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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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nicht wahr? Wenn Sie nun mit Nein antworten, steht Ihnen der Posten nicht zu, weil es einen besser qualifizierten Kandidaten gibt. Sagen Sie ja, sind Sie ein arroganter Überflieger. Lernen Sie daraus, Dr. Ryan. So, das war meine Lektion für heute. Jetzt sind Sie dran. Erzählen Sie mir, wie es auf der Welt aussieht, Ihrer Auffassung nach.« Jack holte seine Notizen hervor und sprach zwei Stunden lang bei nur zwei Tassen Kaffee. Fowler war ein guter Zuhörer, der relevante Fragen zu stellen wußte.
»Wenn ich Sie recht verstanden habe, wissen Sie nicht, was die Sowjets im Schilde führen. Sie haben den Generalsekretär kennengelernt, nicht wahr?«
»Nun…« Ryan hielt inne. »Sir, das kann ich nicht… will sagen, ich habe ihm zweimal auf Empfängen die Hand gegeben.«
»Es war mehr als nur ein Händedruck, aber Sie dürfen nicht darüber reden? Hochinteressant. Sie sind kein Politiker, Dr. Ryan. Sie sagen die Wahrheit, ehe Sie an eine Lüge denken. Insgesamt habe ich den Eindruck, als schätzten Sie die Weltlage recht positiv ein.«
»Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen die Spannungen größer waren, Governor«, sagte Ryan und war froh, sich aus der Schlinge gezogen zu haben.
»Warum rüsten wir dann nicht ab, wie ich es empfehle?«
»Dazu ist es meiner Ansicht nach zu früh.«
»Finde ich nicht.«
»Dann müssen wir bei unseren Standpunkten bleiben, Governor.«
»Was geht in Südamerika vor?«
»Das weiß ich nicht.«
»Was soll das heißen? Wissen Sie nicht, was wir dort tun, wissen Sie nicht, ob wir überhaupt etwas tun, oder wissen Sie Bescheid, dürfen aber nicht darüber reden?«
Er argumentiert in der Tat wie ein Anwalt, dachte Ryan und antwortete: »Wie ich Mrs. Elliot schon mitteilte, bin ich über diese Angelegenheit nicht informiert, und das ist die Wahrheit. Ich habe bereits Themen angedeutet, die zu diskutieren ich nicht befugt bin.«
»Angesichts Ihrer Position finde ich das sonderbar.«
»Ich hielt mich in Europa auf einer Konferenz auf, als alles begann. Außerdem sind meine Spezialgebiete Europa und die Sowjetunion.«
»Was sollten wir Ihrer Ansicht nach in bezug auf das Attentat auf Direktor Jacobs unternehmen?« »Theoretisch gesehen, sollten wir auf den Mord jedes US-Bürgers drastisch reagieren, und in diesem Fall ganz besonders drastisch. Aber für solche Fragen ist das Direktorat Operationen zuständig.« »Schließen Sie kaltblütigen Mord ein?«
»Wenn die Regierung entscheidet, daß das Töten von Menschen im nationalen Interesse eine korrekte Handlungsweise darstellt, kann doch wohl kaum von Mord im Sinne des Gesetzes gesprochen werden, oder?«
»Eine hochinteressante Position. Bitte fahren Sie fort.«
»Angesichts unserer Regierungsform müssen solche Entscheidungen den Willen der Bürger reflektieren. Aus diesem Grunde werden verdeckte Operationen vom Kongreß überwacht, um sicherzustellen, daß sie angemessen sind, und um sie zu entpolitisieren.«
»Kurz: Vernünftige Männer treffen vernünftige Entschlüsse… zum Mord.«
»Das klingt überspitzt, trifft aber den Kern der Sache.«
»Damit bin ich nicht einverstanden. Die Mehrheit des amerikanischen Volkes ist auch für die Todesstrafe; auch das ist nicht recht. Mit solchen Handlungen erniedrigen wir uns selbst und verraten die Ideale unseres Landes. Was haben Sie dazu zu sagen?«
»Ich finde, daß Sie im Irrtum sind, Governor, aber ich formuliere keine Politik, sondern arbeite den Entscheidungsträgern nur zu.«
Bob Fowlers Ton wurde zum ersten Mal schart. »Nun, dann wissen wir wenigstens, woran wir sind. Sie sind Ihrem Ruf gerecht geworden, Dr. Ryan. Sie sind ehrlich, vertreten aber trotz Ihrer Jugend überholte Standpunkte. Leute wie Sie formulieren in der Tat die Regierungspolitik, indem sie ihre Analysen einseitig… Moment!« Fowler hob die Hand. »Ich zweifle nicht an Ihrer Integrität. Sie tun bestimmt Ihre Arbeit, so gut Sie können, aber wenn Sie mir weismachen wollen, daß Leute wie Sie keine Politikentscheidungen treffen, ist das ausgemachter Unsinn.«
Ryan lief rot an, merkte es, versuchte es zu unterdrücken und versagte kläglich. Fowler zweifelte nicht an Ryans Integrität, sondern am zweithellsten Stern seiner persönlichen Konstellation seiner Intelligenz. Er wollte dem Mann die Meinung sagen, brachte es aber nicht fertig.
»Und jetzt werden Sie mir gleich erzählen: ‹Wenn Sie wüßten, was ich weiß, dächten Sie anders›, stimmt’s?«
»Nein, Sir. Solche Argumente halte ich für fragwürdig. Entweder

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