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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Ausrüstung noch leichter war als die einer Luftlandedivision und der daher in einem aus nur fünfhundert Flügen bestehenden Airlift transportiert werden konnte. Doch die leichten Infanteriedivisionen LID waren längst nicht so nutzlos, wie sie dem oberflächlichen Betrachter erscheinen mochten; genau das Gegenteil war der Fall.
Mit der Einrichtung der LID hatte sich die Armee auf zeitlose Grundlagen der Militärgeschichte besonnen. In diesen Einheiten zog sie sich auf altmodische Weise ihre besten Unteroffiziere heran. Brigadeführer und Divisionskommandeure waren Veteranen des Vietnamkrieges, in deren Erinnerung an diesen bitteren Konflikt auch Bewunderung für den Gegner anklang besonders für die Begabung von Vietkong und NVA, den eigenen Mangel an Ausrüstung und Feuerkraft in einen Vorteil zu verwandeln. Warum sollten die traditionell von Ausrüstung und Feuerwaffen faszinierten Amerikaner im Feld nicht ebensoviel Geschick beweisen können wie General Gipas Soldaten? hatten sich die Denker der Army gefragt. Das Resultat ihrer Studien waren vier Elitedivisionen: die 7. in Fort Ord, Kalifornien, die 10. in Fort Drum, New York, die 25. in Schofield Barracks, Hawaii, und die 6. in Fort Wainwright im Staat Alaska. Seltsamerweise hatten alle Mühe, ihre Unteroffiziere und Kompanieführer zu halten, aber das war von vornherein mit einkalkuliert worden. Der Dienst in einer LID ist anstrengend, und wenn die besten Männer dreißig wurden, sehnten sie sich danach, mit Hubschrauber oder Schützenpanzer ins Gefecht gebracht zu werden und vielleicht einige Zeit mit ihren jungen Familien verbringen zu können, anstatt in den Bergen herumzukraxeln. So kam es, daß die Besten, eben jene, die blieben und die harten Unteroffizierkurse absolvierten, zu den schweren Formationen versetzt wurden, die den Rest der Armee ausmachten, und Fähigkeiten mitbrachten, die sie nie ganz vergaßen. Kurz: Die LID waren Kaderschmieden, in denen sich die Armee Unteroffiziere mit außergewöhnlichen Führungsqualitäten und überdurchschnittlichen Kenntnissen des Kriegshandwerks heranzog; am Ende kam es doch immer auf ein paar Männer mit schlammigen Stiefeln und stinkenden Uniformen an, die es verstanden, sich das Gelände und die Nacht zu Verbündeten zu machen.
Ein Mann dieses Schlages war Staff Sergeant Domingo Chavez, 26, bei seinem Zug als »Ding« bekannt. Er war nun schon seit neun Jahren dabei und hatte als jugendliches Mitglied einer Straßenbande in Los Angeles begonnen mit der Erkenntnis, daß er etwas für seine unzureichende Bildung tun mußte und daß es bei den Bandidos keine Zukunft gab. Als ein guter Freund aus unerfindlichen Gründen von einem fahrenden Auto aus abgeknallt worden war, meldete er sich bei einem Rekrutierungsbüro der Army, nachdem die Marines ihn abgelehnt hatten. Obwohl er praktisch Analphabet war, hatte der Unteroffizier ihn sofort genommen er mußte seine Quote erfüllen, und der Junge war bereit gewesen, zur Infanterie zu gehen.
Chavez hatte nur unklare Vorstellungen vom Militärdienst gehabt, und die entpuppten sich größtenteils als falsch. Nachdem man ihm die Haare und den Ziegenbart abrasiert hatte, erkannte er, daß Härte ohne Disziplin wertlos ist und daß die Armee keine Aufsässigkeit duldet. Nachdem er aber erkannt hatte, daß die Army eine Hierarchie mit strengen Vorschriften ist, hielt er sich an sie und wurde allmählich zu einem überdurchschnittlichen Rekruten. Schließlich kam er aus einer Bande und verstand Kameradschaft und Teamarbeit, und es war ihm leicht genug gefallen, diese in positive Bahnen zu lenken. Am Ende der Grundausbildung war er hart und zäh wie Stahldraht und wußte fast jede Infanteriewaffe hand zu haben. Wo sonst, fragte er sich eines Tages, kriegt man eine MPi und wird fürs Ballern auch noch bezahlt?
Doch gute Soldaten werden nicht geboren, sie müssen herangezogen werden. Zuerst kam Chavez nach Korea, wo er den Gebirgskampf lernte und erkannte, wie gefährlich feindliche Banden sein können. Sicher war der Dienst in der entmilitarisierten Zone noch nie gewesen. Hier rettete Disziplin einem das Leben. In einer Regennacht waren nordkoreanische Soldaten in seinen Frontabschnitt eingedrungen und auf einen Horchposten gestoßen, auf dem zwei amerikanische Soldaten schliefen um nie wieder aufzuwachen. Einheiten der südkoreanischen Armee hatten die Infiltratoren später abgefangen und getötet, aber es war Chavez gewesen, der die Männer aus seinem Zug mit durchschnittenen

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