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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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zusätzlichen Gewicht nicht störend. »Dieses Ding schießt echt gut, Sir.«
»Es gehört jetzt Ihnen. Wie gut sind Sie mit der Pistole?«
»Mittelmäßig bis gut, Sir. Ich benutze gewöhnlich…«
»Ich weiß. Sie werden alle Gelegenheit zum Üben bekommen. Pistolen sind im Grund ziemlich nutzlos, aber manchmal ganz praktisch.« Johnson drehte sich um und wandte sich an den ganzen Zug. »So, die nächsten vier vortreten. Alle müssen wissen, wie diese Waffen hier funktionieren. Jeder muß ein Experte werden.«
Chavez gab die H & K an ein anderes Mitglied des Zuges weiter und trat zurück. Er war noch immer bemüht, herauszufinden, worum es hier eigentlich ging. Beim Infanteriekampf ging es ums direkte Töten; gewöhnlich sah man, was man anrichtete und wem man es zufügte. Die Tatsache, daß Chavez bisher noch nicht getötet hatte, war irrelevant; das Töten war trotzdem sein Geschäft, und die Art, auf die seine Einheit organisiert war, verriet ihm, welche Form der Einsatz annehmen würde. Es ging um eine Spezial-Operation, kein Zweifel. Er kannte jemanden, der bei der in Fort Bragg stationierten Elitetruppe Delta Force war. Spezial-Operationen waren im Grunde nur eine Verfeinerung der normalen Infanterietaktik. Man schlich sich so nahe wie möglich heran, mußte meist die Wachposten ausschalten, und dann schlug man so hart und schnell wie möglich zu, wie der Blitz. War die Aktion nicht innerhalb von zehn Sekunden oder weniger abgeschlossen, konnte das Ganze ein bißchen zu aufregend werden. Komisch fand Chavez die Ähnlichkeiten mit der Taktik, die Straßenbanden bei ihren Kriegen anwandten. Fairneß gab es im Krieg nicht. Man schlich sich an und schoß Menschen ohne Warnung in den Rücken. Man gab ihnen keine Chance. Doch was man einem Bandenmitglied als Feigheit vorwarf, galt bei einem Soldaten nur als gute Taktik. Chavez lächelte. Höchst unfair, wenn man es so betrachtete. Nun ja, die Army war halt besser organisiert als eine Bande. Außerdem wurden die Ziele von anderen ausgewählt. Der ganze Zweck einer Armee war wohl, daß ihre Aktionen für irgend jemanden einen Sinn ergaben. Das galt zwar auch für Banden, aber Armeen wurden von Hochgestellten gesteuert, Leuten, die wußten, was sie taten. Ihm mochte der Sinn des Unternehmens schleierhaft sein Soldaten ging das oft so, aber irgendwo saß jemand, der wußte, welchen Zweck die Sache hatte.
Chavez war zu jung, um sich an Vietnam erinnern zu können.
    Die Verführung war der traurigste Aspekt des Jobs.
Auch auf diesem Gebiet seines Berufs war Cortez auf kalte Objektivität und Sachlichkeit trainiert worden, doch es war unmöglich, auf kalte Weise intim zu sein zumindest, wenn man etwas erreichen wollte. Das hatte man selbst an der KGB-Akademie zugestanden, dachte er und lächelte ironisch, als man ihn, einen Latino, in die Irrungen und Wirrungen romantischer Liebe einzuweihen versuchte. Man paßte seine Methoden den Eigenheiten der Zielperson an, in diesem Fall einer sechsundvierzigjährigen, noch erstaunlich attraktiven Witwe. Er tat das nicht zum ersten Mal und wußte, daß solche Frauen immer ein wenig tapfer und ein wenig bemitleidenswert zugleich waren. Das sei ihr Problem und seine Chance, hatte man ihm bei der Ausbildung eingeschärft, aber wie kann ein Mann mit einer solchen Frau intim werden, ohne ihren Schmerz zu spüren? Auf diese Frage hatten die Instruktoren vom KGB keine Antwort gewußt, ihn aber über die richtige Technik aufgeklärt: Auch er sollte erst kürzlich einen schweren Verlust erlitten haben.
Auch seine Frau sei an Krebs gestorben, erzählte er ihr. Er habe erst spät geheiratet und erst die Firma der Familie aufgebaut, ehe er vor erst drei Jahren seine Maria nahm. Sie war schwanger geworden, doch als sie sich beim Arzt den Befund abholen wollte, erfuhr sie, daß sie nur noch sechs Monate zu leben hatte. Nicht die geringste Chance für das Kind, und dann stand Cortez allein da. Vielleicht hat mich Gott gestraft, weil ich so eine junge Frau heiratete, sagte er in sein Weinglas, oder für die Ausschweifungen in meiner Jugend.
An diesem Punkt hatte Moira seine Hand berührt. Es sei gewiß nicht seine Schuld gewesen, hatte die Frau ihm gesagt. Und er hatte aufgeschaut und an ihrem mitfühlenden Blick erkannt, daß sie sich ähnliche Fragen gestellt haben mußte. Die Menschen waren so berechenbar. Man brauchte nur auf die richtigen Knöpfe zu drücken, und schon bekam man die gewünschten Reaktionen. Als ihre Hand seine berührte, war

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