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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Man hatte ein nutzloses Stück Schrott ins All geschossen. Der Satellit aber verhielt sich, als sei nichts geschehen. Zur vorbestimmten Zeit trennte er sich von der vierten Stufe und begann mit vorprogrammierten Manövern. Zehn Meter lange Arme wurden ausgefahren. Die Gravitation der über dreißigtausend Kilometer entfernten Erde sollte auf sie wirken und den Satelliten permanent nach unten schauen lassen. Dann wurden die Sonnensegel entfaltet und begannen, die Bordbatterien zu laden. Und schließlich formte sich eine gewaltige Parabolantenne mit einem Rahmen in Gemischtbauweise aus Metall, Kunststoff und Keramik, der sich an seine vorbestimmte Form »erinnerte« und sich bei der Erwärmung durch die Sonne über einen Zeitraum von drei Stunden zu einem Durchmesser von dreißig Metern ausdehnte.
Der Satellit vom Typ Rhyolite-J war eigentlich technisch überholt und seit seinem Bau 1981 für über hunderttausend Dollar im Jahr eingemottet gewesen in Erwartung eines Starts, der eigentlich nie geplant gewesen war, denn CIA und die nationale Sicherheitsbehörde NSA hatten inzwischen modernere, weniger schwerfällige elektronische Aufklärungssatelliten entwickelt. Die Aufgabe des Rhyolite-J war das Belauschen sowjetischer elektronischer Emissionen gewesen: Telemetrie von Raketentests, Luftabwehrradar, Mikrowellen-Kommunikation und sogar Signale von Spionagegeräten, die Offiziere und Agenten der CIA in der Nähe von geheimen Einrichtungen der Sowjetunion zurückgelassen hatten.
Auf Kap Canaveral verlas ein Presseoffizier der Air Force eine Erklärung, derzufolge der Satellit die vorgesehene Umlaufbahn verfehlt hatte. Dies konnten die Sowjets, die damit gerechnet hatten, daß er einen Platz über dem Indischen Ozean einnehmen würde, verifizieren. Merkwürdig fanden sie nur, daß die Amerikaner den Späher, der sich nun in Schlangenlinien über der Grenze zwischen Brasilien und Peru bewegte und die Sowjetunion noch nicht einmal »sehen« konnte, überhaupt eingeschaltet hatten. Über einen weiteren Fischdampfer vor Kalifornien hörten sie gelegentlich verschlüsselte Funksprüche vom Satelliten an eine Bodenstation ab. Was der Trabant da sendete, war für die Sowjetunion von geringem Interesse.
Die fraglichen Signale wurden in Fort Huachuca in Arizona empfangen, wo Techniker in einem unauffälligen Kommunikations-Lkw ihre Instrumente zu kalibrieren begannen. Daß der Start angeblich ein Fehlschlag war, wußten sie nicht. Für sie stand nur fest, daß alles daran geheim war.
    Das ist also der Urwald, dachte Chavez. Es stank, aber der Geruch störte ihn nicht so sehr wie die Schlangen. Chavez hatte bisher noch niemandem verraten, wie sehr er Schlangen aller Art haßte und fürchtete. Den Grund kannte er nicht, aber schon beim bloßen Gedanken an die sich ringelnden Viecher mit zuckenden Zungen und lidlosen Augen bekam er eine Gänsehaut. Sie hingen an Ästen und versteckten sich unter umgestürzten Bäumen, um zuzuschlagen, wenn er vorbeikam. Und da er überzeugt war, an einem Biß sterben zu müssen, blieb er äußerst wachsam.
Endlich hatte er sich zu einer Straße durchgeschlagen. Eigentlich hätte er im Schlamm bleiben sollen, aber er wollte sich an einer freien, trockenen Stelle hinlegen, die er erst mit seinem Nachtsichtgerät AN/PVS-7 auf Schlangen absuchte. Er holte tief Luft und nahm dann die Feldflasche aus dem Halter. Sie waren seit sechs Stunden unterwegs und hatten acht Kilometer zurückgelegt, was einen ziemlichen Gewaltmarsch darstellte, aber sie sollten diese Straße vom Gegner unentdeckt vor Tagesanbruch erreichen. Zweimal hatte Chavez OPFOR feindliche Kräfte entdeckt, und beide Male waren es Militärpolizisten gewesen, seiner Auffassung nach also keine richtigen Soldaten. Chavez hatte seinen Zug lautlos um sie herumgeführt. Er hätte sie alle vier mit Leichtigkeit ausschalten können, aber das war nicht sein Auftrag.
»Gut gemacht, Ding.« Captain Ramirez legte sich neben ihn. Beide unterhielten sich im Flüsterton. »Kleinigkeit. Die haben ja gepennt.« Der Captain grinste. »Ich hasse den Dschungel. Wimmelt nur so vor Insekten.«
»Die Schlangen find ich schlimmer, Sir.« Beide suchten die Straße in beiden Richtungen ab. Nichts. Ramirez schlug dem Sergeant auf die Schulter und ging nach dem Rest des Zuges sehen. Kaum hatte er sich entfernt, da kam dreihundert Meter weiter eine Gestalt aus dem Wald und ging direkt auf Chavez zu.
Ding zog sich unter einen Busch zurück und legte seine ungeladene

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