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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Besuch«, sagte Wegener, um zum Thema zu kommen. »Die Herren möchten sich über die beiden Männer erkundigen, die wir festgenommen haben.«
Murray und Bright zeigten ihre FBI-Ausweise. Dan fiel auf, daß ein Telefon in der Kabine stand. Vielleicht hatte der IA die beiden vorgewarnt. Rileys Zigarre war frisch angezündet und noch nicht abgestreift worden.
»Aber klar«, meinte Oreza. «Was wollt ihr denn mit den Schweinen anfangen?«
»Das wird die Staatsanwaltschaft zu entscheiden haben«, erwiderte Bright. »Wir sind mit den Ermittlungen befaßt und möchten wissen, was Sie mit den beiden nach der Festnahme angestellt haben.«
»Da müssen Sie mit Mr. Wilcox reden, Sir. Der befehligte den Entertrupp«, meinte Riley. «Wir taten nur, was er uns befahl.«
»Lieutenant Wilcox hat Urlaub«, warf der Captain ein. »Und was geschah, nachdem Sie die beiden an Bord gebracht hatten?« fragte Bright.
»Äh, ich weiß, was Sie meinen«, gestand Riley. »Gut, das war ein Fehler von mir, aber dieses Arschloch sorry, aber der hat den Captain angespuckt, und das gehört sich einfach nicht.« »Darum geht es hier nicht«, erklärte Murray nach einer kurzen Pause. »Der Mann behauptet, von Ihnen aufgehängt worden zu sein.«
»Aufgehängt? Wie denn? Wo denn?«
»Sie sollen ihn an eine Rah geknüpft haben.«
»So richtig gehenkt? Mit Strick um den Hals?« fragte Riley. »Genau.« Das Gelächter des Bootsmanns klang wie ein Grollen. »Sir, wenn ich einen aufhänge, beschwert der sich nachher nicht mehr.«
Murray gab die Geschichte fast wörtlich wieder. Riley schüttelte den Kopf.
»Unsinn. Der Kleine behauptet also, er habe seinen Freund hin und her baumeln gesehen? Völlig unwahrscheinlich.«
»Ich verstehe Sie nicht ganz.«
»Sir, wenn man an Bord jemanden aufhängt, bindet man ihm die Füße zusammen und macht sie mit einer Leine an einem Poller oder der Reling fest, damit er nicht ausschwingt. Das gehört zur Seemannschaft, daß schwere Gegenstände ein Mensch wiegt ja an die achtzig Kilo nicht frei herumbaumeln wie ein Lüster an einer langen Kette. So etwas hätte ja an die Radarantenne prallen und sie vom Mast reißen können. Bei mir an Bord wird alles ordentlich verzurrt und festgelascht, und wehe, wenn ich was Loses finde. Stimmt’s, Portagee?«
»Er hat recht. Außerdem blies es in jener Nacht so heftig, daß niemand an Deck arbeitete. Natürlich können wir auch in einem Hurrikan an Deck sein, Sir, aber freiwillig tun wir das nicht, weil es ausgesprochen gefährlich ist. Da geht leicht einer über Bord, Sir.«
»Wie stark war der Sturm in dieser Nacht?« fragte Murray. »Die jungen Matrosen hingen über der Pütz«, erwiderte Oreza und lachte.
»Es fand in dieser Nacht also auch keine Kriegsgerichtsverhandlung statt?«
»Wie bitte?« Riley sah echt verblüfft aus; dann aber hellte sich seine Miene auf. »Sie meinen, wir hätten ihnen den Prozeß gemacht und sie dann aufgehängt? Schön war’s gewesen, aber es kam leider keiner von uns auf die Idee. Erwarten Sie bloß von uns kein Mitleid mit diesen Schweinen. Ich war an Bord der Jacht und habe das Blutbad gesehen. Sie auch, auf der Videokassette? Sehen Sie, ich habe Familie, und Oreza hier auch. Setzen Sie die beiden auf den elektrischen Stuhl, dann drücke ich mit Vergnügen auf den Knopf.«
»Sie haben den Mann also nicht aufgehängt?«
»Selbstverständlich nicht.« Murray warf einen Blick zu Bright, der rosa angelaufen war. Alles war glatter gegangen, als selbst er erwartet hatte. Nun, man hatte ihm gesagt, der Captain sei ein schlauer Mann. Schwachköpfe erhalten im allgemeinen nicht das Kommando auf einem Schiff. »Danke, Gentlemen, für den Augenblick haben wir keine weiteren Fragen. Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung.« Einen Augenblick später führte Wegener die Besucher hinaus.
    Oben an Deck blieb Murray stehen. »Captain, ich will in Ihrem Interesse hoffen, daß Sie so einen Wahnsinn nicht noch einmal zulassen.«
Wegener drehte sich überrascht um. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Das wissen wir beide ganz genau.«
»Sie glauben also, was diese zwei…«
»Jawohl. Eine Jury tut das wohl nicht doch man weiß ja nie, was eine Jury glaubwürdig findet. Aber Sie haben getan, was Ihnen vorgeworfen wird.«
»Wie kommen Sie darauf…«
»Captain, ich bin seit sechsundzwanzig Jahren beim FBI und habe viele verrückte Geschichten gehört, wahre und erfundene. Da entwickelt man langsam ein Gefühl für das, was stimmt und was nicht. Nun, wie ich schon sagte,

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