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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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langfristige Prognosen. Nichts besonders Geheimes eigentlich, aber etwas, mit dem der Chief sich ablenken konnte in der kurzen Zeit, die ihm noch blieb.
Verdammt! wies Jack sich zurecht. Bloß nicht daran denken. Immerhin hat er noch eine winzige Chance. Und das ist besser als gar keine.
    Mit einer Maschinenpistole war Chavez noch nie umgegangen. Seine persönliche Waffe war immer das Gewehr M-16 gewesen, oft mit einem Granatwerfer M-203 unterm Lauf. Er wußte auch die SAW zu gebrauchen, das belgische MG, das die Army erst kürzlich in ihr Inventar aufgenommen hatte, und war im Pistolenschießen ausgebildet worden. Maschinenpistolen aber waren schon vor langer Zeit ausrangiert worden; sie galten als unseriöse Waffen, die fürs Soldatenhandwerk nicht taugten. Gefallen tat ihm das Ding, eine deutsche Heckler & Koch MP-5 SD2, trotzdem. Die Waffe war ausgesprochen unattraktiv. Dem mattschwarzen Finish fehlte die Glätte, und die MP war auch nicht so kompakt wie die israelische Uzi. Andererseits aber, sagte er sich, sollte sie nicht gut aussehen, sondern gut schießen, also zuverlässig sein. Wer dieses Teil entworfen hatte, dachte Chavez, als er die MP zum ersten Mal hob, wußte, worauf es beim Schießen ankommt. Die Waffe setzte sich, ungewöhnlich für ein deutsches Produkt, nicht aus einer Unzahl kleiner Teile zusammen, ließ sich daher rasch zum Reinigen zerlegen und in weniger als einer Minute wieder zusammensetzen. Sie lag gut an seiner Schulter, und sein Kopf senkte sich automatisch in die richtige Stellung, damit er durch das runde Visier schauen konnte.
»Feuer!« befahl Mr. Johnson. Chavez hatte die MP auf Einzelfeuer gestellt und gab den ersten Schuß ab, um sich mit dem Abzug vertraut zu machen. Sie löste am Druckpunkt bei rund fünf Kilo sauber aus, der Rückstoß war gerade und sanft und ließ den Lauf nicht wie bei manchen anderen Waffen hoch und aus dem Ziel schnellen. Die Kugel fuhr natürlich mitten durch den Kopf des menschlichen Umrisses auf der Zielscheibe. Er gab einen weiteren ab, traf wieder, und schoß dann fünfmal in rascher Folge. Die wiederholten Schüsse ließen ihn ein wenig zurückweichen, doch die Rückstoßfeder absorbierte den größten Teil des Schlags. Er schaute auf und sah sieben Löcher in einer schön dichten Gruppe; die Silhouette hatte nun eine Nase wie ein ausgehöhlter Kürbis. Nun legte er den Wählhebel auf die Position »Feuerstoß« Zeit, was loszumachen. Drei Kugeln in die Brust des Zieles. Diese Gruppe war breiter gestreut, doch jeder Schuß würde tödlich gewirkt haben. Nach einem weiteren Versuch kam Chavez zu dem Schluß, daß er bei einem Dreierstoß das Ziel halten konnte. Vollautomatisches Feuer brauchte er nicht; das war ohnehin nur Munitionsverschwendung. Bei der Infanterie war Munition etwas, das man zu tragen hatte. Zuletzt schoß er sein Dreißig-SchußMagazin in gezielten Feuerstößen auf verschiedene Körperteile des Zieles leer und wurde mit Treffern, die genau dort saßen, wo er sie haben wollte, belohnt.
Am besten aber fand er, daß die Waffe kaum lauter war als das Rascheln trockenen Laubes. Ein Schalldämpfer fehlte; der Lauf selbst war schallgedämpft. Man vernahm nur das gedämpfte Klicken des Mechanismus und das Sausen des Geschosses. Wie der Ausbilder erklärte, benutzten sie Unterschall-Geschosse. Chavez nahm eine Patrone aus der Kiste. Die Spitze des Projektils war eingedellt und mußte sich im Körper des Getroffenen auf den Durchmesser einer mittelgroßen Münze abplatten. Augenblicklicher Tod als Folge eines Kopfschusses, fast augenblicklicher Tod nach einem Treffer in die Brust; doch wenn er mit Schalldämpfer üben sollte, erwartete man wohl von ihm, daß er sich auf Kopfschüsse konzentrierte. Er rechnete damit, daß er diese über eine Entfernung von fünfzehn bis achtzehn Meter akkurat schaffte unter idealen Bedingungen sogar noch weiter, aber mit idealen Bedingungen rechnen Soldaten nicht. Unter normalen Umständen schlich man sich bis auf fünfzehn bis zwanzig Meter an den Gegner heran und erledigte ihn lautlos.
Das, worauf wir uns vorbereiten, dachte er, hat mit Üben bestimmt nichts zu tun.
»Nicht übel, Chavez«, bemerkte der Ausbilder. Am Schießstand waren nur noch drei andere Männer. Pro Zug waren zwei MP-Schützen vorgesehen. Zwei Maschinengewehre SAW eines hatte Julio, und der Rest trug Gewehre M-16, zwei davon mit Granatwerfern. Alle sollten Pistolen bekommen. Das fand Chavez merkwürdig, aber abgesehen von dem

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