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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ähnelten im Funktionsprinzip den Sicherheitsschlössern an Kernwaffen die beste verfügbare Technologie also. Gab man eine falsche Kombination ein, ging der Alarm los. Ging der erste Versuch schief, flammte über der Scheibe ein Licht auf; dann hatte man zehn Minuten Zeit, den Fehler zu korrigieren - oder in zwei separaten Sicherheitsabteilungen gingen weitere Warnlichter an. Ein zweiter Patzer löste dann noch mehr Alarm aus, und ein dritter bewirkte, daß sich der Safe dann für zwei Stunden überhaupt nicht mehr öffnen ließ. Mehrere CIA-Beamte hatten das System hassen gelernt und waren in der Sicherheitsabteilung zu Witzfiguren geworden. Ryan, der sich vor Kombinationsschlössern nicht fürchtete, gehörte nicht zu ihnen. Der Computer, der das Schloß bewachte, kam zu dem Schluß, daß es wohl Mr. Ritter war, der da hantierte, und gab das System frei.
Jacks Herz schlug schneller. Im Panzerschrank lagen über zwanzig Akten, und er hatte nur wenige Minuten Zeit. Doch wieder kamen ihm die CIA-Dienstvorschriften zu Hilfe. In jedem Hefter lag eine Zusammenfassung des Inhalts. Keine zwei Minuten später hatte Jack Akten mit den Titeln EAGLE EYE, SHOWBOAT 1, SHOWBOAT 2, CAPER und REZIPROZITÄT identifiziert, der Papierstoß war fast einen halben Meter hoch. Jack prägte sich sorgfältig ein, wo die Hefter gelegen hatten, und schloß dann die Safetür, ohne sie zu verriegeln. Dann ging er zurück in sein Büro und legte die Dokumente hinter seinem Schreibtisch auf den Boden. Die Akte EAGLE EYE nahm er sich als erste vor.
»Guter Gott!« Aufspüren und Abfangen anfliegender Drogentransporter, bedeutete, wie er sah ihren Abschuß. Jemand klopfte an die Tür.
»Herein.« Es waren die Sicherheitsleute mit den Akten, die er angefordert hatte. Ryan ließ sie den Stoß auf einen Stuhl legen und schickte sie weg.
Jack schätzte, daß er nun eine Stunde Zeit hatte, höchstens zwei, was bedeutete, daß er die Dokumente nur überfliegen, nicht gründlich lesen konnte. Jeder Operation war eine detailliertere Übersicht über die Ziele und Methoden und eine Liste aller täglichen Vorkommnisse beigefügt. Jack hatte einen großen Kopierer in seinem Büro stehen, der automatisch einzog und sortierte und das besonders schnell tat. Nun begann Ryan, Seiten einzulegen, und der automatische Papiereinzug erlaubte es ihm, beim Kopieren mitzulesen. Neunzig Minuten später hatte er über sechshundert Seiten abgelichtet, rund ein Viertel dessen, was er an sich genommen hatte. Das mußte genügen; zu mehr war keine Zeit. Jack rief die Sicherheitsleute an und ließ sie die angeforderten Akten, die er zuvor ein wenig durcheinandergebracht hatte, wieder abholen. Sowie die Männer fort waren, begann er, die Akten wieder zusammenzustellen, die er ja, was eigentlich gestohlen hatte? fragte sich Jack. Plötzlich dämmerte ihm, daß er etwas Illegales getan hatte. Daran hatte er bisher nicht wirklich gedacht. Als er die Akten zurück in Ritters Safe legte, sagte er sich, daß er im Grunde keine Übertretung begangen hatte. Als Spitzenmann der CIA hatte er das Recht, sich über solche Dinge zu informieren, und die Vorschriften galten nicht für ihn. Doch das, ermahnte er sich, war eine gefährliche Denkweise. Er tat das im Dienst einer guten Sache. Er tat, was recht war. Er… »Mist!« sagte Ryan laut, als er die Safetür schloß. »Du weißt ja nicht, was du tust.« Eine Minute später war er zurück in seinem Büro. Zeit, heimzugehen. Zuerst trug er die Anzahl der angefertigten Kopien in die entsprechende Liste ein, wie es der Dienstvorschrift entsprach. Damit hier nichts auffiel, hatte er rund sechshundert Seiten in seinen Safe gelegt, vorgeblich eine Kopie des OSWR-Reports, den Nancy ihm besorgt hatte. Die Ablichtungen, die er heimlich angefertigt hatte, verschwanden in seinem Aktenkoffer. Zuletzt änderte Ryan die Kombination an seinem Panzerschrank. Unten nickte er beim Hinausgehen dem Sicherheitsoffizier zu. Sein Dienstwagen wartete in der Tiefgarage.
»Tut mir leid, daß Sie so lange warten mußten, Fred«, meinte Jack beim Einsteigen. Fred war sein Abendfahrer. »Kein Problem, Sir. Nach Hause?«
»Und ob.« Er mußte sich zusammennehmen, um nicht schon auf der Fahrt mit der Lektüre zu beginnen. Statt dessen lehnte er sich zurück und zwang sich zu einem kleinen Nickerchen. Er wußte, daß ihm eine schlaflose Nacht bevorstand.
    Clark traf kurz nach acht auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews ein und rief sofort Ritters Büro an, wurde aber mit

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