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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Kehlen hatte entdecken müssen. Soldat sein, hatte er damals entschieden, ist ein ernstes Handwerk, und das wollte er meistern. Der Vorsatz fiel erst seinem Zugführer, dann dem Lieutenant auf. Chavez hörte auf einmal beim Unterricht zu und versuchte sogar, sich Notizen zu machen. Nachdem der Lieutenant erkannt hatte, daß der junge Soldat nur lesen und schreiben konnte, was er vorher mühsam auswendig gelernt hatte, sorgte er für Hilfe. Chavez büffelte in seiner Freizeit und schaffte noch vorm Jahresende die Mittlere Reife beim ersten Anlauf! - und wurde zum Specialist Fourth Class ernannt; eine Beförderung, die 58,50 Dollar im Monat mehr eintrug. Chavez hatte sich selbst etwas bewiesen, und er vergaß der Armee nie, daß sie ihm den Weg zum Aufstieg geebnet hatte.
Chavez, ein begeisterter Langstreckenläufer, kam zur 7. LID in Fort Ord bei Monterey an der kalifornischen Küste. Das Übungsgelände der 7. die Hunter-Ligget Military Reservation auf der ehemaligen Ranch des Pressemagnaten Hearst, ist in nassen Wintern ein herrlich grünes Gebirge, im kalifornischen Sommer aber eine verbrannte Mondlandschaft mit steilen, kahlen Höhen, verkrüppelten Bäumen und Gras, das unter den Sohlen zu Staub zerkrümelt. Chavez wurde sofort auf einen zweiwöchigen Schulungskurs geschickt und kam zur Ranger School in Fort Benning, Georgia. Als er von diesem härtesten aller Armeekurse nach Fort Ord zurückkehrte, war er zäher und selbstsicherer als je zuvor und bekam einen Zug junger Rekruten zugeteilt. Nun sollte sich auszahlen, was die Army in den jungen Sergeant investiert hatte; nun sollte er beweisen, daß er sich zum Führer eigne und sein Können weitervermitteln konnte. Chavez übernahm in seinem Zug das Kommando wie ein Stiefvater, der sich mit einer großen, undisziplinierten Familie konfrontiert sieht: Er war entschlossen, aus diesem Haufen etwas zu machen.
In Fort Ord lernte er auch die Kunst der Infanterietaktik. Als Mitglied der 3. Kompanie des 3. Bataillons des 17. Infanterieregiments, dessen etwas ambitioniertes Motto »Ninja! Die Nacht ist unser!« lautete, zog Chavez mit Tarnfarbe im Gesicht ins Feld bei der 7. sind selbst die Hubschrauberpiloten so getarnt - und lernte bei der Ausbildung seiner Männer sein Handwerk ganz. Mehr noch, er lernte die Nacht zu lieben. Chavez und seine Männer bewegten sich so leise wie eine flüsternde Brise. Der Zweck einer solchen Unternehmung waren meist Überfälle, Hinterhalte, Infiltration und Aufklärung. Da sich seine leichtbewaffnete Einheit einer schweren Formation nicht stellen konnte, waren ihre eigentlichen Waffen Verstohlenheit und Überraschung: Sie erschienen, wo sie am wenigsten erwartet wurden, schlugen im Kampf Mann gegen Mann brutal zu und verschwanden dann in der Dunkelheit, ehe die andere Seite reagieren konnte.
    »He, Ding!« rief der Zugführer. »Der Lieutenant will dich sprechen!«
Der Tag war erst zwei Stunden alt, die Übung lief nun schon neun Tage, und selbst Chavez spürte sie in den Knochen. Bist halt keine siebzehn mehr, sagten ihm seine Beine zu seiner Erheiterung, als er aufstand.
Wenigstens war es der letzte Job dieser Art bei den Ninjas. Er wurde versetzt und sollte in Fort Benning in Georgia die Schule für Ausbilder besuchen. Darauf war Chavez ungemein stolz. Bei der Army hielt man so viel von ihm, daß man ihn zu einem Vorbild für junge Rekruten machen wollte. Der Sergeant erhob sich, doch ehe er hinüber zu dem Lieutenant ging, griff er in die Tasche und holte einen Wurfstern heraus. Seit der Colonel begonnen hatte, seine Männer als Ninjas zu bezeichnen, gehörten die häßlichen kleinen Stahlprojektile bei ihnen zur Grundausstattung, was die höheren Ränge etwas konsternierend fanden. Doch wer etwas leistet, bekommt immer einiges nachgesehen, und in diese Kategorie fiel Chavez. Er schleuderte den Stern mit einem lässigen Schnicken des Handgelenks auf einen fünf Meter entfernten Baum, und ein Zacken bohrte sich einen Zoll tief ins Holz. Auf dem Weg zu seinem Vorgesetzten zog Chavez die Waffe wieder heraus. »Jawohl, Sir!« rief Chavez und nahm Haltung an. »Rühren, Sergeant«, sagte Lieutenant Jackson. Er saß am Boden an einen Baum gelehnt, um seine mit Blasen bedeckten Füße auszuruhen. Der dreiundzwanzigjährige Absolvent der Militärakademie West Point lernte langsam, wie hart es sein konnte, mit den Soldaten, die er führen sollte, Schritt zu halten. »Sie werden im Hauptquartier verlangt. Hat etwas mit Ihrer Versetzung zu

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