06 - Die Angel Chroniken 1
auf Gewalt nicht vorbereitet gewesen. Sie bekam es mit der Angst zu tun. So hatte sie sich das Ganze nicht vorgestellt. Die Einsamen würden jetzt gleich hereinkommen, also machte sie sich bereit. Langsam ging sie die Treppe hinauf.
Die Tür flog weit auf. Eine Gestalt mit furchterregendem Gesicht und weißem Haarschopf kam herein. Weitere folgten ihm.
Er knurrte sie an und riß ihr rotes Halsband ab. Sie war zu Tode verängstigt.
Der Vampir sagte: „Nehmt sie alle. Und laßt mir die Jägerin!"
Er stieß seine Zähne tief in ihren Hals. Die anderen Vampire liefen die Treppe hinunter und stürzten sich auf Chantarelles Freunde. Sie bissen ihnen brutal in die Hälse und schwelgten in dem Genuß.
Sie waren in keinster Weise erhaben. Dies war kein heiliger Moment. Alles war eine Lüge, eine schreckliche Lüge . ..
Ford kam mit dem Brecheisen um die Couch herum. Buffy stürzte sich auf ihn, packte das Eisen, drehte es ihm aus den Händen und schlug Ford mit dem Kopf an einen Pfeiler. Er sank zu Boden.
Und dann sah Buffy das Mädchen.
Spikes Mädchen.
Angels Mädchen.
Drusilla stand oben auf der Galerie. Sie sah benommen und hungrig aus. Ohne zu zögern, sprang Buffy auf das Sofa und von dort auf die Galerie. Sie landete gleich neben Drusilla, packte sie, zog einen Holzpflock aus der Tasche und platzierte ihn direkt über dem kalten Herz des verrückten Mädchens.
„Spike!" rief Drusilla.
Spike erstarrte. Er sah äußerst verängstigt aus. Sofort ließ er von Chantarelle ab, die zu Boden fiel und in Tränen ausbrach.
„Alles aufhörend” schrie Spike.
Die Vampire gehorchten.
„Gute Idee", sagte Buffy und preßte den Pflock weiter fest gegen Drusillas Brust. „Und jetzt laßt ihr alle gehen, sonst paßt deine Freundin in einen Aschenbecher."
„Spike?" rief Drusilla ängstlich.
„Alles wird gut, Baby." Zu seinen Leuten gewandt sagte er:
„Laßt sie gehen."
Die Wahren Gläubigen stoben aus der offenen Tür des Sunset Clubs, als wäre ihnen der Leibhaftige auf den Fersen. Der Junge mit dem Umhang war ganz vorne mit dabei. Der letzte von ihnen hielt an, um Chantarelle zu helfen.
Buffy hatte Drusilla fest im Griff und machte sich mit ihr im Schlepptau auf den Weg zur Tür. Sie warf sie in letzter Sekunde Spike in die Arme. Spike fing seine Freundin auf, als Buffy die Tür erreichte und hinaustrat. Sie knallte sie fest hinter sich zu.
Spike hastete mit seinen Leuten die Treppe hinauf zu der verschlossenen Tür. Er betrachtete sie von oben bis unten und schwieg.
„Äh, wo ist hier eigentlich die Klinke?" fragte er dann.
Als Buffy draußen war, sah sie die Wahren Gläubigen in alle
Himmelsrichtungen davonstürzen. Xander, Willow und Angel tauchten vor dem Club auf.
„Ihr kommt gerade rechtzeitig", rief Buffy ihnen zu.
„Sind die Vampire ..." fragte Willow. Buffy nickte. „Sie sind eingeschlossen. Aber sie können natürlich irgendwie rauskommen. Also sollten wir uns erst einmal verdrücken. Wir können zurückkommen, wenn sie verschwunden sind."
„Wozu?" fragte Xander.
Buffy spürte wieder Wut in sich aufsteigen, überschattet von einer tiefen, schweren Sorge. „Wegen der Leiche", antwortete sie.
Er lebte noch.
Ford rappelte sich benommen auf und sah sich um. Sein Kopf tat schrecklich weh. Er fragte: „Was ist passiert?"
„Wir sind im Bunker eingeschlossen", antwortete Spike wütend.
Ford sah sich um. „Und Buffy?"
„Die ist nicht mehr hier", entgegnete der Vampir.
Ford zuckte mit den Schultern. Wie gewonnen, so zerronnen. „Hör mal, ich habe geliefert. Ich habe sie euch auf dem Tablett serviert."
„Ja, das hast du wohl", antwortete der Vampir.
„Was ist also mit meiner Belohnung?" Spike und Drusilla starrten ihn an.
Sie waren hungrig.
Buffy kam bei Tageslicht zurück und fand alles so vor, wie sie befürchtet hatte: Die Metalltür war aus den Angeln gerissen.
Ford lag ausgestreckt auf den Treppenstufen. Seine toten Augen starrten sie an.
EPILOG
Auf dem Friedhof standen Giles und Buffy am frischen Grab von Billy Fordham. Buffy legte Rosen darauf. Das Mondlicht drang matt durch die Bäume, unter denen sich so viele Dramen aus Buffys Leben ereignet hatten. Hier hatte sie sich mit Angel über die Verabredung zum Kaffee gestritten. In der Gruft in der Nähe hatte sie ihn gefragt, ob er wüßte, wie es ist, einen Freund zu haben.
Und nun beerdigte sie jemanden, der einmal ein Freund gewesen war.
Sie sah Giles an. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll."
„Du brauchst
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