06 - Der Schattenkrieg
hatten Sie schon recht, aber inzwischen, und das ist auch Ihr Verdienst, habe ich mich zusammengerissen.« Stuart streckte die Hand aus. »Darf ich Ihnen ein Bier spendieren?« Riley grunzte zustimmend. »Für wen arbeiten Sie jetzt?«
»Für Admiral Hally, den ich hierher begleitet habe. Und Sie sind auf der Panache, nicht wahr?« »Ja.«
»Captain Wegener?«
»Stimmt.« Riley leerte sein Glas; Stuart gab der Bardame einen Wink. »Ist er wirklich so gut, wie man hört?«
»Red ist ein besserer Seemann als ich«, erwiderte Riley ehrlich. »So gut ist keiner. He, ich war doch dabei, als Sie diesen Kasten rüberbrachten. Wie hieß dieses Containerschiff noch, das auseinanderbrach?«
»Arctic Star«, erwiderte Riley und mußte bei der Erinnerung lächeln. »An diesem Nachmittag haben wir uns wirklich unsere Heuer verdient.«
»Ich habe zugesehen und gedacht, der Mann spinnt. Na ja, jetzt sitze ich für den Admiral an einem Wortprozessor, aber ehe ich Chief wurde, war ich wenigstens noch mal auf einem Kutter, der in Norfolk stationiert war. Mit der Atlanctic Star natürlich nicht zu vergleichen.«
»Berufen Sie es nicht, Matt. Ein solcher Vorfall liefert das Material für zwei Jahre Seemannsgarn. Ich nehme jederzeit einen leichten Job an. Für Abenteuer komme ich mir ein bißchen zu alt vor.« »Wie ist hier das Essen?«
»Annehmbar.«
»Darf ich Sie einladen?«
»Matt, ich weiß noch nicht mal mehr, warum ich Sie zusammengeschissen und was ich dabei gesagt habe.«
»Ich weiß es noch genau«, versicherte Stuart. »Wer weiß, was aus mir geworden wäre, wenn Sie mir nicht den Kopf zurechtgerückt hätten. Kommen Sie, ich bin Ihnen etwas schuldig.« Er winkte Riley zu einer Nische an der Wand.
Nach weiteren Gesprächen über gemeinsame Erlebnisse von früher, an die sich Riley nicht so recht erinnern konnte, lud Stuart den Chief zum Abendessen ein. Die beiden saßen gerade bei ihrem dritten Bier, als Chief Oreza erschien.
»He, Portagee!« rief Riley.
»Das Bier ist kalt, wie ich sehe, Bob.« Riley wies auf seinen Tischgenossen. »Das ist Matt Stevens, mit dem ich auf der Mellon war.«
Binnen einer Stunde waren zwei weitere Runden geschluckt, und die drei Männer aßen nun Knackwurst mit Sauerkraut. Stuart beschränkte sich auf Geschichten von seinem Admiral, der bei der Küstenwache für rechtliche Angelegenheiten zuständig war.
»Sagt mal, wie war das eigentlich mit diesen beiden Drogenschmugglern?« fragte der Anwalt schließlich.
»Wie bitte?« fragte Oreza, der noch einigermaßen nüchtern war, argwöhnisch.
»Na ja, das FBI war bei meinem Admiral, und ich mußte den Bericht schreiben.«
»Was haben die Meister vom FBI denn gesagt?«
»Das darf ich eigentlich nicht ach was! Paßt auf, euch kann keiner was wollen. Das FBI rührt keinen Finger und hat dem Skipper nur gesagt, er soll so etwas nicht noch mal tun. Wißt ihr eigentlich, daß der Erfolg der Operation TARPON nur euch zuzuschreiben ist?«
»Was?« Riley hatte seit Tagen weder ferngesehen noch Zeitung gelesen. Er war zwar über den Tod des FBI-Direktors informiert, wußte aber nicht, daß dieser in Beziehung zu der Scheinexekution stand.
Stuart gab wieder, was er wußte. »Eine halbe Milliarde?« meinte Oreza leise. »Damit könnten wir uns ein paar neue Schiffe bauen lassen.«
»Und die brauchten wir auch«, stimmte Stuart zu. »Und ihr habt diese Kerle tatsächlich aufgehängt?« Stuart griff in die Tasche und schaltete ein kleines Tonbandgerät auf Aufnahme.
»Im Grunde war es Portagees Idee«, sagte Riley. »Ach was, ohne dich hätte ich das nie geschafft, Bob«, versetzte Oreza großzügig.
»Na ja, das mit dem Aufhängen war knifflig«, erklärte Riley. »Es mußte nämlich ganz echt aussehen. Nachdem wir uns einen geschnappt hatten, ließ ich ihn vom Apotheker mit Äther betäuben und schnallte ihm einen Gurt mit einer Öse auf dem Rücken um. Wir brachten ihn an Deck, und die Schlinge, die ich ihm um den Hals legte, hatte einen Bajonetthaken, den ich in die Öse schnappen ließ. Als wir ihn dann hochzogen, hing er am Gurt und nicht am Hals.« Der Bootsmann grinste den Steuermannsmaat an.
»Und der andere glaubte den ganzen Mummenschanz und pißte sich sogar in die Hosen. Sang wie ein Kanarienvogel, als sie ihn zurück in die Messe brachten. Sowie er weg war, holten wir den ersten wieder runter und weckten ihn auf. Die beiden hatten den ganzen Tag Gras geraucht und waren so bekifft, daß sie bestimmt keine Ahnung hatten, was mit ihnen passiert
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