06 - Der Schattenkrieg
Bodenberührung sofort hinaus. Zimmer zählte ab, stellte sicher, daß alle wohlbehalten nach draußen gekommen waren, und gab dann dem Piloten das Zeichen zum Start.
Beim nächsten Mal, sagte sich Chavez, geh ich zu Fuß, verflucht noch mal. Einen so schlimmen Hubschrauberflug hatte er noch nie erlebt. Er ging voraus zum Waldrand und wartete, bis der Rest des Zuges aufgeschlossen hatte.
»Na, froh, daß du wieder am Boden bist?« fragte Vega. »Ich wußte gar nicht, daß man so viel kotzen kann«, stöhnte Ding. Alles, was er im Lauf der letzten Stunden gegessen hatte, war im Hubschrauber zurückgeblieben. Er schraubte seine Feldflasche auf und spülte den ekelhaften Geschmack aus dem Mund.
»Früher bin ich gern Achterbahn gefahren«, meinte Oso. »Darauf hab ich jetzt keinen Bock mehr, ’mano!«
»Alles klar, Ding?« fragte Captain Ramirez. »Tut mir leid, Sir. So etwas ist mir noch nie passiert. Mir geht’s aber gleich wieder besser.«
»Lassen Sie sich ruhig Zeit. Wir haben uns einen schönen ruhigen Landeplatz ausgesucht«, beruhigte Ramirez und fügte insgeheim hinzu: hoffentlich.
Chavez schüttelte den Kopf und atmete tief durch, um die Übelkeit zu vertreiben. »Wo geht’s hin, Captain?«
»Sie sind schon in die richtige Richtung marschiert.« Ramirez schlug ihm auf die Schulter. »Nur weiter.«
Chavez setzte sein Nachtsichtgerät auf und drang in den Wald ein. Verflucht, das war peinlich gewesen. So was Blödes leiste ich mir nie wieder, sagte sich der Sergeant. Noch immer wacklig, konzentrierte er sich aufs Gelände und setzte sich rasch zweihundert Meter vor den Zug. Die erste Mission im sumpfigen Tiefland war nicht ernst, sondern nur eine Übung gewesen. Nun aber wurde es ernst. Von diesem Gedanken beherrscht, kämpfte er die letzten Reste der Übelkeit nieder und machte sich an die Arbeit.
An diesem Abend waren alle noch spät im Büro. Ermittlungen mußten geführt und Routinevorgänge auf dem laufenden gehalten werden. Als Moira in Mr. Shaws Zimmer kam, hatte sie bereits alles zur Vorlage geordnet und auch beschlossen, ihm nun etwas zu sagen. Zu ihrer Überraschung war auch Mr. Murray anwesend. Merkwürdig fand sie auch, daß er als erster sprach.
»Moira, wurden Sie über Emils Reise befragt?« begann Dan. Sie nickte. »Ja, und dabei habe ich etwas vergessen. Eigentlich wollte ich es Ihnen schon heute vormittag sagen, Mr. Shaw, aber als ich ganz früh vorbeikam, schliefen Sie gerade. Ihre Sekretärin hat mich aber gesehen«, versicherte sie. »Nur weiter«, sagte Bill und fragte sich, ob er ihre Erklärung beruhigend finden durfte. Mrs. Wolfe setzte sich, drehte sich dann um und warf einen Blick zur offenen Tür. Murray stand auf und schloß sie. Auf dem Rückweg legte er ihr die Hand auf die Schulter.
»Keine Angst, Moira.«
»Ich habe einen Freund, der in Venezuela wohnt. Wir haben uns… na ja, wir haben uns vor sechs Wochen kennengelernt, und… tja, das ist schwer zu erklären.« Sie zögerte und starrte kurz zu Boden. »Wir haben uns verliebt. Er kommt alle paar Wochen in die Staaten, und da der Direktor fort war, wollten wir das Wochenende zusammen verbringen. Kennen Sie das Hideaway in den Bergen?« »Ja«, erwiderte Shaw. »Angenehmer Platz zum Ausspannen.«
»Nun, da ich wußte, daß der Direktor verreisen wollte, rief ich meinen Freund an. Er hat zwei Fabriken, eine in Venezuela und eine in Costa Rica, und stellt Autoersatzteile her.« »Haben Sie bei ihm zu Hause angerufen?« fragte Murray. »Nein, in seiner Fabrik, weil er immer so lange im Büro ist. Hier habe ich die Nummer.« Sie reichte Murray den Fetzen Hotelbriefpapier, auf den Cortez die Nummer geschrieben hatte. »Ich erreichte nur Consuela, seine Sekretärin er war nämlich in der Fabrikhalle, und er rief mich zurück. Ich sagte, ich hätte Zeit, und dann trafen wir uns am Freitag nachmittag auf dem Flughafen.«
»Auf welchem?«
»Dulles International.«
»Wie heißt der Mann?« fragte Shaw. »Diaz. Juan Diaz. Rufen Sie ihn doch in seiner Fabrik an und…« »Dieser Anschluß ist in einer Wohnung, Moira, nicht in einer Fabrik«, sagte Murray. »Aber… aber er hat doch…« Sie hielt inne. »Nein, das kann doch nicht…«
»Moira, wir brauchen eine komplette Personenbeschreibung.«
»Nein, das darf nicht wahr sein.« Ihr Mund öffnete sich und wollte sich nicht wieder schließen. Sie schaute von Shaw zu Murray und zurück zu Shaw, als ihr der Horror der Situation zu dämmern begann. Die beiden FBI-Männer spürten ihren
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