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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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war.«
Stimmt, dachte Stuart. »Was war das mit dem Gras?«
»Das war Reds Idee. Die beiden hatten Joints dabei, die wie richtige Zigaretten aussahen. Die gaben wir ihnen einfach, und darauf rauchten sie sich die Köpfe zu. Dazu noch der Äther und der ganze Zirkus, die haben überhaupt nicht gemerkt, was eigentlich los war.«
Fast korrekt, dachte Stuart und hoffte nur, daß sein Bandgerät das alles aufnahm.
»Am liebsten hätten wir sie richtig gehenkt«, meinte Riley nach ein paar Sekunden. »Matt, Sie hätten die Jacht mal sehen sollen. Vier Menschen hingeschlachtet wie Vieh. Die Frau und das kleine Mädchen haben sie vergewaltigt und dann zerstückelt davon träume ich heute noch. Aber wir sollen ja sachlich und unbeteiligt an solche Sachen herangehen, wie richtige Polizisten, oder?« »So steht es im Gesetz«, bestätigte Stuart. »Für solche Sachen wurde das Gesetz nicht geschrieben«, sagte Portagee. »Wer so was tut, ist doch kein Mensch mehr. Ich weiß nicht, was das für Schweine sind, aber Menschen sind sie für mich nicht.«
»Was soll ich dazu sagen?« fragte Stuart, der nun keine Rolle mehr spielte, abwehrend. »Auch für solche Fälle gibt es Gesetze.«
»Tja, die Gesetze taugen aber nichts mehr«, bemerkte Riley. Der Unterschied zwischen den Leuten, die er verteidigen mußte, und jenen, die er beschuldigte, sagte sich der inzwischen ziemlich besäuselte Stuart, ist, daß die Bösen seine Mandanten waren und die Guten halt nicht. Nun gab er sich als Offizier der Küstenwache aus und verstieß selbst gegen ein Gesetz, aber so wie diese Männer für einen guten Zweck. Wer ist also im Recht? fragte er sich. Was wirklich recht war, fand sich weder in Gesetzbüchern noch in religiösen Texten. Stuart war Anwalt und beschäftigte sich mit dem Gesetz, nicht mit der Gerechtigkeit. Über das, was Recht war, hatten Richter und Geschworene zu entscheiden. So ungefähr lief das jedenfalls. Stuart nahm sich vor, nicht mehr so viel zu trinken. Alkohol machte komplizierte Dinge klar und klare Dinge kompliziert.
    Diesmal war der Flug unangenehm. Ein Westwind vom Pazifik traf auf die Anden und wurde nach oben abgelenkt, was zu heftigen Turbulenzen in der Luft führte, die schon in dreißigtausend Fuß Höhe zu spüren waren. Hier aber, nur dreihundert Fuß überm Boden und mit geländeabtastendem Autopiloten fliegend, wurde der Hubschrauber heftig durchgeschüttelt. Johns und Willis hatten sich fest angeschnallt und wußten beide, daß es den Männern hinten übel gehen mußte, als die Maschine mindestens zehnmal pro Minute sechs Meter hohe Sätze machte. PJ hatte die Hand am Knüppel und folgte den Bewegungen des Autopiloten, war aber bereit, sofort das Steuer selbst zu übernehmen, falls das System erste Anzeichen eines Versagens zeigen sollte.
Und beim Überfliegen dieses Passes, der eher ein Bergsattel war, wurde es noch unangenehmer. Im Norden hatten sie einen Dreitausender, im Süden einen Gipfel von 2400 m Höhe, und durch den Zwischenraum strömten die Luftmassen vom Pazifik wie durch einen Trichter. Der frisch betankte und daher schwere Pave Low dröhnte mit zweihundert Knoten dahin.
»Da liegt Mistrato«, sagte Colonel Johns. Das Computer-Navigationssystem hatte schon einen Bogen nach Norden gesteuert, um die Stadt und die Straßen zu meiden. Die beiden Piloten achteten auch auf Häuser, Menschen oder Autos am Boden. Man hatte die Route zwar anhand von bei Tageslicht und nachts mit Infrarot aufgenommenen Satellitenfotos ausgewählt, aber Überraschungen waren nie auszuschließen.
»Buck, LZ eins in vier Minuten«, rief PJ über die Sprechanlage. »Roger.« Sie überflogen die zwischen zwei gewaltigen Gebirgsketten gelegene Provinz Risaralda.
»LZ eins in Sicht«, meldete Captain Willis. »Ich übernehme.« Captain Johns griff nach dem Knüppel und schaltete sein Mikrophon ein. »Noch eine Minute. Kanonen bemannen.«
»Wird gemacht.« Sergeant Zimmer verließ seinen Platz und ging nach hinten. Sergeant Bean aktivierte vorsorglich die Minikanone. Zimmer glitt auf Erbrochenem aus und wäre um ein Haar hingefallen. Ungewöhnlich war das nicht. Inzwischen lag die Maschine auf der windabgewandten Seite der Berge zwar ruhiger, aber hinten gab es viele junge Männer, denen es speiübel war und die sich nach festem Boden unter den Füßen sehnten. Zimmer verstand das nicht ganz. Am Boden war es doch gefährlich.
    Der erste Zug stand schon, als der Hubschrauber zur ersten Landung ansetzte, und sprang bei

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