06 - Der Schattenkrieg
begleiten.
»Fertig zum Einstöpseln«, meldete PJ der Kommandantin des Tankers. »Roger«, erwiderte Captain Montaigne im Cockpit der MC-130E und hielt die Maschine waagrecht und auf geradem Kurs. Johns sah zu, wie Willis die konische Spitze des Schlauchs in den Schlepptrichter bugsierte. »Okay, eingestöpselt.«
Captain Montaigne in der MC-130E sah die Kontrolleuchte aufflammen und drückte auf die Sprechtaste. »Aaahhh!« flötete sie hingerissen. »So wie Sie macht’s keiner, Colonel!« Johns lachte laut, drückte zweimal auf die Sprechtaste und erzeugte ein Klicken, das »affirmativ« bedeutete. Dann schaltete er auf die Bordsprechanlage um. »Warum soll ich ihr den Spaß verderben?« fragte er Willis, der bedauerlicherweise keinen Sinn für solche Scherze hatte. Das Umpumpen des Treibstoffs nahm sechs Minuten in Anspruch.
»Wie lange wird das da unten wohl dauern?« fragte Captain Willis anschließend.
»Das habe ich nicht erfahren, aber wenn es sich zu lange hinzieht, werden wir abgelöst, sagte man mir.«
»Angenehm«, meinte der Captain. Sein Blick schweifte zwischen den Fluginstrumenten und der Welt außerhalb des gepanzerten Cockpits hin und her. Der Hubschrauber hatte mehr als seine volle Gefechtsladung an Bord. Johns glaubte fest an Feuerkraft, und die Konsolen für elektronische Gegenmaßnahmen waren ausgebaut worden. Wegen feindlicher Radarüberwachung würden sie sich also keine Sorgen zu machen brauchen, womit Kuba und Nicaragua als Einsatzorte ausschieden. »Wie heiß wird die Operation eigentlich?« fragte er den Colonel. »Heiß genug. Ich sorge immer dafür, daß sich meine Männer schon vorher in Gedanken mit den Gefahren eines Einsatzes befassen, dann finden sie die Sache nicht so aufregend, wenn es wirklich losgeht. Und haarig wird es werden, darauf können Sie sich verlassen.«
Eine andere Stimme kam über den Bordkreis. »Wenn Sie so weiterreden, Sir, kriegen wir hier hinten auch noch Schiß.«
»Wie sieht’s bei Ihnen aus, Sergeant Zimmer?« fragte Johns. Zimmer hatte seinen Platz hinter den beiden Piloten und vor einem beeindruckenden Instrumentengewirr.
»Kaffee, Tee oder Milch, Sir? Auf dem Menü für diesen Flug stehen Huhn à la Kiew, Roast Beef au Jus und verschiedene Gemüse für die Figurbewußten. Warum haben wir eigentlich keine Stewardeß dabei?«
»Weil wir beide für solche Mätzchen zu alt sind, Zimmer«, rief PJ lachend.
»Im Hubschrauber muß das ganz interessant sein, Sir, von wegen Vibration und so.« »Ich bemühe mich schon seit Korea, ihn dazu zu bringen, sich zu bessern«, sagte Johns erklärend zu Willis. »Wie alt sind Ihre Kinder jetzt, Buck?«
»Siebzehn, fünfzehn, zwölf, neun, sechs, fünf und drei, Sir.«
»Himmel noch mal«, merkte Willis an, »Sie müssen eine erstaunliche Frau haben, Sergeant.« »Sie nimmt mich halt ran, damit ich nicht auf dumme Gedanken komme«, erklärte Zimmer. »Fliegen tu ich nur, um ab und zu mal von ihr wegzukommen. Das ist meine einzige Rettung.« »Ihrer Uniform nach zu schließen muß sie auch eine gute Köchin sein.«
»Muß der Colonel denn wieder auf seinem Sergeant rumhacken?« fragte Zimmer. »Ganz und gar nicht. Ich will nur, daß Sie so gut wie Ihre Carol aussehen.«
»Das schaff ich nie und nimmer, Sir.«
»Na schön. Kaffee wäre ganz angenehm.«
»Schon unterwegs, Sir.« Keine Minute später war Zimmer im Cockpit. Die Instrumentenkonsole des Pave Low war groß und komplex, aber Zimmer hatte schon vor langer Zeit kardanisch aufgehängte Halter für die überlaufsicheren Tassen angebracht. PJ trank einen Schluck. »Einen anständigen Kaffee kocht Ihre Carol auch, Buck.« Carol Zimmer stammte aus Kambodscha. Als einzige Überlebende einer zehnköpfigen Familie war sie 1972 während eines nordvietnamesischen Sturmangriffs von PJ und Buck von einem Hügel evakuiert worden. Buck hatte sich auf der Stelle in sie verliebt, und man war sich allgemein einig, daß die beiden die hübschesten Kinder von ganz Florida hatten.
Es war schon spät in Mobile. In Südstaatengefängnissen gelten strenge Regeln, aber für Anwälte machte man Ausnahmen, und im Fall dieser beiden Sträflinge war man seltsamerweise ganz besonders nachsichtig. Die beiden hatten einen noch nicht feststehenden Termin mit »Old Sparky«, dem elektrischen Stuhl im Gefängnis Admore, und die Wärter waren aus diesem Grunde bemüht, den Gefangenen ihre vom Gesetz garantierten Rechte nicht zu beschneiden. Edward Stuart, ihr Anwalt, war vor seinem Besuch umfassend
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