-2. Beim 17. Regiment der leichten Infanterie war dieser Kopfschutz nicht nur mit dem üblichen Tarn-Überzug versehen, sondern auch mit lose hängenden verknoteten Streifen aus Uniformstoff, die den Umriß des Helmes verwischen sollten.
»Na, wie war’s in Panama?«
»Eine Bullenhitze, ekelhafte Verhältnisse und politisch das übliche Chaos. Komisch kurz vor der Abreise kam mir einer Ihrer Ninjas in die Quere.«
»Wirklich? Welcher denn?«
»Sergeant Chavez. Der Kerl erledigte mich bei einer Übung.«
»An den erinnere ich mich noch. Guter Mann, wurde nach Fort Benning versetzt, ganz plötzlich. Was treibt der in der Kanalzone?« fragte der Operationsoffizier. »Na, morgen sehe ich Lieutenant Jackson, bei dem er früher war. Der weiß vielleicht, was hier vorgeht.«
»Sieht so aus, als wären unsere Freunde ein bißchen
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