06 - Die Angel Chroniken 1
diesem Falle ja wohl sparen."
„Es tut mir leid."
Er wußte, daß sie es ehrlich meinte. Er wurde weich. „Mir auch." Aber mit seinem übergroßen Sinn für Verantwortung mußte er noch hinzufügen: „Ich nehme dich so hart ran, weil ich weiß, womit du es zu tun hast. Von heute an", versprach er, „kein Druck mehr, kein Drängeln." Er machte eine kurze Pause. „Nur ein außergewöhnliches Maß an Rumschubserei."
Arm in Arm verließen die Jägerin und der Wächter das Gewölbe.
EPILOG
Abends im Bronze - Ein kurzgewachsener, eifriger Erstsemester trieb die Bedienung an: „Beeilung bitte!" Die Cappuccino-Maschine sprudelte und spuckte. „Geht's nicht etwas schneller?"
Endlich war alles fertig, und er hastete davon, um Queen Cordelia, die ihn mit grenzenloser Verachtung ansah, seine Geschenke zu überreichen: einen schaumigen Cappuccino und einen Teller mit einem Muffin drauf.
„Danke Jonathon", sagte sie mit hoheitsvollem Blick. „Haben wir da nicht etwas vergessen?"
Er sah besorgt auf das Tablett und murmelte: „Zimt, Schokolade, koffeinreduziert, fettfrei" Dann dämmerte es ihm:
„Extra Milchschaum!"
Sie nahm den Muffin vom Teller und verscheuchte Jonathon mit einer wedelnden Handbewegung. Er verschwand wieder mit dem Kaffee.
Cordelia wandelte an dem Tisch vorbei, an dem Willow, Buffy und Xander saßen. Xander las in der Sunnydale Press.
„Junge Männer", nölte Cordelia. „Die einzig akzeptable Lösung." Sie schlenderte von dannen.
Xander faßte seine Lektüreergebnisse für die anderen zusammen: „Hier steht, daß sie alle lebenslange Haftstrafen bekommen werden. Die Ermittler haben in einer großen Höhle unter dem Verbindungshaus Knochen von den verschwundenen Mädchen gefunden, da waren auch Knochen von vor fünfzig Jahren."
Xander las ein Stück vor: „Eine überraschend hohe Anzahl von Unternehmen, deren Vorstände oder Begründer ehemalige Delta Zeta Kappas sind, haben sinkende Profite, Steuerfahndungen und sogar Selbstmorde in den Vorstandsetagen zu beklagen." Er bemerkte witzelnd: „Gib der Schlange nichts mehr zu fressen, und sie verlieren ein Vermögen. Also, ich gla ube, die Reichen sind wirklich anders, oder?"
Willow fragte Buffy: „Und, hast du etwas von Angel gehört?"
Buffy schüttelte den Kopf. Fast hätte sie „natürlich nicht" gesagt.
Willow drückte sie an sich. „Als er so wütend darüber wurde, daß du in Gefahr warst und sich dann verwandelte . . . grrrr", - in all ihrer Ahnungslosigkeit zog sie eine Grimasse, die höchsten Vampirärger simulieren sollte - „das war das Faszinierendste, was ich je gesehen habe. Ich meine, wie viele Jungs können schon ..."
Xander runzelte die Stirn, während er in seiner Zeitung weiterlas. Dann sah er Willow an. „Angel, Angel, Angel. Muß sich denn jedes Gespräch letzten Endes um diesen Freak drehen?"
Angel trat aus dem Dunkel und kam an den Tisch. Buffys Herz setzte einen Schlag aus. „Hey Mann, wie geht's?" begrüßte ihn Xander. Er war nicht im geringsten peinlich berührt, daß Angel ihn gehört hatte.
Angel sah Buffy an. „Buffy", sagte er.
Sie schnappte nach Luft. „Angel."
„Xander”, sagte Xander sarkastisch. Vielleicht versuchte er mal wieder, seine verletzten Gefühle zu verbergen - vielleicht auch nicht. Buffy wußte nicht genau, wer hier wieviel versteckte.
Angel sah sie geradeheraus an, und sie verspürte ein Kribbeln von Kopf bis Fuß. „Ich habe gehört, hier gibt es Kaffee."
Kaffee . ..
„Und ich habe mir gedacht, wir könnten vielleicht mal einen trinken."
Er wollte sich mit ihr verabreden!
Sie antwortete nicht. Sie würde dafür sorgen, daß er den ganzen Satz sagte, daß er alles sagte. Sie wollte es ihm nicht zu leicht machen. „Irgendwann mal", fügte er hinzu.
Sie saß immer noch regungslos da.
„Wenn du möchtest", beendete er.
Zu dem Kribbeln in Buffys Körper gesellte sich ein Gefühl von aufsteigendem Triumph. Okay, vielleicht war sie verrückt, weil sie Vampire jagte, während alle anderen am Telefon über ihre Freunde quatschten. Vielleicht war die Hälfte der Zeit, wenn sie sich sahen, völlig chaotisch, weil sie mit Dämonen und den Mächten der Dunkelheit kämpfen mußten. Vielleicht würde sie auch nie in ihrem Leben zur „Miss Sunnydale" gewählt werden.
Aber Angel wollte Kaffee mit ihr trinken.
„Ja", sagte sie und kostete diesen sehr, sehr süßen Moment aus. Angels Miene hellte sich auf. Er sah zufrieden aus - und erleichtert. „Irgendwann", sagte sie.
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