Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
aufgeflogen, Sie sind verbrannt«, sagte Mr. Clark. »Geben Sie Ihrer Freundin Bescheid. Sie soll gar nicht erst zurückkehren, sondern einfach abheuern, oder wie man bei Fluggesellschaften sonst sagt. Auch sie ist verbrannt. Sie sind beide in großer Gefahr. Jemand kann uns beobachtet haben. Jemand mag mitbekommen haben, daß Sie mich hierherfuhren. Jemandem könnte aufgefallen sein, daß Sie diesen Wagen zweimal gemietet haben. Wahrscheinlich ist das alles nicht, aber in diesem Geschäft wird keiner alt, der unnötige Risiken eingeht. Hauen Sie ab, Sie haben zu dieser Operation nichts mehr beizutragen.«
»Jawohl, Sir.« Erst auf der Landstraße sprach Larson wieder. »Was Sie da getan haben…« »Ja, und?«
»Sie haben richtig gehandelt. Wir können nicht zulassen, daß diese Leute…«
»Falsch. Sie wissen nicht, warum ich das getan habe, nicht wahr?« fragte Clark. »Sie denken wie ein Mann vom Geheimdienst, aber dies ist keine nachrichtendienstliche Operation mehr. In den Bergen sind Soldaten von uns auf der Flucht und müssen sich verstecken. Was ich getan habe, war nur ein Ablenkungsmanöver. Wenn der Gegner meint, unsere Leute seien aus den Bergen gekommen, um ihre Toten zu rächen, werden sie Kräfte abziehen, um nach ihnen zu suchen; das entlastet unsere Soldaten.« Er hielt kurz inne. »Besonderes Vergnügen empfinde ich dabei nicht. Es trifft mich, wenn unsere Leute fallen, und es wurmt mich, daß ich nichts dagegen tun darf. Das geht schon seit Jahren so, denken Sie nur an den Nahen Osten. Wir verlieren Leute und rühren keinen Finger. Diesmal hatte ich zum ersten Mal seit langem einen Vorwand. Und den habe ich genossen«, gestand Clark kalt ein. »Und jetzt halten Sie die Klappe und fahren Sie zu. Ich muß nachdenken.«
    Ryan saß in seinem Büro und wälzte noch immer Probleme. Richter Moore fand dauernd einen neuen Vorwand für Dienstreisen, und wenn er nicht verfügbar war, konnte Jack ihm auch keine Fragen stellen. Während Ritters Abwesenheit war Ryan der höchste Beamte und mußte zusätzliche Akten studieren und Anrufe entgegennehmen. Vielleicht konnte er sich das zunutze machen. Eines stand fest: Er mußte unbedingt herausfinden, was gespielt wurde. Unbestreitbar war auch, daß Ritter und Moore selbst Fehler gemacht hatten. Der erste war die Annahme, daß Ryan von nichts wußte. Der zweite war die Vermutung, daß er angesichts seiner relativen Unerfahrenheit nicht zu viel Druck machen würde, selbst wenn er auf etwas stieß. Im Grunde dachten die beiden wie Bürokraten. Wer sein Leben in einer Behörde verbracht hat, scheut vor Verstößen gegen die Dienstvorschriften zurück. So etwas konnte einen nämlich die Karriere kosten. Jack aber hatte schon lange erwogen, dem nächst einmal wieder umzusatteln, und nicht zum ersten Mal. Er war Marinesoldat gewesen, Börsenmakler, Geschichtsdozent und war dann zur CIA gekommen. Er konnte jederzeit zurück an die Universität gehen. Selbst Jeff Pelt hatte ihn gebeten, an der Geschichtsfakultät als Gastdozent für frischen Wind zu sorgen. Jack klebte also nicht an seinem Posten. Und James Greer hatte ihm jeden Rat gegeben, den er brauchte: Tun Sie, was Sie für richtig halten.
Jack betätigte die Sprechanlage. »Nancy, wann ist Mr. Ritter wieder zurück?«
»Morgen früh. Heute trifft er jemanden auf der Farm.«
»Gut, danke. Würden Sie bitte meine Frau anrufen und ihr ausrichten, es würde heute ziemlich spät?« »Sicher, Dr. Ryan.«
»Danke. So, ich brauche nun den vorläufigen Bericht des OSWR zum Verifizierungsprozeß bei den Mittelstreckenraketen.«
»Dr. Molina ist mit dem Richter in Sunnyvale«, erwiderte Nancy. Tom Molina leitete das Office of Strategie Weapons Research, das die Arbeit zweier anderen Behörden auf dem Gebiet der Verifizierung der im INF Abkommen beschlossenen Abrüstungsmaßnahmen überwachte. »Ich weiß. Ich wollte mir das Papier nur einmal ansehen, um es dann nach seiner Rückkehr mit ihm zu besprechen.«
»Das wird fünfzehn Minuten dauern.«
»Keine Eile«, erwiderte Jack und schaltete das Gerät aus. Das Dokument war überaus komplex und lieferte ihm einen plausiblen Vorwand, länger im Büro zu bleiben. Der Kongreß hatte begonnen, sich an einigen technischen Details des Abbaus der letzten Abschußrampen auf beiden Seiten zu reiben, und Ryan und Molina sollten in der kommenden Woche vor dem zuständigen Ausschuß erscheinen. Jack holte einen Block aus der Schublade und wußte schon, was er tun wollte, wenn Nancy und der

Weitere Kostenlose Bücher