06 - Der Schattenkrieg
geringer Reichweite, ein japanisches Fernglas mit siebenfacher Vergrößerung, zwei Feldflaschen für den Gürtel, eine dritte, die in den Rucksack ein Zivilmodell, kein Army-Tornister kam.
Ding erhielt eine Blinklampe mit Infrarot-Filter, denn zu seinen Aufgaben gehörte die Auswahl und Markierung von Hubschrauber-Landezonen. Hinzu kamen ein Signalspiegel (Metall, unzerbrechlich) für Situationen, in denen der Einsatz des Funkgerätes nicht ratsam war, eine kleine Taschenlampe, ein Gasfeuerzeug, starke Paracetamol-Tabletten, eine Flasche Hustensaft mit Kodein, Vaseline, eine Spritzflasche mit konzentriertem Reizgas, ein Waffenreinigungs-Set, eine Zahnbürste, Ersatzbatterien und eine Gasmaske.
Chavez hatte nur vier Handgranaten holländische des Typs NR-2O C1 zu tragen, dazu zwei Nebelgranaten, die ebenfalls aus den Niederlanden stammten. Der Rest des Zuges bekam Splittergranaten und CS-Reizstoffgranaten, ebenfalls aus Holland. Die gesamte Bewaffnung und Munition des Zugs war in Colón, Panama, eingekauft worden, das sich zum günstigsten Waffenmarkt der Hemisphäre entwickelt hatte. Für Bargeld war hier praktisch alles zu haben.
Zur Verpflegung gab es die üblichen Rationssätze. Hygienisches Trinkwasser sollten Reinigungstabletten sicherstellen; wer diese vergaß, konnte auf ein Mittel gegen Durchfall zurückgreifen. Alle Männer hatten schon in Colorado Auffrischungsimpfungen gegen alle im Einsatzgebiet auftretenden Tropenkrankheiten bekommen. Der Sanitäter trug eine volle medizinische Ausrüstung, jeder Schütze Morphiumspritzen und eine IV-Flasche Blutersatz.
Chavez hatte eine rasiermesserscharfe Machete, ein zwanzig Zentimeter langes Klappmesser und seine drei vorschriftswidrigen Wurfsterne, von denen Captain Ramirez nichts wußte, dabei; insgesamt waren dreißig Kilo zu schleppen. Vega mußte sich mit knapp vierzig abplagen. Ding rückte die Ladung auf seinen Schultern herum, um ein Gefühl für sie zu bekommen, und stellte dann die Gurte nach, aber bequemer hatte er es dann auch nicht. Immerhin trug er ein Drittel seines Körpergewichts, also ungefähr das Maximum, das ein Mann über längere Strecken schleppen kann, ohne zusammenzubrechen. Seine Stiefel waren eingelaufen, und er hatte zwei Paar trockene Socken dabei. »Ding, hilfst du mir mal kurz?« bat Vega. »Klar, Julio«, meinte Ding und zog dem MGSchützen einen Schultergurt nach. »Besser so?«
»Genau richtig, ’mano. Hat schon seinen Preis, wenn man so gut bewaffnet ist.«
»Stimmt, Oso.« Julio, der von allen am meisten zu schleppen vermochte, hatte einen neuen Spitznamen eingefangen: Oso, der Bär.
Captain Ramirez schritt die Reihe ab, prüfte die Ladung der Männer auf richtigen Sitz und ihre Waffen auf Sauberkeit. Dann stellte er sich vor dem Zug auf.
»So, hat jemand Schmerzen oder Blasen an den Füßen?«
»Nein, Sir!« schallte es zurück. »Sind wir bereit?« fragte Ramirez mit einem breiten Grinsen, das über die Tatsache, daß er so nervös war wie alle anderen, hinwegtäuschen sollte.
»Ja, Sir!« Nun mußte nur noch eines erledigt werden. Ramirez nahm allen ihre Hundemarken, Brieftaschen und alles ab, was sie identifizieren konnte, und tat es in Klarsichtbeutel. Dann legte er seine eigene Erkennungsmarke ab, zählte die Beutel noch einmal und ließ sie auf einem Tisch liegen. Draußen bestieg jeder Zug einen Fünftonner. Der Zug war nun ein Team, ein einziger komplexer Organismus. Jeder wußte alles vom anderen, von den Geschichten über sexuelle Heldentaten bis zu den Fähigkeiten als Scharfschütze. Einige feste Freundschaften und auch mehrere noch wertvollere Rivalitäten hatten sich entwickelt. Die Männer waren sich bereits näher, als Freunde es jemals sein können. Jeder wußte, daß sein Leben vom Können des anderen abhing, und keiner wollte vor seinen Kameraden Schwächen zeigen. Ramirez stellte das Gehirn dar, Chavez die Augen, Julio Vega und der andere MG-Schütze die Fäuste, und auch die anderen waren lebenswichtige Organe. Für ihren Auftrag waren sie so gut wie möglich vorbereitet.
Die Laster trafen dicht aufeinander hinter dem Hubschrauber ein, und die Soldaten gingen in Zügen an Bord. Zuerst fiel Chavez die 7,62 mm Minikanone an der rechten Seite der Maschine auf. Neben der Waffe befand sich ein Sergeant der Air Force in grünem Overall und Fliegerhelm mit Tarnmuster; ein breiter Patronengürtel verband den Verschluß mit einem großen Geschoßbehälter. An der linken Tür war eine zweite, unbemannte Kanone
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