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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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bestätigen. Das Ganze ist also ein schreckliches Mißverständnis, klar? Der Staatsanwalt in Mobile kommt folglich zu dem Schluß, daß das Belastungsmaterial nicht ausreicht, und unsere Freunde bekennen sich einer geringfügigen Straftat für schuldig. So funktioniert das.« Er legte eine Pause ein. »Das kann ich kaum glauben.«
»Wir haben keine Leichen und keine Zeugen. An Bord fanden wir Waffen, aber wer kann sagen, wer die benutzt hat? Alles nur Indizienbeweise.« Oreza grinste grimmig. »Erst vergangenen Monat hat mir meine Tochter von einem anderen Fall berichtet. Man treibt Zeugen auf gut beleumundete Zeugen ohne Vorstrafen, und auf einmal hat die Verteidigung die besseren Karten. So geht das, Red. Die Kerle gestehen eine Lappalie, und damit hat sich’s.«
»Warum haben sie dann aber nicht gleich gesagt, daß sie unschuldig sind?«
»Aus Angst natürlich. Ein fremdes Kriegsschiff kommt längsseits, bewaffnete Männer entern, fuchteln mit Gewehren und schubsen die armen Kerle ein bißchen herum da blieb ihnen vor Angst die Sprache weg, wird der Anwalt sagen. Ganz so kommen sie nicht davon, Red, aber der Staatsanwalt hat solche Angst, den Prozeß zu verlieren, daß er sich einen einfachen Ausweg wählt. Unsere Freunde kriegen dann ein oder zwei Jahre Knast und anschließend einen kostenlosen Flug zurück in ihre Heimat.«
»Aber das sind doch Mörder!«
»Sicher«, stimmte Portagee zu. »Aber wenn sie aus der Sache rauskommen wollen, brauchen sie nur schlau genug zu sein. Und wer weiß, was ihnen sonst noch alles einfallen mag. Wie ich schon sagte, sie hätten das Bob überlassen sollen. Und die Jungs hätten sich alle hinter Sie gestellt, Captain. Sie sollten mal hören, was die Mannschaft zu dieser Sache zu sagen hat.«
Captain Wegener schwieg eine Weile, erhob sich dann und ging an sein Bücherregal. Neben seinem Handbuch der Militärgerichtsbarkeit stand ein wesentlich älteres Buch, dessen Grundlagen aus dem achtzehnten Jahrhundert stammten. Diese Ausgabe, die Wegener in einem Antiquariat gefunden hatte, war 1879 erschienen, in einer Zeit, als die Regeln noch strenger und simpler gewesen waren. Damals hatte mehr Sicherheit geherrscht, sagte sich der Captain. Warum eigentlich? Nun, da brauchte man nur nachzulesen, was einmal gültiges Recht gewesen war… »Danke, Portagee. Ich habe jetzt zu tun. Um fünfzehn Uhr möchte ich Sie und Riley hier sehen.«
Oreza erhob sich. »Aye, aye, Sir«, sagte er und fragte sich, wofür ihm der Skipper gedankt hatte. Fest stand, daß hier etwas vorging. Was genau es war, wußte er nicht, aber bis fünfzehn Uhr würde er schon warten können.
Wenige Minuten später setzte sich Wegener mit seinen Offizieren an den Mittagstisch. Das Tischgespräch war wie üblich lebhaft und drehte sich heute um das aktuelle Thema; Wegener ließ seine Männer gewähren und blätterte Funksprüche durch, die aus dem Drucker an Bord gekommen waren. Ein Einfall, den er in seiner Kajüte gehabt hatte, nahm allmählich Gestalt an. Schweigend wägte er Plus- und Minuspunkte ab. Was konnte man ihm schon groß tun? Nicht viel, fand er. Und würden seine Männer mitziehen?
»Von Oreza habe ich gehört, daß man früher mit solchen Scheißkerlen ganz anders fertig wurde«, bemerkte ein junger Lieutenant vom Tischende her. Rundum zustimmendes Grunzen. »Ist der ‹Fortschritt› nicht beschissen?« ließ sich ein anderer vernehmen. Der vierundzwanzigjährige Offizier wußte nicht, daß er damit bei seinem Vorgesetzten den Ausschlag gegeben hatte. Das wird hinhauen, entschied Wegener, schaute auf und blickte seinen Offizieren in die Gesichter. Aus denen habe ich in den zehn Monaten etwas gemacht, dachte er. Ein müder, demoralisierter Haufen waren sie bei seinem Eintreffen auf der Werft gewesen; jetzt sprühten sie nur so vor Begeisterung und waren stolz auf ihren Captain und ihr Schiff. Diese Männer würden hinter ihm stehen.
Nach dem Essen ging er zurück in seine Kajüte. Dort wartete der Papierkrieg noch immer, und nachdem er ihn so rasch wie möglich bewältigt hatte, schlug er ein altes Handbuch des Seerechts auf und studierte einige der bewährten Regeln. Um fünfzehn Uhr erschienen Oreza und Riley; er legte ihnen seinen Plan dar. Anfangs waren die beiden Chiefs überrascht, erklärten sich aber bald zum Mitmachen bereit.
»Riley, bringen Sie diese Zigarettenpackung unseren Gästen. Einer hat sie auf der Brücke verloren.« Wegener fischte die Marihuanazigaretten aus der Tasche. »Um

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