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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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die Verführung schon gelungen. Doch wie sollte er ihre Gefühle erwidern, wenn er in ihr nichts anderes als ein Mittel zum Zweck sah? Er spürte ihren Schmerz, ihre Einsamkeit und nahm sich vor, gut zu ihr zu sein.
Und das war er auch, zwei Tage später. Rührend, komisch fast, wie nervös sie bei ihrer ersten Verabredung gewesen war. Ein hastiges Abendessen, dann die kurze Fahrt zu seinem Hotel. Noch etwas Wein, um die Spannung zu lösen, die beide empfanden, und was dann kam, war eine Entschädigung für das Warten. Sie war in ihren Reaktionen unverstellter, als er es von seinen üblichen Bettgenossinnen gewohnt war. Cortez war gut im Bett und stolz darauf; er strengte sich eine Stunde lang an, brachte sie auf den Höhepunkt und ließ die Leidenschaft so zart wie möglich ausklingen.
Nun lag ihr Kopf auf seiner Schulter; Tränen rannen langsam aus ihren Augen. Eine prächtige Frau, dachte Cortez. Ihr Mann, auch wenn er früh gestorben war, konnte von Glück sagen, eine Frau gehabt zu haben, die wußte, daß Stille die größte Leidenschaft bergen kann. Er schaute auf die Uhr auf dem Nachttisch. Zehn Minuten Schweigen; dann sprach er.
»Ich danke dir, Moira… ich wußte ja gar nicht…« Er räusperte sich. »Das war das erste Mal, seit…« In Wirklichkeit war es erst eine Woche her. Dreißigtausend Pesos hatte jene Frau ihn gekostet, geschickt war sie gewesen, aber im Vergleich zu dieser hier… Moiras Kraft verblüffte ihn. Ihre Umarmung war so heftig, daß er nur mit Mühe Atem schöpfen konnte. Der Rest seines Gewissens riet ihm, daß er sich nun eigentlich schämen sollte, aber dann sagte er sich, daß er mehr gegeben als genommen hatte.
Er nahm seine Zigaretten vom anderen Nachttisch. »Rauchen ist ungesund«, mahnte Moira Wolfe. Er lächelte. »Ich weiß, ich muß aufhören. Aber nach dem, was du gerade mit mir angestellt hast«, meinte er mit einem Zwinkern, »muß ich mich erst mal wieder fassen.« Schweigen. »Madre de Dios«, stieß er eine Minute später hervor. »Was ist?« Ein schelmisches Lachen. »Ich habe ja keine Ahnung, wer du bist.«
»Und was willst du von mir wissen?« Ein glucksendes Lachen, ein Achselzucken. »Ach, nichts Wichtiges was könnte schon bedeutender sein als das, was du gerade getan hast?« Ein Kuß. Eine Liebkosung. Wieder Schweigen. Er drückte die halbgerauchte Zigarette aus, um ihr zu zeigen, wie wichtig ihm ihre Meinung war. »Ich möchte gerne mehr von dir wissen, Moira, dich besser kennenlernen. Ich bin öfters geschäftlich in Washington… und ich bin die Einsamkeit müde«, schloß er mit Überzeugung. Dann fügte er zögernd, stockend hinzu: »Wenn du es zuläßt.« Sie küßte ihn sanft auf die Wange. »Gerne.« Anstatt sie nun fest in die Arme zu nehmen, ließ Cortez seinen Körper in nicht ganz gespielter Erleichterung schlaff werden. Nach längerem Schweigen sprach er wieder. »Ich will dir von mir erzählen. Also, ich besitze zwei Fabriken, eine in Costa Rica, die andere in Venezuela. Ich stelle Werkzeugmaschinen und Autoteile her. Einfach ist das nicht; als Zulieferer hat man einen schweren Stand. Meine beiden jüngeren Brüder arbeiten auch in der Firma… So, und was machst du?«
»Ich bin seit zwanzig Jahren Chefsekretärin.«
»Ja? Ich habe auch eine.«
»Der du hinterher steigst.«
»Consuela könnte meine Mutter sein und hat schon für meinen Vater gearbeitet. Geht das so in Amerika? Steigt dein Chef dir etwa hinterher?« fragte er mit einem Anflug von eifersüchtiger Empörung.
Sie lachte. »Unsinn. Ich arbeite für Emil Jacobs, den Direktor des FBI.«
»Der Name ist mir kein Begriff.« Eine Lüge. »Das FBI ist wie unsere federales, soviel ich weiß. Und du bist dort also die Vorgesetzte aller Sekretärinnen?«
»Nein, ich kümmere mich vorwiegend um Mr. Jacobs’ Terminkalender. Du glaubst ja nicht, wie beschäftigt er ist Besprechungen, Konferenzen, Tagungen. Und ich muß dafür sorgen, daß alles klappt.«
»Ja, ohne meine Consuela wäre ich auch aufgeschmissen.« Cortez lachte. »Sag mal, was ist dieser Mr. Jacobs eigentlich für ein Mann? Als kleiner Junge wollte ich immer zur Polizei, einen Revolver tragen und mit dem Auto herumfahren. Man muß sich doch toll fühlen, wenn man der oberste Polizist ist.«
»Eigentlich hat er einen reinen Verwaltungsposten. Als Mann an der Spitze beschäftigt man sich vorwiegend mit dem Etat und leitet Sitzungen.«
»Aber sicher erfährt er auch interessante Dinge, die andere nicht wissen. Über Verbrecher und

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