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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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problematisch zu werden, denn beim Bau des Kutters war an weibliche
Besatzungsmitglieder nicht gedacht worden. Zum ersten Mal an diesem Tag hatte Red Wegener einen Grund zum Lächeln: all die Umstände, wenn man Frauen mit auf See nimmt… doch dann kehrte die Erinnerung an das Videoband zurück. Diese beiden Frauen eher eine Frau und ein Kind waren doch auch auf See gewesen… Er konnte das Grauen nicht vergessen. Wegener schaute sich um und sah die fragenden Mienen der Männer.
    Irgend etwas stank dem Skipper. Was, wußten sie nicht, aber fest stand, daß man dem Alten am besten aus dem Weg ging, wenn er sauer war. Dann sahen sie, wie in seinem Gesicht eine Veränderung vorging. Der Captain hatte sich gerade etwas gefragt, dachten sie.
»Sieht ordentlich aus, Leute. Sehen wir zu, daß es so bleibt.« Er nickte und ging nach vorne in seine Kajüte. Dort rief er Chief Oreza.
Der Steuermannsmaat war binnen einer Minute zur Stelle. »Sie haben mich gerufen, Captain?« »Machen Sie die Tür zu, Portagee, und setzen Sie sich.« Oreza war portugiesischer Abstammung, sprach aber mit einem Neuengland-Akzent. Wie Bob Riley war er ein erfahrener Seemann und wie sein Kapitän ein begabter Lehrer. Eine ganze Generation von Küstenwachtoffizieren hatte bei diesem dunkelhäutigen, beleibten Profi den Sextanten gebrauchen gelernt. Männer wie Manuel Oreza bildeten das Rückgrat der Küstenwache, und Wegener bedauerte es gelegentlich, ihre Reihen wegen einer Offizierskarriere verlassen zu haben. Doch ganz hatte er sich nicht von ihnen distanziert; privat redeten sich Wegener und Oreza noch immer mit Vornamen an.
»Red, ich habe das Videoband gesehen«, begann Oreza, der die Gedanken des Captains gelesen hatte. »Sie hätten Riley den kleinen Scheißkerl in Stücke hauen lassen sollen.«
»So was dürfen wir nicht«, entgegnete Wegener etwas lahm. »Piraterie, Mord und Vergewaltigung - und die Drogen nur zum Spaß.« Oreza hob die Schultern. »Ich weiß, was man mit solchem Gesindel anfangen sollte. Es tut nur leider kein Mensch was.«
Wegener wußte, was gemeint war. Ein neues Bundesgesetz setzte zwar auf Mord in Zusammenhang mit Drogen die Todesstrafe, es kam aber nur selten zur Durchführung. Der Haken war, daß jeder festgenommene Rauschgifthändler einen größeren Fisch kannte, der eine attraktivere Beute darstellte die ganz großen Bosse hielten sich ohnehin außer Reichweite des angeblich so langen Armes des Gesetzes. Die US-Behörden mochten innerhalb der Landesgrenzen omnipotent, die Küstenwache auf See generalbevollmächtigt sein sie durfte sogar unter fremder Flagge fahrende Schiffe entern und durchsuchen, aber es gab halt doch immer Grenzen, denen sich der Gegner mit Leichtigkeit anpaßte. Feste Regeln galten bei diesem Spiel nur für eine Seite; die andere konnte tun und lassen, was sie wollte. Den großen Bossen im Drogengeschäft fiel es leicht, sauber zu bleiben, und es gab immer genug kleine Fische, die bei gefährlichen Aufträgen den Kopf hinhielten immerhin war ihr Sold höher als bei jeder Armee. Diese Soldaten waren gefährlich und schlau genug, um den Konflikt schwierig zu gestalten aber wenn man sie erwischt hatte, waren sie immer bereit, gegen teilweisen Straferlaß preiszugeben, was sie wußten.
Mit dem Ergebnis, daß so gut wie niemand je den vollen Preis zahlen mußte abgesehen von den Opfern natürlich. Eine noch unangenehmere Vorstellung unterbrach Wegeners Gedankengang. »Wissen Sie was, Red? Es kann sogar sein, daß die zwei ganz ungeschoren davonkommen«, sagte Oreza.
»Moment mal, Portagee, das kann doch wohl…«
»Meine Älteste studiert Jura, Skipper. Wollen Sie mal hören, wie finster es in Wirklichkeit aussieht?« »Nur zu.«
»Wir bringen diese Kerle an Land, und dort verlangen sie erst mal einen Anwalt. Nehmen wir mal an, daß sie bis dahin jede Aussage verweigern. Der Anwalt behauptet dann, seine Mandanten hätten gestern morgen eine treibende Jacht ausgemacht und seien an Bord gegangen. Das Fischerboot, auf dem sie gekommen seien, wäre wieder zurückgefahren, und sie hätten beschlossen, die Jacht in den nächsten Hafen zu bringen, um Bergegeld zu beanspruchen. Das Funkgerät benutzten sie nicht, weil sie es nicht zu bedienen wußten haben Sie das Ding auf Video gesehen? So ein High-Tech-Brummer mit hundert Frequenzscannern und einer hundertseitigen Gebrauchsanweisung - und die Kerle können ja Englisch kaum reden, geschweige denn lesen. Jemand vom Fischerboot wird ihre Aussage

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