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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Fahndungen zum Beispiel.«
»Unter anderem. Zu unseren Aufgaben gehört auch die Spionageabwehr.«
»Macht das nicht die CIA?«
»Nein. Ich darf nicht darüber reden, aber die Spionageabwehr ist eine Funktion des FBI. Ganz langweilige Sache im Grunde. Alle Berichte gehen über meinen Schreibtisch.«
»Erstaunlich«, merkte Cortez scheinbar desinteressiert. »Du kennst alle Tricks einer Frau und tust obendrein noch etwas für meine Bildung.« Mit einem Lächeln munterte er sie auf, sich weiter auszulassen. Der Idiot, der ihn auf sie angesetzt hatte, war der Ansicht gewesen, sie müsse mit Geld bestochen werden. Mein Ausbildungsoffizier würde stolz auf mich sein. Mit Geld war man beim KGB immer knauserig.
»Nimmt er dich hart ran?« fragte Cortez eine Minute später. »Manchmal komme ich erst spät aus dem Büro, aber im großen und ganzen ist er gut zu mir.«
»Wenn er dich zu viel arbeiten läßt, werde ich mir diesen Mr. Jacobs einmal vornehmen. Was, wenn ich nach Washington komme und dich nicht sehen kann, weil du arbeiten mußt?«
»Willst du wirklich…?«
»Moira.« Sein Timbre änderte sich. Cortez erkannte, daß er zum ersten Mal zu forsch gewesen war. Das Ganze war zu leicht gewesen; er hatte zu viele Fragen gestellt. Diese Frau war zwar eine einsame Witwe, hatte aber eine hohe und verantwortungsvolle Stelle und mußte demnach intelligent sein. Andererseits war sie eine Frau mit Gefühlen und Leidenschaften. Er bewegte die Hände und den Kopf, sah die Frage in ihrem Gesicht: noch mal? Er lächelte: Ja, noch mal.
Diesmal war er nicht mehr so geduldig wie ein Mann, der unbekanntes Territorium erkundet. Nun, da er wußte, was ihr gefiel, ging er zielstrebiger vor. Zehn Minuten später hatte sie alle seine Fragen vergessen; erinnern würde sie sich nur noch an seinen Geruch und seine Berührungen. Sie würde sich wieder jung fühlen und nur fragen, wo das alles hinführen sollte aber nicht, warum und wie es begonnen hatte.
Ihre Kolleginnen und Kollegen merkten es sofort. Nach nur sechs Stunden Schlaf kam sie wie auf Wolken ins Büro und trug ein Kostüm, das sie seit einem Jahr nicht angerührt hatte, und ihre Augen funkelten. Selbst Direktor Jacobs fiel das auf, aber niemand sagte etwas. Jacobs hatte selbst wenige Monate vor Moiras Verlust seine Frau begraben müssen, und er wußte, daß sich eine solche Lücke mit Arbeit allein nicht füllen läßt. Gönne ich ihr, dachte er und nahm sich vor, sie nicht mehr so einzuspannen.

8
Aufmarsch
    Verblüffend eigentlich, wie glatt alles gegangen ist, dachte Chavez. Gewiß, sie waren alle Sergeants, aber wer diese Operation geplant hatte, mußte ein kluger Mann sein, denn jedem Soldaten war seine Funktion von vornherein zugewiesen worden. In der Kompanie war zum Beispiel ein Stabs-Sergeant, der Captain Ramirez bei der Planung half. Es gab auch einen Sanitäter und einen Funker, alle natürlich mit Gefechtsausbildung; und Julio Vega und Juan Piscador waren MG-Schützen gewesen. Jedes Mitglied des Teams paßte genau auf seinen vorbestimmten Posten, und weiteres interdisziplinäres Training erhöhte nur den Respekt, den man voreinander empfand. Nach der harten Ausbildung im schweren Gelände war ihr professioneller Stolz noch größer als bei der Ankunft, und binnen zwei Wochen arbeiteten sie so reibungslos zusammen wie eine gutgeölte Maschine. Chavez, der die Ranger-Schule durchlaufen hatte, war Mädchen für alles und Späher. Seine Aufgabe war es, den anderen voraus von einer Deckung zur anderen zu schleichen, zu beobachten und zu lauschen, und dann Captain Ramirez Meldung zu machen.
»So, und wo sind sie?« fragte der Captain. »Zweihundert Meter vor uns, gleich da um die Ecke«, flüsterte Chavez. »Fünf insgesamt. Drei schlafen, zwei sind wach. Einer sitzt am Feuer. Der andere hat eine MP, er hat einmal einen Kontrollgang gemacht.«
Es war zwar Sommer, aber hier oben in den Bergen trotzdem kühl. In der Ferne heulte ein Kojote den Mond an. Hin und wieder raschelte ein Tier im Unterholz, und das einzige von Menschen erzeugte Geräusch war ferner Fluglärm. In der klaren Nacht war die Sicht erstaunlich gut, auch ohne die Infrarot-Sichtgeräte, mit denen sie normalerweise ausgerüstet waren. In der dünnen Höhenluft funkelten die Sterne nicht, sondern schienen als stetige, scharfe Lichtpunkte.
Ramirez und die anderen Männer des Teams trugen Tarnanzüge und hatten sich die Gesichter geschminkt, so daß sie mit ihrer Umgebung verschmolzen. Wichtiger noch, sie

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