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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Reise nach Kolumbien sollte geheim bleiben.
Cortez entspannte sich. Was immer es auch sein mochte, eine unmittelbare Bedrohung stellte es nicht dar. Das Kartell war zu gut abgesichert. Es würde ausreichend Zeit für Analysen und Reaktionen bleiben. In der Schmugglerkette gab es viele, die geopfert werden konnten, sogar viele, die bereit waren, für eine solche Chance zu kämpfen. Und nach einer Weile würde sich das Kartell wie schon immer den veränderten Bedingungen anpassen. Nur diesen Punkt mußte er seinem Arbeitgeber klarmachen. Welches Interesse hatte el Jefe schon an Ramón und Jesús und den anderen Befehlsempfängern, die die Drogen transportierten und die notwendigen Morde ausführten? Entscheidend war doch nur, daß die Versorgung der Drogenkonsumenten nicht abriß. Er dachte wieder an die verschwundenen Flugzeuge. In der Vergangenheit war es den Amerikanern trotz Radar und ihrer vielen Maschinen nur gelungen, eines oder zwei pro Monat abzufangen. Im Lauf der beiden letzten Wochen aber waren vier verschollen. Was hatte das zu bedeuten? Warum der plötzliche Anstieg der Verluste? Wenn sie von den Amerikanern abgefangen worden waren, mußten ihre Besatzungen doch in Gerichtssälen und Gefängnissen aufgetaucht sein, oder? Cortez mußte diesen Gedanken beiseite schieben.
Sabotage vielleicht? Was, wenn jemand Sprengladungen in die Flugzeuge schmuggelte? Unwahrscheinlich… oder? War denn nach so etwas gesucht worden? Schon eine winzige Sprengkapsel konnte ein niedrig fliegendes Flugzeug so beschädigen, daß der Pilot keine Zeit mehr zum Abfangen hatte. Das mußte er überprüfen. Doch wer könnte so etwas tun? Die Amerikaner vielleicht? Welch ein Aufruhr, wenn bekannt wurde, daß die USA Sprengladungen in Flugzeuge schmuggelten! Würden sie dieses politische Risiko eingehen? Vermutlich nicht. Gut, wer sonst? Die Kolumbianer womöglich. Einem hohen, ganz unabhängig operierenden kolumbianischen Offizier war so etwas schon zuzutrauen. Es konnte keine Aktion der Regierung sein, schloß Cortez. Dort hatte das Kartell zu viele Informanten.
Mußten es denn Bomben sein? Warum nicht kontaminierter Treibstoff? Es konnten kleine Manipulationen am Motor vorgenommen, ein wichtiges Kabel durchgescheuert worden sein. Hatte ein Mechaniker die Einstellung des künstlichen Horizonts verändert oder nur dafür gesorgt, daß er ausfiel? Wie leicht ließ sich eine kleine Maschine fluguntüchtig machen? Wo konnte er sich erkundigen? Bei Larson?
Cortez murrte in sich hinein. Ziellose Spekulationen, völlig unprofessionell. Es gab zahllose Möglichkeiten. Fest stand nur, daß etwas im Gange war. Die ungewöhnlich große Zahl verschollener Flugzeuge mochte ein Zufall sein, eine statistische Anomalie das glaubte er zwar nicht, zwang sich aber, die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen.
»Die Regeln ändern sich«, murmelte er. »Wie bitte?« fragte der Fahrer. »Zurück zum Flughafen. Meine Maschine nach Caracas geht in einer knappen Stunde.«
»Si, Jefe.« Cortez’ Maschine startete pünktlich. Aus naheliegenden Gründen mußte er zuerst nach Venezuela. Moira konnte neugierig werden, sein Ticket sehen oder seine Flugnummer wissen wollen, und außerdem interessierten sich amerikanische Agenten mehr für Leute, die direkt nach Bogotá flogen. Vier Stunden später nahm er den Anschlußflug der Avianca zum Flughafen El Dorado International. Von dort aus machte er in einer Privatmaschine den letzten Sprung über die Berge.
    Die Ausrüstung wurde ausgegeben wie üblich, aber es gab eine Ausnahme: Der Empfang mußte nicht durch Unterschrift bestätigt werden. Gewöhnlich hatte jeder Soldat, der Ausrüstungsgegenstände verlor oder zerstörte, Rechenschaft über den Verbleib abzulegen.
Die Ausrüstung unterschied sich von Mann zu Mann. Chavez, der Späher des Zuges, hatte am wenigsten zu tragen; Julio Vega, der MG-Schütze, am meisten. Ding bekam elf Magazine für seine MP-5, insgesamt dreihundertdreißig Schuß. Zwei Soldaten wurden mit Gewehrgranaten ausgerüstet; diese stellten die größte Feuerkraft des Zuges dar.
Seine Uniform hatte nicht das übliche Tarnmuster, sondern bestand aus Khaki, damit der Träger dem zufälligen Beobachter nicht sofort als Amerikaner erkennbar war. Dazu ein weicher grüner Hut statt eines Helms, ein Halstuch, eine kleine Sprühdose mit graugrüner Farbe und zwei Schminkstifte fürs Gesicht. Ferner eine wasserdichte Kartentasche mit mehreren Karten, vier Meter Seil mit Bajonetthaken, ein UKW-Funkgerät mit

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