06 - Der Schattenkrieg
Bergbächen und schmeckte gut.
»Nichts und wieder nichts, Captain«, meldete er dann Ramirez. »Irgendwelche Spuren?« »Was ich gefunden habe, ist zwei oder drei Tage alt.«
Ramirez schnaufte fast erleichtert. »Gut, machen wir uns auf den Rückweg. Ruhen Sie sich noch zwei Minuten aus und gehen Sie dann voran.«
»Jawohl, Sir?«
»Was ist, Ding?«
»Hier ist nichts mehr los.«
»Da mögen Sie recht haben, aber wir warten noch ein paar Tage ab, bis wir ganz sicher sind«, sagte Ramirez. Er war froh, daß sie seit Rochas Tod keine Feindberührung mehr gehabt hatten, und diese Erleichterung überdeckte Warnsignale, die er hätte empfangen sollen. Seine Gefühle redeten ihm ein, alles sei in Ordnung, aber sein Verstand hätte ihm sagen sollen, daß etwas nicht stimmte. Auch Chavez erkannte dieses Problem nicht. Zwar mahnte in seinem Hinterkopf etwas, so wie die Stille vor einem Erdbeben oder die ersten Wolken am klaren Horizont, aber Ding war zu jung und zu unerfahren, um die Zeichen zu deuten. Er war der rechte Mann am rechten Fleck und verfügte über das Talent. Die Erfahrung aber fehlte ihm, und auch das wußte er nicht.
Kurz darauf kletterte Chavez wieder den Hang hinauf, mied alle Pfade, nahm einen anderen Weg als den, auf dem sie gekommen waren, und war wach für alle unmittelbaren Gefahren. Von einer anderen Gefahr, einer fernen, aber nicht weniger eindeutigen, ahnte er nichts.
Robby fand, daß die C-141B sehr hart aufsetzte. Die Soldaten in der Maschine schien das aber nicht zu stören; einige mußten sogar geweckt werden. Das Transportflugzeug bremste ab und rollte schwerfällig übers Vorfeld. Dann ging endlich die Frachttür im Heck auf.
»Sie kommen mit mir, Captain«, meinte der Major und setzte seinen schweren Tornister auf. »Ich habe mir von meiner Frau meinen Wagen bringen lassen.«
»Und wie kommt sie dann nach Hause?«
»Sie nimmt sich ein Fahrzeug aus dem Fuhrpark«, erklärte der Major. »So habe ich Gelegenheit, die Übung auf der Fahrt nach Fort Ord mit dem Bataillonskommandeur weiter durchzusprechen. Wir setzen Sie in Monterey ab.«
»Könnten Sie mich bis ins Fort bringen? Dann klopfe ich bei meinem kleinen Bruder an die Tür.« »Mag sein, daß der bei einer Übung ist.«
»An einem Freitagabend? Das Risiko gehe ich ein.« Robbys wahrer Grund war das Bedürfnis, sich weiter mit dem Major zu unterhalten, denn mit einem Offizier der Army hatte er schon seit Jahren nicht mehr gesprochen. Nun war er Captain, nach dem nächsten Karrieresprung Flaggoffizier. Wenn er das schaffen sollte Robby hatte alle Zuversicht eines Kampfpiloten, aber der Sprung vom Captain zum Konteradmiral ist bei der Navy der heikelste, konnte ihm ein weiteres Gesichtsfeld bei der Arbeit im Stab nicht schaden.
»Gut, dann kommen Sie mit uns.« Die zweistündige Fahrt vom Luftstützpunkt Travis nach Fort Ord diese Einrichtung hat nur einen kleinen Flugplatz, auf dem Transportmaschinen nicht landen können war interessant, und Robby hatte Glück. Nachdem er zwei Stunden lang Seemannsgarn gegen Kriegsgeschichten getauscht hatte, stellte er fest, daß Tim gerade von einem langen Nachtausgang zurückgekehrt war. Der ältere Bruder fand das Sofa, das er nötig hatte. Er war zwar Besseres gewöhnt, konnte aber die Entbehrung gerade noch ertragen.
Jack traf mit seinem Leibwächter pünktlich vor der Suite des Gouverneurs ein. Die Männer vom Secret Service waren ihm unbekannt, aber man erwartete ihn, und er hatte auch noch seinen CIASicherheitsausweis, eine laminierte Karte, die sein Foto und eine Nummer, aber keinen Namen trug. Normalerweise hatte er das Dokument wie einen Talisman um den Hals hängen. Er zeigte es den Agenten und steckte es dann in die Jackentasche.
Robert J. Fowler, der Gouverneur von Ohio, war Mitte fünfzig und wie der derzeitige Präsident ein ehemaliger Staatsanwalt. Als solcher hatte er in Cleveland kräftig aufgeräumt und sich einen Ruf erarbeitet, der ihm einen Sitz im Repräsentantenhaus eintrug, den er fünfmal verteidigte. Da aber aus diesem »Haus« kein direkter Weg ins Weiße führt und alle Senatssitze in festen Händen waren, hatte er sich vor sechs Jahren zum Gouverneur wählen lassen und sich auch auf diesem Posten bewährt. Nun stand Fowler, der sein politisches Ziel schon vor zwanzig Jahren formuliert hatte, im Finale. Er war schlank, eins-achtzig groß und hatte braunes Haar, das an den Schläfen zu ergrauen begann. Er sah erschöpft aus. Amerika verlangt viel von seinen
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