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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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brachte den Geländewagen zurück und fuhr Clark mit seinem eigenen BMW zum Flughafen. Das Auto werde ich vermissen, dachte er, als er zu seinem Flugzeug ging. Clark hatte nur seine geheime beziehungsweise sensitive Ausrüstung dabei, sonst nichts. Er war nicht bei seiner Unterkunft vorbeigefahren, um zu packen, aber die Beretta 92-F mit dem Schalldämpfer steckte wieder in seinem Hosenbund. Er ging ganz gelassen und normal, aber Larson wußte nun, wie Mr. Clark aussah, wenn er angespannt war. Er erschien noch entspannter, noch lässiger, sogar etwas geistesabwesend, um auf die Umgebung harmlos zu wirken. Das ist ein ganz gefährlicher Typ, dachte Larson. Der Pilot ließ die Szene am Lastwagen noch einmal vor seinem inneren Auge ablaufen. Clark hatte die Bewaffneten beruhigt, verwirrt, um Hilfe gebeten - und sie dann kaltblütig erschossen. Larson hatte nicht gewußt, daß es bei der CIA noch Männer dieses Kalibers gab.
Clark kletterte in die Maschine, warf seine Sachen nach hinten und sah ein wenig ungeduldig aus, als Larson seine Flugvorbereitungen traf. Erst als sie in der Luft waren, verhielt er sich wieder normal. »Wie lange bis Panama?«
»Zwei Stunden.«
»Nehmen Sie so rasch wie möglich Kurs aufs offene Meer.«
»Sind Sie nervös?«
»Nervös macht mich nur, daß Sie am Knüppel sitzen«, versetzte Clark und lächelte. »Aber unsere dreißig Jungs da unten machen mir Sorgen.«
Vierzig Minuten später verließen sie den kolumbianischen Luftraum. Über der Bucht von Panama holte Clark seine Ausrüstung vor, stemmte die Tür auf und warf alles ins Meer.
»Darf ich fragen…«
»Nehmen wir einmal an, daß die ganze Operation schiefgeht. Wie viel Belastungsmaterial soll ich dann bei mir tragen, das später vorm Senat gegen mich verwendet wird?« Clark machte eine Pause. »Diese Gefahr ist natürlich nicht sehr groß, aber was wird, wenn Leute uns mit diesem Zeug sehen und sich fragen, warum wir es herumschleppen?«
»Ach so. Ich verstehe.«
»Immer schön nachdenken, Larson. Selbst Paranoiker haben Feinde, sagte Henry Kissinger. Wenn man oben schon bereit ist, diese Soldaten im Stich zu lassen, was kümmern wir sie dann?« »Aber… Mr. Ritter…«
»Ich kenne Bob Ritter schon lange. Ich werde ihm ein paar Fragen stellen und sehen, wie er sie beantwortet. Fest steht jedenfalls, daß er uns nicht über Dinge informierte, die wir unbedingt wissen mußten. Aber vielleicht ist auch das wieder die typische Washingtoner Perspektive.« »Sie glauben doch nicht etwa…«
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Rufen Sie Howard«, befahl Clark. Es war sinnlos, Larson zu Gedankenspielen anzuregen. Er war noch nicht lange genug bei der CIA, um verstehen zu können, worum es ging.
Der Pilot nickte, schaltete sein Funkgerät auf eine nur selten verwendete Frequenz und begann zu senden.
»Bodenstelle Howard, hier Sonderflug X-Ray Golf Whiskey Delta, erbitte Landeerlaubnis, Over.« »Whiskey Delta, hier Howard. Warten Sie«, erwiderte ein Fluglotse, der nun seine Liste der Funkcodes konsultierte. Er wußte zwar nicht, wer XGWD war, fand die Gruppe aber auf seiner »heißen« Liste. CIA, dachte er, oder eine andere Behörde, die Leute schickt, wohin sie nicht gehören. Mehr brauchte er nicht zu wissen. »Whiskey Delta, Sie sind zum Sichtanflug freigegeben. Bodenwind aus eins-neun-fünf, zehn Knoten.«
»Roger, vielen Dank. Out.« Es hat heute also wenigstens eine Sache geklappt, dachte Larson. Zehn Minuten später setzte er die Beechcraft auf und rollte hinter einem Jeep zu einem Abstellplatz an der Rampe. Dort wurden sie von Militärpolizisten erwartet und zum Operationsstab des Luftstützpunktes gebracht. Es wurde gerade eine Alarmübung abgehalten; alles Personal trug Grün und Seitenwaffen. »Wann geht die nächste Maschine in die Staaten?« fragte Clark einen jungen weiblichen Captain. Sie trug die silbernen Schwingen einer Pilotin an der Kombination; Clark fragte sich, was sie wohl flog. »Wir haben eine C-141 im Anflug, die dann zurück nach Charleston soll«, erwiderte sie. »Aber wenn Sie da mitfliegen wollen, müssen Sie…«
»Bitte sehen Sie nach, ob Sie in Ihren Operationsanweisungen diesen Namen finden.« Clark reichte ihr seinen auf »J.T. Williams« ausgestellten Paß. »Abteilung SI«, fügte er hilfreich hinzu. Die Frau stand auf und öffnete die oberste Schublade ihres durch zwei Kombinationsschlösser gesicherten Geheimaktenschranks und holte einen rotgeränderten Ringhefter heraus, den sie bis zum letzten

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