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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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langwierige Prozedur, die nur den Auftakt zu monatelanger Ermittlungsarbeit darstellte. Alle Dokumente, Telefonnummern und Fotos mußten überprüft, die Geschäftsfreunde, Nachbarn und Bekannten des Verstorbenen befragt werden. Der erste wirkliche Durchbruch in diesem Fall war aber erst einen Monat später bei der vierten Hausdurchsuchung erzielt worden. Irgendwie hatten sie alle gewußt, daß es noch etwas Entscheidendes geben mußte. Im Arbeitszimmer des Verstorbenen waren sie auf einen Fußbodensafe unter dem Teppichboden gestoßen. Ihn zu entdecken, hatten sie zweiunddreißig Tage gebraucht. Ein erfahrener Agent knackte dann in knapp neunzig Minuten die Zahlenkombination, indem er erst mit den Geburtstagen der ganzen Familie des Verstorbenen experimentierte und dann Variationen durchspielte. Wie sich herausstellte, erhielt man die dreiteilige Kombination, indem man den Geburtsmonat des Mannes nahm und eins addierte, dem Wochentag seiner Geburt zwei hinzufügte und dem Geburtsjahr drei hinzuzählte. Die Tür des teuren MoslerSafes rieb sich leise an dem Teppichbodenausschnitt, als sie sich öffnete.
Der Safe hatte weder Geld, Juwelen oder Briefe an den Anwalt enthalten, sondern fünf Disketten für den IBM-Personalcomputer des toten Geschäftsmannes. Bright hatte die Disketten sofort mit in sein Büro genommen, wo IBM-kompatible Maschinen standen. Mark Bright war ein guter, also geduldiger Ermittler. Er hatte sich sofort an einen Computerexperten gewandt, der dem FBI hin und wieder half. Der Mann, ein selbständiger Software-Berater, hatte zunächst eingewandt, er habe zuviel zu tun, doch als er erfuhr, daß es um Ermittlungen in einem bedeutenden Kriminalfall ging, wich sein Widerstand der Neugierde. Auf seine erste Anweisung hatte sich Bright schon eingestellt: Bringen Sie den Computer des Mannes und die Festplatte mit.
Nachdem der Software-Experte mit Hilfe eines Programms namens CHASTITY BELT (Keuschheitsgürtel) Kopien der fünf Disketten hergestellt hatte, übergab er Bright die Originale zur Verwahrung und begann die Arbeit an den Kopien. Die Disketten waren natürlich mit einem Code gesichert. Deren gab es viele, aber der Computerfachmann kannte sie alle. Wie Bright und er erwartet hatten, befand sich der Verschlüsselungs-Algorithmus auf der Festplatte. Nun ging es nur noch um die Frage, mit welcher Methode und mit welchem Code die Daten auf den Disketten gesichert waren. Das dauerte neun geschlagene Stunden. Bright versorgte seinen Freund mit Kaffee und belegten Broten und fragte sich, warum der Mann das eigentlich umsonst tat.
»Na also!« Eine ungepflegte Hand drückte auf die PRINT-Taste und der Laserdrucker im Büro begann zu summen und Papier auszuspucken. Alle fünf Disketten waren mit Daten vollgepackt, insgesamt siebenhundert einzeilig bedruckte Seiten. Als die dritte ausgedruckt wurde, war der Software-Experte bereits gegangen. Bright verbrachte Tage mit der Lektüre des Printouts und ließ dann sechs Fotokopien für die anderen mit dem Fall befaßten Agenten anfertigen, die nun das Material am Konferenztisch vor sich hatten.
»Donnerwetter, Mark, dieses Zeug ist Spitze!«
»Hab ich’s nicht gesagt?«
»Dreihundert Millionen Dollar!« rief ein anderer aus. »Und dort kaufe ich selbst ein!« »Um welche Summe geht es insgesamt?« fragte ein dritter nüchterner.
»Ich habe das Ganze nur überflogen«, erwiderte Bright, »und bin bei knapp siebenhundert Millionen angekommen in Form von acht Einkaufszentren von Atlanta bis Fort Worth. Die Investitionen liefen über acht verschiedene Aktiengesellschaften, dreiundzwanzig Banken, und…«
»Da ist ja auch meine Lebensversicherungsgesellschaft dabei! Die erledigt meine Steuer, und…« »So wie das Ganze eingerichtet war, hatte er als einziger den Überblick. Ein richtiges Kunstwerk, diese Verschachtelung…«
»Er trieb es mit seiner Geldgier aber zu weit. Wenn ich das hier richtig interpretiere, sahnte er dreißig Millionen ab. Himmel noch mal…«
Der Plan war wie alle großen Pläne von genialer Einfachheit. Es existierten acht Bauprojekte. In jedem Fall war der Verstorbene als Komplementär aufgetreten, der ausländisches Kapital repräsentierte angeblich aus dem Persischen Golf oder aus Japan stammend, das in einem unglaublichen Labyrinth nichtamerikanischer Banken gewaschen worden war. Mit dem »Ölgeld« hatte der Komplementär Grundstücke erworben und das Projekt in Gang gesetzt, um dann Kommanditisten zu werben, die Kapital einschossen, die

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