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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Präsidentschaftskandidaten; die Grundausbildung bei den Marines ist ein Vergnügen dagegen. Ryan stand einem fast zwanzig Jahre älteren Mann gegenüber, der seit sechs Monaten von zuviel Kaffee und fragwürdigen Gerichten bei Wahlveranstaltungen gelebt hatte, es aber trotzdem irgendwie fertigbrachte, immerzu über schlechte Witze zu lachen und viermal am Tag eine Rede zu halten, die frisch und mitreißend wirkte. Und von Außenpolitik versteht er so viel wie ich von der Relativitätstheorie, fügte Ryan insgeheim hinzu. »Ah, Sie sind wohl Dr. Ryan.« Fowler sah von der Morgenzeitung auf. »Jawohl, Sir.« »Verzeihung, daß ich nicht aufstehe, aber ich habe mir letzte Woche den Knöchel verknackst.« Fowler wies auf einen am Sessel lehnenden Stock. Davon hatte Ryan in den Morgennachrichten nichts gesehen. Fowler hatte seine Rede nach der Nominierung gehalten und war auf der Bühne herumgesprungen mit einem kaputten Fuß. Der Mann hatte Mumm. Ryan trat auf ihn zu und gab ihm die Hand.
»Wie ich höre, sind Sie der kommissarische Direktor des Nachrichtendienstes.«
»Entschuldigen Sie, Governor, aber mein Titel lautet Stellvertretender Direktor (Intelligence), DDI. Ich stehe im Augenblick einem der Hauptdirektorate der CIA vor. Die anderen sind Operationen, Wissenschaft & Technik und Verwaltung. Was die Verwaltung tut, liegt auf der Hand, die Leute von W & T kümmern sich um Satellitenprogramme und den Rest der technischen Seite, und wir von Intelligence versuchen, die Daten zu analysieren, die wir von Operationen und W&T bekommen. Der eigentliche DDI heißt James Greer und liegt…«
»Ich weiß. Schade, ein guter Mann, dem selbst seine Feinde Ehrlichkeit nachsagen. Haben Sie Lust, mit mir zu frühstücken?« fragte Fowler mit der Liebenswürdigkeit des geborenen Politikers. »Gerne, Sir. Kann ich Ihnen zur Hand gehen?«
»Danke, das schaffe ich schon.« Fowler griff nach dem Stock und stand auf. »Sie waren bei den Marines, arbeiteten als Börsenmakler und wurden Geschichtsdozent. Die Geschichte mit den Terroristen vor ein paar Jahren ist mir bekannt. Von meinen Leuten meinen Informanten, sollte ich eher sagen«, fügte er grinsend hinzu und setzte sich wieder, »erfahre ich, Sie seien bei der CIA rasch aufgestiegen, wollen mir aber nicht sagen, warum. Und in der Presse stand auch nichts. Ich finde das merkwürdig.«
»Ein paar Geheimnisse wahren wir schon, Sir. Über gewisse Dinge darf ich Ihnen keine Auskunft geben. Und was meine Person angeht, erkundigen Sie sich besser anderswo. Ich bin nämlich nicht objektiv.«
Der Gouverneur nickte liebenswürdig. »Al Trent lobt Sie in den höchsten Tönen, obwohl Sie vor einer Weile heftig mit ihm aneinandergeraten sind. Wie kommt das?«
»Da müssen Sie Mr. Trent fragen, Sir.«
»Das habe ich getan. Im Grund hat er nicht viel für Sie übrig. Die Abneigung scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen.«
»Ich bin nicht befugt, mich zu diesem Thema zu äußern, Sir. Wenn Sie im November gewinnen, werden Sie die Geschichte erfahren.« Wie sollte er auch erklären, daß Al Trent die CIA bei einer Operation unterstützt hatte, an deren Ende der Chef des KGB zu den USA übergelaufen war? Und wer würde ihm abnehmen, daß Trent mitgespielt hatte, um sich an jenen zu rächen, die seinen russischen Geliebten ins Lager gesteckt hatten?
»Und Beth Elliot sind Sie gestern auch auf die Zehen getreten.«
»Sir, soll ich wie ein Politiker antworten, der ich nicht bin, oder ganz normal?«
»Nur heraus damit, Ryan. Das ist eines der seltenen Vergnügen, das sich ein Mann in meiner Position gönnen kann.« Ryan überhörte den Wink.
»Ich fand Dr. Elliot arrogant und ausfallend. Ich bin an einen solchen Ton nicht gewöhnt. Mag sein, daß ich mich bei ihr entschuldigen sollte, aber das gilt auch umgekehrt.«
»Sie stehen auf ihrer Abschußliste; dabei hat der Wahlkampf noch nicht einmal begonnen«, bemerkte Fowler lachend.
»Da kann ich ihr nur Waidmannsheil wünschen.«
»Dr. Ryan, haben Sie sich jemals um ein öffentliches Amt beworben?«
»Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, Sir, aber diesem Streß würde ich mich niemals aussetzen.« »Sind Sie gerne Regierungsbeamter? Das ist eine Frage, keine Drohung«, erklärte Fowler. »Sir, ich tue meine Arbeit, weil ich sie wichtig finde, und weil ich sie meiner Auffassung nach gut tue.«
»Ah, das Land braucht Sie also?« fragte der Präsidentschaftskandidat leichthin. Das verschlug dem kommissarischen DDI die Sprache. »Das ist eine harte Nuß,

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