06 - Der Schattenkrieg
Colonel.
»Ding, wie das mit dem Verwaltungskram geht, mußt du noch lernen. Komm mit. Der Lieutenant ist in seinem Zimmer.«
Lieutenant Timothy Washington Jackson von der Infanterie hatte sich noch nicht gewaschen, war aber fast bereit, auf sein Zimmer im Junggesellenquartier für Offiziere zu gehen. Er sah auf, als seine zwei dienstältesten Unteroffiziere eintraten.
»Lieutenant, Chavez soll nach Fort Benning versetzt werden. Heute abend wird er abgeholt.« »Habe ich auch gehört. Gerade kam ein Anruf vom Bataillon. Was geht hier vor? Das entspricht doch nicht der üblichen Prozedur«, grollte Jackson. »Wann sollen Sie weg?«
»Um achtzehn Uhr, Sir.«
»Ist ja toll. Ich muß mich erst mal saubermachen, ehe ich mit dem S-drei spreche. Sergeant Mitchell, kümmern Sie sich um die Ausrüstungsunterlagen?«
»Jawohl, Sir.«
»Gut, ich bin um siebzehn Uhr wieder da und übernehme die Abwicklung. Chavez, setzen Sie sich bloß nicht früher ab.«
Der Rest des Nachmittags verging rasch. Mitchell kümmerte sich um den Transport der wenigen Habseligkeiten des jungen Mannes, und Lieutenant Jackson kam pünktlich zurück und holte die beiden Männer in sein Zimmer. Es war ruhig; die meisten Männer des Zuges genossen in der Stadt ihre wohlverdiente Freizeit. »Ding, ich bin noch nicht fertig mit Ihnen. Noch steht nicht fest, wer Ihre Männer übernehmen soll. Sergeant Mitchell, Sie erwähnten Ozkanian?«
»Jawohl, Sir.«
»Chavez, was halten Sie von ihm?«
»Er ist praktisch soweit«, erklärte Chavez. »Gut, dann geben wir Corporal Ozkanian die Chance. Und Sie haben Glück gehabt, Chavez«, sprach Jackson weiter. »Ich konnte nämlich meinen ganzen Papierkrieg noch vor der Übung erledigen. Soll ich nun Ihre Beurteilung mit Ihnen durchgehen?« »Die wichtigsten Punkte genügen schon, Sir.« Chavez, der wußte, daß der Lieutenant ihn mochte, grinste.
»Fein. Ich sage hier, daß Sie verdammt gut sind, was auch stimmt. Nur schade, daß wir Sie so schnell verlieren. Bringt Sie jemand rüber?«
»Kein Problem, Sir. Ich gehe zu Fuß.«
»Kommt nicht in die Tüte. Letzte Nacht sind wir lange genug gelatscht. Schmeißen Sie Ihre Sachen in mein Auto.« Der Lieutenant warf ihm die Schlüssel zu. »Sonst noch etwas, Sergeant Mitchell?« »Der Rest kann bis Montag warten, Sir. Uns steht ein schön ruhiges Wochenende zu, dachte ich mir.« »Wie immer den Nagel auf den Kopf getroffen, Mitchell. Mein Bruder ist in der Stadt. Ich komme also erst am Montag um sechs zurück.«
»Jawohl, Sir. Viel Vergnügen.« Chavez hatte seine wenigen Sachen schon in Jacksons Honda Civic geladen, als der Lieutenant aus der Kaserne kam. Chavez warf ihm den Zündschlüssel zu. »Wo werden Sie abgeholt?«
»Division G-1, sagte der Mann.«
»Seltsam. Warum nicht wie üblich von Martinez Hall?« fragte Jackson beim Anfahren. »Lieutenant, ich mache halt, was mir befohlen wird.« Darüber mußte Jackson lachen. »Geht uns das nicht allen so?« Wenige Minuten später setzte Jackson den Soldaten ab und drückte ihm noch einmal die Hand. So nebenbei fiel ihm auf, daß am Treffpunkt noch weitere fünf Soldaten warteten zu seiner Überraschung alle Sergeants. Zwei kannte er persönlich. León aus Ben Tuckers Zug und Munoz von der Aufklärung. Beides gute Leute. Und beide spanischer Abstammung, so wie die anderen. Jackson tat das mit einem Achselzucken ab und fuhr weg.
3
Die Panache-Prozedur
Wegener führte seine Inspektion nicht nach, sondern vor dem Mittagessen durch. Zu beanstanden gab es nicht viel, denn Chief Riley hatte bereits kontrolliert. Abgesehen von Farbtöpfen und Pinseln, die gerade benutzt wurden an jedem Schiff wird unablässig herumgestrichen, lag kein Gerät herum. Das Geschütz war vorschriftsmäßig nach innen gerichtet und gesichert, ebenso die Ankerketten. Die Rettungsleinen waren straff gespannt, alle Luken fest verschlossen. Hier und dort machten es sich Seeleute, die Freiwache hatten, bequem, lasen oder lagen in der Sonne. Diese sprangen auf Rileys donnerndes »Achtung an Deck!« auf. Ein Matrose hatte Playboy gelesen. Wegener gab ihm launig zu verstehen, daß er sich auf der nächsten Fahrt vorsehen müsse; es kämen nämlich drei weibliche Besatzungsmitglieder an Bord. Daß Panache im Augenblick keine Frauen hatte, war eine statistische Anomalie, und die bevorstehende Änderung beunruhigte den Captain nicht sonderlich, aber seine Chiefs waren, gelinde gesagt, skeptisch. Die Benutzung der sanitären Einrichtungen drohte zum Beispiel
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